Den intelligentesten Kommentar zum Nutzen-Risiko-Verhältnis von Kernenergie, den ich gelesen habe, hat der Leser Dietmar Fleischhauer (dfleischhauer) auf FAZ.Net abgegeben.
Sein Anknüpfungspunkt war ein schon für sich sehr interessanter Artikel des Bielefelder Historikers Joachim Radkau. [Aus der auf seiner Homepages veröffentlichten Vita entnehmen wir: "Seit 1974 - zunächst noch fasziniert und unbeeinflußt von dem beginnenden Atomkonflikt - Forschungen zur Geschichte der Kerntechnik, aus denen die Habilitationsschrift „Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft“ (1981, 1983 als Buch veröffentlicht) entstand. Seit 1980 Professor an der Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie der Universität Bielefeld." ]
Unter der Überschrift "Japans Umweltaktivisten. Beim nächsten Beben wird alles anders" versucht er dort, die Gründe für die Unterschiede zwischen dem japanischen, deutschen und amerikanischen Umweltbewusstsein und entsprechend den Zielsetzungen der jeweiligen Umweltbewegungen herauszufinden. In der Tat ist es ja ziemlich rätselhaft, "warum es keine breite japanische Anti-Atomkraft-Bewegung gibt, Japan war das erste und bislang einzige Opfer der Atomwaffen; seine engen Ebenen sind viel dichter besiedelt als die Bundesrepublik und schon gar die Vereinigten Staaten, und dass Japan eines der erdbebenreichsten Länder der Welt ist, weiß man nicht erst seit letztem Freitag."
Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das gelungen ist, aber sehr anregend ist die Lektüre allemal, weil er auf jeden Fall eine Fülle an Informationen bietet*.
Der Leser Dietmar Fleischhauer knüpft in seinem Kommentar (15.03., 16.20 h) an einen Vergleich Radkaus zwischen den Reaktionen in Haiti einerseits und andererseits in Japan auf die jeweiligen dortigen Erdbeben an:
Zitat aus Radkaus Aufsatz:
"Und in der Tat, ein größerer Kontrast wie der zwischen der Hilflosigkeit auf Haiti und der japanischen Tatkraft im Anblick der Katastrophe ist kaum vorstellbar. Nur gibt es auf Haiti keine Kernkraftwerke."
Dazu Fleischhauer:
"Wie wahr, der Vergleich mit Haiti drängt sich geradezu auf! Nur möchte der Autor offenbar daraus folgern, die Haitianer hätten mit ihrer Kernkraftlosigkeit Glück im Unglück gehabt. Ich behaupte, das Gegenteil ist der Fall. Nur durch den enormen Technisierungsgrad mit entsprechend hohem Energiebedarf (der sich in Japan nie und nimmer aus alternativen Energien decken ließe) sind die Japaner bei aller Tragik in der Lage, um Größenordnungen weniger Opfer zu beklagen als das rückständige Haiti. Und das wohlgemerkt bei einem Beben, das fast tausend mal stärker war als das haitianische.
Darf man in der herrschenden Stimmung noch darauf hinweisen, daß die Zahl der Kernkraft-Unfallopfer nach dem jetzigen Stand bei 0 liegt? Und auch wenn solch eine Aufrechnung zynisch wirken mag: diese Zahl wird auch niemals nur annähernd so hoch liegen wie die Kernenergie bedingende Hochtechnologie Japans bereits Opfer verhindert hat."
* In einem interessanten Detail (das auch mir bei der Betrachtung aktueller Videoaufnahmen aus Japan auffiel) wird er dabei allerdings von der Leserin Henriette Kaschulke (Wissibesser) korrigiert:
"Wer dagegen durch japanische Städte geht, wundert sich über den Mundschutz bei vielen Passanten. Dort dominieren noch Ängste der früheren Zeit: vor Bazillen und vor giftigem Staub" schreibt Radkau.
Dem entgegnet Frau Kaschulke, dass die "Japaner den Mundschutz nicht [tragen], um sich vor Erregern anderer zu schützen, sondern gemeinhin nur, wenn sie selbst krank sind und ihre Mitmenschen vor einer Ansteckung bewahren wollen. Wir halten uns beim Husten die Hand vor dem Mund, genau aus diesem Grund."
Textstand vom 17.03.2011. Auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts). Zu einem „Permalink“, d. h. zu einem Link nur zum jeweiligen Artikel, gelangen Sie mit einem Klick auf das Erstellungsdatum unterhalb des jeweiligen Eintrages.Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.
