Es ist ja Frühling. Die Zeit in der Entenbabys im Park rumwatscheln, auf der Suche nach Brotkrümchen und Singles in der Stadt auf der Suche nach erwidertem Interesse. Das ist ja auch schön. Menschen sollten einander beschnuppern und kennenlernen und zusammenbleiben und sich wärmen, wenn die warme Jahreszeit vorbei ist und es wieder Winter wird. Doch die Gesamtheit aller verfügbaren anflirtbaren Menschen in der Kölner Fußgängerzone ist beschränkt. Und wenn man sich so dumm anstellt, wie der Herr, der mich gestern Abend bei meinem Einkaufsbummel bedrängte, dann bleibt man allein und erfriert, wenn die Eiszeit hereinbricht!
Eigentlich reagiere ich gerne freundlich auf andere Menschen, besonders beim Bummeln, besonders wenn diese anderen Menschen hinter der Kasse stehen und mir für meine geflunkerte, geflirtete Freundlichkeit Rabatt geben. Davon haben wir alle was. Ich habe die Stiefel, die ich wollte und dennoch ein bisschen Geld in meiner Tasche und die Dame/der Herr, der meine Stiefel gerade als Geschenk für mich selber hübsch verpackt, freut sich über das eigene Gutmenschsein ohne Einbuße, weil der Rabatt ihm ja nicht wehtut. Menschen bei Shoppen kennen zulernen ist nicht die blödeste Idee.
Eine blöde Idee ist aber, wenn man(n) und nun kommen wir zur Geschichte von gestern Abend, zielstrebig einen Laden für Damenkleidung betritt, sich von hinten an mich anpirscht, während ich nach meiner Größe suche und mir ins Ort brullt: „Hallo, ich bin der Kai!“ Schreck und Schock sind keine Basis für Sympathie. Ich drehe mich also verstört in Zeitlupentempo um und Frage: „Ja und?“ während Kai mir seine Hand hinhält, als wolle er mich zu einem Vorstellungsgespräch begrüßen.
„Ja ich hab dich da vorne schon gesehen,“ stammelt der Mann, der nicht zum Personal gehört, in diesem Geschäft nichts kaufen will und sich lediglich eine Abfuhr abholt. „Du kannst direkt wieder gehen.“ Ja, das war nicht freundlich, aber das passiert, wenn man mich vor meinem ersten Kaffee oder von hinten angeschlichen angequatscht. Kai guckt mich kurz irritiert an, wiederholt nochmal seinen Spruch, in dem er mir seinen Namen offenbart und zieht langsam Hand und Schwanz ein. Ich wende mich wieder der Suche nach dem Blümchenkleid in meiner Größe zu und als ich mich das nächste Mal umdrehe ist er verschwunden und das „Ich hab dich da vorne gesehen“ halt noch in meinen Ohren nach. Mannmannmannn… so wird das nichts mit dem Frühling, meine Herren!