Anti-Rechtsradikalismus ist nicht facebook-konform

Von Latrinum

Zuerst ein Widerspruch:  Ich bin entschieden gegen Zensur – und ich bin für Zensur. Als freiheitsliebender und liberaler Mensch bin ich gleichzeitig verantwortungsbewusst genug (hoffe ich!), andere Meinungen und Lebensweisen zu akzeptieren, zuzulassen und mich mit ihnen gegebenenfalls auf sachlicher Ebene auseinanderzusetzen. Radikalismus, Hetze, Verunglimpfung, Rücksichts- und Achtlosigkeiten und andere Feinheiten allerdings kann und will ich nicht tolerieren, allein, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie sie mit meinem Motto „suum cuique“ (bei uns in Bayern auch: „leben und leben lassen“) vereinbar sein können. Aber zurück zur Zensur. Facebook hat zensiert. Endlich!, möchte man meinen. Aber dann schlägt man sich doch lieber mit der flachen Hand an die Stirn…

Zensiert beziehungsweise gleich stillgelegt wurde ausgerechnet eine anti-rechtsradikale Fanseite, die, je nach Blickwinkel, zu den Guten gehört. Doch die kritische Beleuchtung der offiziell als rechtsextrem eingestuften NPD war den Verantwortlichen bei Facebook wohl nicht so genehm, wie die NPD-Seite selbst. Die ist nämlich auch nach Protesten noch immer online. „Hasserfüllt, bedrohlich und obszön“ seien die Einträge von NPD-Blog.info gewesen und damit nicht mit den Regeln des sozialen Netzwerks vereinbar, so die bisher einzige Stellungnahme. 2007 wurde das Blog übrigens für den Grimme Online Award und den Goldenen Prometheus nominiert. Und 2009 landete es auf dem dritten Platz des Axel-Springer-Preises. Aber die Juroren werden eben schlicht keine Ahnung haben.