Sein Anknüpfungspunkt war ein schon für sich sehr interessanter Artikel des Bielefelder Historikers Joachim Radkau. [Aus der auf seiner Homepages veröffentlichten Vita entnehmen wir: "Seit 1974 - zunächst noch fasziniert und unbeeinflußt von dem beginnenden Atomkonflikt - Forschungen zur Geschichte der Kerntechnik, aus denen die Habilitationsschrift „Aufstieg und Krise der deutschen Atomwirtschaft“ (1981, 1983 als Buch veröffentlicht) entstand. Seit 1980 Professor an der Fakultät für Geschichtswissenschaft und Philosophie der Universität Bielefeld." ]
Unter der Überschrift "Japans Umweltaktivisten. Beim nächsten Beben wird alles anders" versucht er dort, die Gründe für die Unterschiede zwischen dem japanischen, deutschen und amerikanischen Umweltbewusstsein und entsprechend den Zielsetzungen der jeweiligen Umweltbewegungen herauszufinden. In der Tat ist es ja ziemlich rätselhaft, "warum es keine breite japanische Anti-Atomkraft-Bewegung gibt, Japan war das erste und bislang einzige Opfer der Atomwaffen; seine engen Ebenen sind viel dichter besiedelt als die Bundesrepublik und schon gar die Vereinigten Staaten, und dass Japan eines der erdbebenreichsten Länder der Welt ist, weiß man nicht erst seit letztem Freitag."
Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das gelungen ist, aber sehr anregend ist die Lektüre allemal, weil er auf jeden Fall eine Fülle an Informationen bietet*.
Der Leser Dietmar Fleischhauer knüpft in seinem Kommentar (15.03., 16.20 h) an einen Vergleich Radkaus zwischen den Reaktionen in Haiti einerseits und andererseits in Japan auf die jeweiligen dortigen Erdbeben an:
Zitat aus Radkaus Aufsatz:
"Und in der Tat, ein größerer Kontrast wie der zwischen der Hilflosigkeit auf Haiti und der japanischen Tatkraft im Anblick der Katastrophe ist kaum vorstellbar. Nur gibt es auf Haiti keine Kernkraftwerke."
Dazu Fleischhauer:
"Wie wahr, der Vergleich mit Haiti drängt sich geradezu auf! Nur möchte der Autor offenbar daraus folgern, die Haitianer hätten mit ihrer Kernkraftlosigkeit Glück im Unglück gehabt. Ich behaupte, das Gegenteil ist der Fall. Nur durch den enormen Technisierungsgrad mit entsprechend hohem Energiebedarf (der sich in Japan nie und nimmer aus alternativen Energien decken ließe) sind die Japaner bei aller Tragik in der Lage, um Größenordnungen weniger Opfer zu beklagen als das rückständige Haiti. Und das wohlgemerkt bei einem Beben, das fast tausend mal stärker war als das haitianische.
Darf man in der herrschenden Stimmung noch darauf hinweisen, daß die Zahl der Kernkraft-Unfallopfer nach dem jetzigen Stand bei 0 liegt? Und auch wenn solch eine Aufrechnung zynisch wirken mag: diese Zahl wird auch niemals nur annähernd so hoch liegen wie die Kernenergie bedingende Hochtechnologie Japans bereits Opfer verhindert hat."
* In einem interessanten Detail (das auch mir bei der Betrachtung aktueller Videoaufnahmen aus Japan auffiel) wird er dabei allerdings von der Leserin Henriette Kaschulke (Wissibesser) korrigiert:
"Wer dagegen durch japanische Städte geht, wundert sich über den Mundschutz bei vielen Passanten. Dort dominieren noch Ängste der früheren Zeit: vor Bazillen und vor giftigem Staub" schreibt Radkau.
Dem entgegnet Frau Kaschulke, dass die "Japaner den Mundschutz nicht [tragen], um sich vor Erregern anderer zu schützen, sondern gemeinhin nur, wenn sie selbst krank sind und ihre Mitmenschen vor einer Ansteckung bewahren wollen. Wir halten uns beim Husten die Hand vor dem Mund, genau aus diesem Grund."
Textstand vom 17.03.2011. Auf meiner Webseite http://www.beltwild.de/drusenreich_eins.htm finden Sie eine Gesamtübersicht meiner Blog-Einträge (Blotts). Zu einem „Permalink“, d. h. zu einem Link nur zum jeweiligen Artikel, gelangen Sie mit einem Klick auf das Erstellungsdatum unterhalb des jeweiligen Eintrages.Soweit die Blotts Bilder enthalten, können diese durch Anklicken vergrößert werden.