Anschluss Österreichs + Nationalsozialistische Herrschaft

Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ist keine ‚Erfindung’ Hitlers oder der Nationalsozialisten, sondern eine Idee, die immer wieder in der Geschichte Österreichs von sich Reden machte. Vor allen Dingen nach dem Ersten Weltkrieg gab es viele Anschluss Österreich 13-03-38Stimmen, die sich für einen Anschluss aussprachen und diesen auch vehement publik machten. Befürwortet wurde vielfach kein einseitiger Anschluss, wie er schließlich 1938 vollzogen wurde, sondern ein Zusammenschluss gleichberechtigter Bundesstaaten. Die Österreicher waren es Jahrhunderte lang gewohnt, in einem imperialen Reich zu leben und konnten sich mit dem neuen Kleinstaat nach dem ersten Weltkrieg nicht identifizieren, so erschien ihnen dies als Lösung ihres ‚Heimatproblems’. In dieser Situation wurde psychologisch geschickt die Behauptung lanciert und ständig genährt, dass das verhältnismäßig kleine Restösterreich wirtschaftlich nicht lebensfähig sei. Tatsächlich jedoch verblieben bedeutende Wirtschaftsbetriebe und -zweige im Land. Mit der auf Grund der Umstände alternativlosen Unterzeichnung der Verträge von Saint-Germain für Österreich und Versailles für das Deutsche Reich, mit dem darin statuierten Anschlussverbot, wurde das Ziel der Vereinigung von beiden Seiten politisch vorerst nicht mehr aktiv weiter verfolgt. Schwer trafen die Österreicher die Weltwirtschaftskrise und die damit verbundene Arbeitslosigkeit und die Verarmung des Mittelstands, doch verbanden sie ihr ‚Leid’ mit dem Gedanken, dass es sie nur so schwer traf, weil ihnen der Anschluss zum Deutschen Reich verwehrt wurde. In dies Vakuum der Unsicherheit stießen die ultrakonservativen Kräfte, bis sich dann in Anlehnung an Italien der Austrofaschismus 1933 staatlich etablierte. Diese fünf Jahre der faschistischen Regierung, mit all ihren Auswüchsen und der Ausschaltung des politischen Gegners, waren die ideale Plattform für die Nationalsozialisten um ihren ganz besonderen Stempel der Gesellschaft aufzudrücken. Bereits 1925 formulierte Hitler seinen Wunsch des Anschluss´ in seinem Pamphlet ‚mein Kampf’, der in der Forderung gipfelte: „Deutsch-Österreich muss wieder zurück zum großen deutschen Mutterlande.“ Doch erst als der italienische Rückhalt dahin schmolz, da sich die Achse Rom-Berlin bildete, war Österreich nun ‚schutzlos’ den Erpressungen Hitlers ausgeliefert, die dann auch folgte. Nachdem Hitler am 11. März 1938 die militärische Weisung für den Einmarsch in Österreich unter dem Decknamen ‚Unternehmen Otto’ erteilt  hatte, ließ er am Sonnabend, den 12. März 1938 Soldaten der Wehrmacht und Polizisten, insgesamt rund 65.000 Mann mit teils schwerer Bewaffnung, in Österreich einmarschieren, die von großen Teilen der Bevölkerung vielfach mit Jubel empfangen wurden. In einer Proklamation wurde verkündet, Adolf Hitler habe sich entschlossen, sein Heimatland zu befreien und den Not leidenden Brüdern zu Hilfe zu kommen. In Wien traf am 12. März um 4:30 Uhr auf dem Flughafen Aspern der Reichsführer-SS Heinrich Himmler in Begleitung von SS- und Polizeibeamten ein, um die Übernahme der österreichischen Polizei durchzuführen; er wurde von Ernst Kaltenbrunner und Michael Skubl erwartet. Unter Glockengeläut überschritt Hitler am Nachmittag des 12. März bei Braunau die Grenze und erreichte vier Stunden später Linz, wo er vom Balkon des Rathauses aus eine kurze Ansprache hielt und erklärte, er habe den Auftrag, seine teure Heimat dem Reich wiederzugeben. Arthur Seyß-Inquart Anschluss Österreichbildete für zwei Tage eine von Bundespräsident Wilhelm Miklas beurkundete nationalsozialistische Bundesregierung. Noch am selben Abend trafen in Linz Hitler und Seyß-Inquart zusammen und vereinbarten die sofortige Durchführung der ‚Wiedervereinigung’ ohne die früher geplanten Übergangsfristen. Das Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich wurde am folgenden Tag, dem 13. März, im Hotel Weinzinger in Linz von Hitler für das Reich und von Seyß-Inquart für Österreich vereinbart und noch am gleichen Tag in der zweiten Kabinettssitzung der Regierung Seyß-Inquart in Wien beschlossen. Bundespräsident Miklas trat zurück, da er das Gesetz nicht beurkunden wollte; als Staatsoberhaupt für wenige Minuten nahm Seyß-Inquart die Beurkundung vor. Im Reich kam das Gesetz am gleichen Tag durch Beschluss der Reichsregierung zu Stande. Der 13. März 1938 gilt daher juristisch als Datum des Anschlusses. Österreich war nun diktaturrechtlich Teil des Deutschen Reiches, die Bundesregierung Seyß-Inquart amtierte als Österreichische Landesregierung unter der Aufsicht der Reichsregierung weiter. Am 15. März verkündete Hitler auf dem Heldenplatz in Wien unter dem Jubel zehntausender Menschen „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich”. Er bezeichnete Österreich als „älteste Ostmark des Deutschen Volkes“ und „jüngstes Bollwerk der Deutschen Nation und damit des Deutschen Reiches“, vermied aber, den Namen Österreich zu nennen. In zahlreichen Wiener Betrieben war die Belegschaft dazu verpflichtet worden, an dieser Kundgebung geschlossen teilzunehmen. Mit dem deutschen Einmarsch 1938 wurde die österreichische Bevölkerung in einem bis dahin nie da gewesenen Ausmaß von politischer Propaganda überrollt. Die nationalsozialistischen Machthaber konnten auf ihre geübte Praxis zurückgreifen, sowohl was die Organisation und Wirkung von Massenveranstaltungen als auch den Einsatz von Massenmedien betraf. Wien wurde mit rund 200 000 Hitler-Bildern überschwemmt, 20 000 Volksempfänger wurden verteilt.  Diese gekonnte politische Propaganda tat sicher das ihre, um die zum Teil hysterische Begeisterung und Anschlusseuphorie hervorzurufen, die wir vor allem aus Film- und Tonaufnahmen kennen. Und doch war es ein fruchtbarer Boden, auf den die Schlagworte der Nationalsozialisten fielen: Anschlusswunsch und Antisemitismus waren schon vor 1938 latent vorhanden. Radikalität und Terror als Mittel politischer Auseinandersetzung bestimmten in den 30er Jahren über weite Strecken das Geschehen, der Austrofaschismus hatte ganze Arbeit geleistet. So erfüllte der Einmarsch der deutschen Truppen die Wünsche und Hoffnungen vieler: Anschluss Österreichs + Nationalsozialistische Herrschaftnationale Träume nach Größe und Hegemonie in Europa, Verbesserung der ökonomischen Situation und der Ruf nach einer ‚starken Hand’ im Inneren. Die Opfer dieses Systems, die es von Beginn an sichtbar gab, wurden von den meisten ohne nennenswerte Gegenwehr in Kauf genommen. Neben Propaganda waren es staatlicher Terror und gezielte Einschüchterung, die eine organisierte Oppositions- und Widerstandsbewegung praktisch unmöglich machten. Zumal bereits viele Oppositionelle inhaftiert waren. Andere Aspekte wurden teuer erkauft: Eine kurzfristige Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, die Zunahme der Beschäftigung durch einen Industrialisierungsschub baute fast ausschließlich auf der Kriegswirtschaft auf und führte letztendlich in Not und Zerstörung. Nach dem Krieg sahen und sehen sich bis heute viele Österreicher als ‚Opfer’ der Okkupation durch Deutschland, doch wird gern ausgeblendet, dass bereits vor dem Einmarsch und der Machtergreifung der Nationalsozialisten, der Faschismus in Österreich in weiten Teilen der Gesellschaft positiven Niederschlag fand, was aber die Grausamkeiten der deutschen in keinster Weise mindert.  Aufgrund dieser bereits installierten faschistoiden Strukturen war es den Nationalsozialisten ein leichtes ihr System in kürzester Zeit zu verwirklichen. Erich Kästner thematisierte den Anschluss und den folgenden österreichischen Opfermythos in einem Spottlied, in dem er die ‚Nationalallegorie Austria’ folgendes singen ließ:

„Ich habe mich zwar hingegeben, doch nur weil ich gemusst.

Geschrieen habe ich nur aus Angst und nicht aus Liebe und Lust.

Und dass der Hitler ein Nazi war – das habe ich nicht gewusst!“

Nach heutigen Erkenntnissen waren cirka 30% der Österreicher überzeugte Nationalsozialisten, diese Zahl ist als Querschnitt zu betrachten, in den Großstädten waren die Befürworter eher in der Mehrheit, im Burgenland, also im ländlichen Raum, zum Beispiel in der absolutem Minderheit. Den Befürwortern standen ungefähr 30-40% Gegner des Nationalsozialismus gegenüber, wobei hier anzumerken ist, dass in dieser Gruppe der Gegner auch Faschisten waren. Der Rest war Schweigen, im wahrsten Sinne des Wortes…

Ein Artikel über den einsetzenden Terror, den Antisemitismus und die Verfolgung von Juden in Österreich folgt …   

Weiterlesen:

➼ Österreichs Faschismus • Beginn 4. März 1933

➼ Agnes Primocic: “Nicht stillhalten, wenn Unrecht geschieht”

Bild 1: Anschluss Österreichs – Quelle: aeiou.at · Bild 2: Hitler – Quelle: N24.de · Hitler in Wien – Quelle: taz.de


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