Anti-Doping Gütesiegel soll Fitness-Clubs sauber halten

Vergangenen Donnerstag (21.9.2017) war ich bei einer interessanten Pressekonferenz der NADA Austria (Nationale Anti-Doping Agentur Österreich). Nach langen Jahren des Sondierens, wie man das explodierende Doping-Problem in Fitness- und Hobbysport-Kreisen eindämmen könnte, wird von der NADA und dem österreichischen Sportministerium nun eine große Info-Kampagne gelauncht.

Mit einer jährlichen Förderung von 250.000 € könnte das Projekt tatsächlich ein nachhaltiges Problembewusstsein unter Fitnessclub-Kunden und -Mitarbeitern erzeugen.

Fast ein Fünftel der Fitness-Sportler nimmt leistungssteigernde Substanzen

Die Einnahme illegaler Substanzen ist in Hobby- und Breitensport weit verbreitet. Eine Studie von Dr. Pavel Dietz vom Sportwissenschafts-Instituts der Uni Graz zeigte unlängst, dass bis zu einem Fünftel aller Fitnessclub-Kunden Substanzmissbrauch betreibt.

Bei den derzeit insgesamt rund 750.000 eingeschriebenen Mitgliedern in den etwa 1.000 Fitness-Institutionen Österreichs entspräche das einer Zahl von 150.000 Menschen.

„Besonders Anabolika, Wachstumshormone und Stimulanzien stehen bei Freizeitsportlern hoch im Kurs", weiß Mag. Michael Cepik, Geschäftsführer der NADA Austria.

Anti-Doping Gütesiegel soll Fitness-Clubs sauber halten

Anabolika, Wachstums-Hormone und Stimulanzien versprechen schnellen Muskelaufbau und rasche Fettverbrennung

Anders als Leistungs-Sportler, die primär für bessere Wettkampfleistungen dopen, erhoffen sich Hobbyathleten durch leistungssteigernde Substanzen einen schnellen und bequemen Weg zu einem muskulösen, fettfreien Körper und wollen ihre natürlichen Grenzen überschreiten.

Viele der vermeintlichen „Wundermittel" können jedoch gravierende gesundheitliche Schäden verursachen:

2016: Eine Tonne Doping-Mittel aus Osteuropa und Fernost beschlagnahmt

Unterstützt wird der Trend zum „Hobby-Doping" durch das Online-Angebot der Präparate, das in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Ohne ärztliche Betreuung, die bei Leistungssportlern trotz Illegalität doch meist gegeben ist, werden Hormone und Co von Hobby-Athleten oft in viel zu hohen Mengen geschluckt, mit anderen Mitteln kombiniert und unhygienische Produktionsbedingung kaum hinterfragt. Die NADA veröffentlichte bei der Pressekonferenz erstmal konkrete Zahlen zur Thematik:

„Seit dem Jahr 2012 hat sich die Zahl der Zoll-Beschlagnahmungen von Dopingmitteln vervierfacht", gab Michael Cepik bekannt. Waren es 2012 noch 300 Aufgriffe pro Jahr, fanden Zoll-Beamte 2016 in 1.200 Fällen insgesamt eine Tonne verbotener Substanzen. „Mit dieser Menge könnte man die gesamte österreichische Profisport-Elite für 15-17 Jahre beliefern", verdeutlicht Cepik. Damit wird das Ausmaß von Hobby-Doping erstmals greifbar. „Der Großteil dieser Lieferungen kommt aus Osteuropa und Fernost ist für den Fitness-Sport vorgesehen."

Anti-Doping Gütesiegel soll Fitness-Clubs sauber halten

Doping-Kontrollen und Strafen im Privatsektor nicht möglich

Trotz eindeutiger Datenlage kann gegen Substanzmissbrauch im Privatbereich strafrechtlich kaum vorgegangen werden. Doping-Kontrollen, wie sie im Leistungssport üblich sind, dürfen bei Privatpersonen nicht einfach grundlos durchgeführt werden. Auch die bei Profi-Athleten üblichen Strafen durch Ausschlüsse bei internationalen Wettkämpfen jucken massive Stangenbieger, Dorf-Triathleten und Beauty-Fetischisten naturgemäß wenig.

