Edgar Wright hat sich abgesetzt. Andererseits: Auslöschen wollten sich seine Spuren in "Ant-Man" nicht. Lehrten uns die "Guardians of the Galaxy", dass kratzbürstige, verkultete Durchhalteironie beizeiten zermartern kann, ist "Ant-Man", unabhängig einer ähnlich omnipräsent grellen Humororgie (Michael Peña), stattdessen bestrebt, seine empathischen Wohlfühlcharaktere (nicht mehr) an den Schaum vorm Mund zu verkaufen: Paul Rudd (forsch), Michael Douglas (weltlich) und Evangeline Lilly (eisern) bereichern einander mit pointierter Lust und natürlicher Verletzbarkeit. Zwischen den von liebevollem Quatsch getragenen Edgar-Wright-Sequenzen, psychedelischen Miniaturverzerrungen, wo Größe und Breite umschlagen in eine Kuriositätenschau überdimensionalen Spielzeugs (bis zum aufgeweckten Eisenbahnfinale), erzählt aber auch "Ant-Man" eine zärtliche Erweckungs-Origin-Story nach zusammengeschustertem Strickmuster in redundant erklärenden Schuss-Gegenschuss-Dialogen: ein Lehrer-Schüler-Konzentrat, witzige Hürden, die der Held wider Willen zu nehmen hat, wissenschaftlich-akademische Selbstüberschätzung und einschneidende Schicksalsschläge. Über die abgestempelten Marvel-Parameter hinaus jongliert der Film nicht. Dies war absehbar anhand des Vorberichtmaterials. Und ihm bekommt abermals nicht der manische, längst abgenutzte Zwang, die Avengers in einer metareflexiven Seitenlinie (für eine irrelevante Actionszene) anzuteasern. Genug gemeckert – "Ant-Man" überrascht insofern positiv, als dass er inszenatorischen Überdruss negiert und auch einmal "frei" sein darf, einen lebenswirklichen Typen mit einem lächerlichen Anzug durch bunteste Farben und schrulligste Umgebungsmosaike zu schleusen. Wenn Marvel und Comicbuch "wollen" – nicht "sind".
5 | 10