Gestern gab es bei uns ganz schlicht und ergreifend Soja-Frikadellen nach dem früheren Rezept meiner Mutter, ein saftiges, herzhaftes, knuspriges Lieblingsessen aus Kindertagen, das ich mit Soja-Granulat, Champignons, Sherry, Käse und Räuchertofu abgewandelt habe. Die kleinen Pflanzerln sind natürlich der adventlich-kulinarischen Erlebniswelt so gar nicht zugehörig. Aber nach der Menü-Kocherei der letzen Zeit brauchte ich nicht nur ein paar Tage Blog-Pause, sondern auch eine einfache und ehrliche Anti-Lebkuchen-und-Kekschen-Intervention
Und die poste ich jetzt mal ganz azyklisch inmitten all der ja noch voll und ganz andauerenden vorweihnachtlichen Jetzt-wollen-wir-es-aber-nochmal-wissen-Stimmung in der Food-Blogosphäre. Für die fehlt mir mit fortschreitendem Advent leider so langsam aber sicher die Zeit und die Puste – und ich bewundere alle maßlos, die es jetzt noch schaffen, Großartiges auf ihre Blogs zu bringen. Wie macht ihr das nur? Toll!
Ich habe jetzt jedenfalls erst mal nix Kulinarisches mehr in petto, verspeise bis zum Fest nur noch Zeit- und Kaloriensparendes wie Rohkost, Pesto aus dem Glas und Süppchen aus der Tüte und werde derlei Ungemach natürlich nicht bloggen
Zutaten
Für ca.12 kleine Frikadellen
75 g Soja-Granulat (Trockenprodukt)
200 ml Gemüsebrühe
1 Lorbeerblatt
100 g Räuchertofu
100 g Champignons
100 g Feta
3 kleine Schalotten
einige Zweige Petersilie (gehackt ca. 1 EL)
3 EL Sahne
3 EL Sherry
2 Eier
6 gestr. EL Semmelbrösel
4 EL Butter
4 EL neutrales Öl
1 TL Majoran
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Sojagranulat nach Packungsanweisung in der Brühe mit dem Lorbeerblatt quellen lassen, danach abtropfen lassen und gut ausdrücken. Petersilie sehr fein hacken, Käse, Schalotten und Räuchertofu fein und die Champignons fitzelklein würfeln. Schalotten, Räuchertofu und Champignons kurz zusammen bei mittlerer Hitze in 2 EL Butter anschwitzen, aber nicht bräunen, die Stückchen sollen saftig bleiben. Salzen und pfeffern. Aus der Pfanne nehmen und beiseite stellen.
In derselben Pfanne 2 EL Öl erhitzen und das Sojagranulat unter Rühren darin bei mittlerer Hitze anbraten, diesmal allerdings kräftig mit leichter Bräunung (das gibt zusätzliches Aroma), dabei alle Flüssigkeit verlieren lassen. Gegen Ende den Majoran zugeben, mit dem Sherry ablöschen und diesen verdampfen lassen. Lorbeerblatt entfernen und das Soja mit den anderen angebratenen Zutaten mischen.
Sahne und Eier verquirlen. Zusammen mit dem Käse und der Petersilie zu der Soja-Mischung geben, alles unterheben, kräftig pfeffern und gegebenenfall nochmals etwas salzen. Aus der Masse 12 kleine Frikadellen formen und in jeweils 2 EL Butter und Öl auf beiden Seiten kräftig und nicht zu lange anbraten, so dass sie außen eine schöne kleine Kruste bekommen und innen noch schön saftig sind (es ist ja alles schon vorher gegart worden, daher muss man die kleinen Dinger tatsächlich nicht zu Tode braten). Aus der Pfanne nehmen und sofort servieren. Ich habe dazu Feldsalat mit einer etwas verspielten Vinaigrette aus Walnuss- und Pistazienöl, Himbeeressig, Schalotten, Salz und Pfeffer gemacht. Ansonsten passt zu Frikadellen ja so ziemlich jedes Gemüse und Kartoffeln in allen Varianten.
Variationen: Statt Räuchertofu und Käse kann man im Prinzip alles einarbeiten, was man mag oder was man so an Resten verarbeiten möchte: Oliven, getrocknete Tomaten, Steinpilze, Kapern, Emmentaler oder, oder, oder. Bei Gelegenheit muss ich unbedingt eine Luxus-Variante mit Trüffeln versuchen – da werde ich dann das Sojagranulat aber lieber mit Port oder Madeira statt mit Sherry ablöschen. Wenn übrigens Kinder mitessen kann man auch ganz auf den Alkohol zum Ablöschen verzichten, schmeckt auch so lecker. Und noch ein Wort auch zur Masse an sich: Die wird eher locker – wer es etwas fester mag, püriert die Hälfte der fertigen Menge, vermischt diese wieder mit der anderen Hälfte und gibt noch etwas Sahne und Semmelbrösel dazu.