Die NADA setzt daher künftig auf intensive Sensibilisierung für Doping im Breitensport - durch ein spezielles Anti-Doping-Gütesiegel, welches Fitness-Clubs durch das Vorweisen festgelegter Maßnahmen „erwerben" können.

Anti-Doping Gütesiegel: „Injoy" und „John Harris" setzen es bereits um

Mit an Bord sind bereits die Fitnesskette und alle österreichischen . Da beide Clubs zusammen insgesamt 60.000 Mitglieder zählen, wird die Kampagne von Start weg einen erheblichen Teil der österreichweit 750.000 Fitnesscenter-Kunden erreichen.

INJOY-Geschäftsführer Christian Thurner: „Wir sind seit 15 Jahren am Markt und unsere Verträge enthielten von Anfang an Anti-Doping-Klauseln. Auch bei unseren Partnern ist das NADA-Programm super angekommen, daher war für uns klar, dass wir als eines der ersten Gyms dabei sind."

Auch John Harris-Eigentümer Ernst Minar befürwortet das Programm: Als Premium-Anbieter setzen wir bei unserem Programm seit jeher auf höchste Betreuungs-Qualität. Uns ist es wichtig, dass Mitarbeiter erstklassig trainiert werden. Die Zusammenarbeit mit der NADA war daher ein logischer Schritt."

Anti-Doping Gütesiegel soll Fitness-Clubs sauber halten

Welche Kriterien muss ein Club für das Anti-Doping-„Pickerl" erfüllen?

Sportminister Mag. Hans Peter Doskozil stellte schließlich den gemeinsam mit der NADA erarbeiteten Maßnahmen-Katalog vor. Kernpunkte sind für Mitarbeiter jährlich verpflichtende Anti-Doping-Schulungen und die Absolvierung eines anfänglichen eLearning-Kurses.

Zudem werde es umfassende Informations-Veranstaltungen für Mitglieder geben, in denen die Gefahren von Substanz-Missbrauch und die Bedeutung von bewusster Ernährung aufgezeigt werden. Ziel ist vorerst eine 1/3-Abdeckung aller Fitnessclubs in Österreich.

Im Info-Folder der NADA findet ihr alle Kriterien des Anti-Doping-Gütesiegels nochmal genau zum Nachlesen.

Wird das Gütesiegel etwas ändern?

Ob die Kampagne mehr als nur heiße Luft bewirkt, wird erst die Zukunft zeigen. Ernste rechtliche Konsequenzen für dopende Hobbysportler sind jedenfalls nicht vorgesehen. Injoy-Chef Christian Thurner beteuerte, dass dopende Kunden und Mitarbeiter strikt aus seinen Clubs entfernt würden. Ohne verpflichtende Doping-Tests stehen solche Maßnahmen aber erwartungsgemäß auf dünnem Boden.

Hervorgehoben wurde bei der Pressekonferenz immer wieder der Multiplikations- und Vorbildfaktor von geschulten Mitarbeitern und Kunden. Unterschreiben kann ich eine solche Strategie grundsätzlich. Ein wenig mehr Aufklärung schadet der oft leider doch mehrheitlich männlichen Klientel keineswegs.

Als Frau weiß ich aufgrund meiner Erfahrung mit Verhütungs-Methoden, welche Nebenwirkungen bereits als „unbedenklich" eingestufte Hormone haben können. Welche Langzeitschäden Anabolika anrichten, hat nicht zuletzt die DDR an ihren jungen Sportlern der 70er- und 80er-Jahre erschreckend demonstriert. Zahlreiche Dokus, wie etwa die folgende von NDR, offenbaren erst jetzt, 40 Jahre danach, die volle Tragweite der damals verbindlichen „Anfütterung".

In meinen Coachings rate ich strikt von Anabolika und Co ab. Gefragt werde ich aber immer wieder ungeniert, was ich „empfehlen" könne, welche Mittel „wirklich helfen".

Meine Antwort: Konsequentes und hartes Training. 90 Prozent des Erfolgs basieren auf körperlichem Tun. Den Rest erledigt optimierte Ernährung.


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