Ich erhalte in regelmäßigen Abständen E-Mails, in denen ich gefragt werde, ob ich
- Jemals Antidepressiva eingenommen habe und
- wie ich grundsätzlich zu Antidepressiva stehe.
Um diese Fragen für alle noch einmal zu beantworten, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Artikel zum Thema “Antidepressiva” zu verfassen.
Ich wurde das erste Mal mit Antidepressiva konfrontiert, als mich meine Hypochondrie zum wiederholten Male zum Neurologen geführt hatte. Dieser untersuchte mich aufgrund vielfältiger Symptome mal wieder auf Multiple Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen.
Nachdem ich wieder Mal eine Vielzahl neurologischer Untersuchungen über mich habe ergehen lassen und Mal wieder nichts festgestellt werden konnte, sagte mit der Chefarzt der Neurologie: “Also, bei Ihnen scheint es mir mehr die “Angst vor der Angst” zu sein. Wir könnten dem Ganzen mit Hilfe von Medikamenten gegensteuern. Lassen Sie es sich einmal durch den Kopf gehen, machen Sie bei Bedarf erneut einen Termin bei mir und wir finden die für Sie richtigen Antidepressiva.”
Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich immer, dass Antidepressiva nur gegen Depressionen helfe. Ich erfuhr damals zum ersten Mal, dass Antidepressiva auch bei einer Angststörung hilfreich sein konnten.
Antidepressiva – Ja oder nein ?
Mir war relativ schnell klar, dass ich nicht dazu bereit war, Antidepressiva einzunehmen. Es sträubte sich alles in mir und ich war nicht überzeugt, dass mir das in irgendeiner Form helfen konnte. Zudem war ich zu diesem Zeitpunkt immer noch davon überzeugt, ernsthaft krank zu sein.
Also vereinbarte ich keinen Termin. Antidepressiva – das wollte ich einfach nicht! Mit der Zeit ging es mir immer schlechter. Hypochondrie und Panikattacken hatten mich mehr und mehr im Griff. So begann ich vor einigen Jahren eine ambulante Therapie. Als Vorwand vor mir selbst konnte den kreisrunden Haarausfall anführen.
Nach einiger Zeit schlug mir meine Therapeutin ebenfalls vor, es einmal mit Antidepressiva zu versuchen. Diese könnten mir dabei behilflich sein, dass mein Körper sich ein wenig entspannt. Ich würde nämlich aufgrund lang andauernder psychischer und körperlicher Anspannung gar nicht mehr wissen, wie sich Entspannung überhaupt anfühlt. Antidepressiva könnten mich so bei meiner Therapie enorm unterstützen.
Das hörte sich für mich logisch an und so begann ich, mich zum ersten Mal so richtig, mich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, mich bei meiner Therapie pharmazeutisch unterstützen zu lassen.
Entscheidung gegen Antidepressiva
Ich hatte jedoch ein ungutes Gefühl bei der Vorstellung, dass ein Medikament, in welcher Form auch immer, in mein Gehirn, in meine Gefühlslage eingreifen sollte. Zudem hatte ich Angst, dass ich beim Absetzen des Antidepressivums in ein tiefes Loch fallen würde und alles so wird wie vorher. Außerdem befürchtete ich, dass ich das Weiterführen einer Psychotherapie als nicht mehr notwendig erachte, wenn es mir mit Hilfe der Antidepressiva gut geht.
Ich habe mich schließlich schwer genug damit getan, überhaupt eine Therapie zu beginnen. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich deshalb dagegen. Ich wollte es lieber mit Entspannungstechniken versuchen.
Für mich kam die Einnahme von Antidepressiva nicht in Frage. Die Vorstellung diese Medikamente einzunehmen löste einfach ein Unbehagen in mir aus, welches für andere vielleicht nur schwer nachvollziehbar ist.
Antidepressiva – Mein Fazit
Die eine der beiden Fragen, die mir bezüglich Antidepressiva immer wieder gestellt werden, wurde damit bereits beantwortet.
1. Nein, ich habe nie Antidepressiva eingenommen.
Jetzt könnte man vermuten, dass ich Antidepressiva grundsätzlich ablehne. Dem ist jedoch nicht so!
Ich weiß, dass Antidepressiva durchaus ihre Berechtigung haben und für viele Menschen von großem Nutzen sind. Ich weiß auch, dass man mir deren Einnahme wohl kaum grundlos angeboten hat. Es soll an dieser Stelle nicht der Eindruck entstehen, ich würde eine medikamentöse Therapie generell verteufeln. Tatsächlich können Antidepressiva im Einzelfall wohl sehr hilfreich sein.
Die Beantwortung der zweiten Frage, wie ich zu Antidepressiva stehe, fällt deshalb folgerndermaßen aus.
2. Antidepressiva können hilfreich sein und haben durchaus ihre Berechtigung. Bei manchen Krankheitsbildern, wie schweren Depressionen, sind diese Medikamente wohl unentbehrlich. Ansonsten muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das für ihn das Richtige ist.
Ich warne jedenfalls davor, zu schnell zu urteilen. Diskutiere das Für und Wider von Antidepressiva vorerst ausführlich mit Deinem Arzt oder Therapeuten. Ein generelles Urteil kann an dieser Stelle nicht getroffen werden, da es immer auf den Einzelfall ankommt.