Annapurna Round 2010 – Teil 21

07. November: Kathmandu – Bahrain – Karlsruhe

Wie ich am Morgen von Narayan erfahre, feiert Nepal, feiert Kathmandu heute nicht nur unseren Abschied sondern auch das buddhistische Neujahr. Happy Dipawali!

Und mir scheint, als ob sie dies als kunterbunte Kombination aus Weihnachten, Silvester, Heilige 3 Könige und Halloween feiern. Denn ganz Kathmandu ist mit einer Unzahl von Lichterketten und Papier- und Blumengirlanden (Weihnachten!) geschmückt. Ich höre immer wieder Böller krachen (Silvester!). Die Menschen ziehen singend von Haus zu Haus (Heilige 3 Könige). Und zumindest die Kinder bekommen dann oft Süsses (Halloween!).

Nach dem Frühstück heisst es für mich packen. Bei der Unmenge an Souvenirs, die sich mittlerweile auf dem kleine Tischchen in unserem Zimmer stapeln, kein leichtes Unterfangen. Zum Glück habe ich unseren Trägern doch das eine oder andere aus meinem Seesack vermacht. Da gibt es also noch ein wenig Platz, den es zu füllen gilt. Nach gut einer Stunde kann ich dann tatsächlich Vollzug melden. Der Seesack und mein Rucksack sind zwar bis oben hin voll – aber immerhin auch gut verschlossen und zum Abflug bereit.

Ich nehme aber abgesehen von Seesack und Rücksack noch viel mehr mit in die Heimat:Die unglaubliche Natur rund um das Annapurna-Massiv. Die Entdeckung der Langsamkeit ab spätestens 4000 Meter Höhe. Die Dankbarkeit, das alles erleben zu dürfen. Den Stolz und die Freude, als ich den Thorong La bestiegen habe mit 5412 Meter. Viel, viel Sonne und stahlblauer Himmel. Das Lachen und Strahlen der Kinder in den Bergdörfern. Die Zufriedenheit vieler Bewohner, die ich entlang der Trekking-Route getroffen, beobachtet und gegrüßt habe. Die Gegensätze zwischen Arm und Reich, Tourist und Einheimischer, Hindu und Buddhist und zwischen Bergwelt und Kathmandu. Die Lust auf weitere Reise und den „Thrill“ mal einen 6000er zu besteigen. Die Vorfreude auf Zuhause. Die gespannte Erwartung an den neuen Job als „Manager.

Und „last but not least“: den längsten Bart, den ich in meinen bislang 40 Jahren hatte.

Bei so viel „Gepäck“ lasse ich gerne auch etwas zurück: Das Versprechen wieder zu kommen. Alles „Schwere“, das nun einen Ehrenplatz hat auf dem Thorong La. Und wohl auch etliche Kilos, denn meine Hosen sind mir alle viel zu groß.

Die Stunden bis zum Abflug nutze ich noch für einen letzten Spaziergang durch das Thamel. Ein paar letzte Einkäufe, schliesslich brauch ich ja auch noch ein paar Weihnachtsgeschenke. Ein letzter Kaffee mit Blick auf der Treiben in den Strassen. Eine allerletzte Diskussion mit einem Strassenschmuckverkäufer, der mich am Ende noch mit in seinen Laden nimmt, und mir wirklich schöne (Halbedel-) Steine zeigt. Vielleicht sollte ich Susanne und ihn mal zusammenbringen?

Einen winzig kleinen Buddha für Karina, zwei Mandalas für mich und mein erstes Praxiszimmer. Tee fürs Christkind.

Dann heisst es Abschied nehmen.

Narayan hat sich schon am Morgen verabschiedet. Er ist schon mit der nächsten Hauser-Gruppe unterwegs. Allerdings dieses Mal „nur“ ein einwöchiges Kulturprogramm. Wobei er wohl lieber wieder in den Bergen unterwegs gewesen wäre. Bis kurz vor Weihnachten ist er komplett ausgebucht und sieht seine Familie erst dann wieder. Hauptsaison eben.

Wir bekommen zum Abschied wieder einmal weisse Tücher umgebunden. Die Sammlung an meinem Rücksack ist mittlerweile richtig beeindruckend und bei so viel Glücksbringer, kann die Heimreise nicht schiefgehen.

Der Hauser-Bus hat auch dieses Mal Platz für uns alle, und in Gedanken versunken fahren wir ein letztes Mal durch das hupende und chaotische Kathmandu zum Flughafen.

Einchecken, mehrere Sicherheitskontrollen, es wimmelt vor Touristen, die sich alle entweder über Dubai oder Bahrain auf den Nachhauseweg machen.

Barbara und David fliegen nicht über Bahrain und verabschieden sich ohne grosse Worte. Ob wir uns alle wiedersehen werden? Narayan kommt im April nach Deutschland und wir wollen uns treffen zum Wandern. Durch deutsche Weinberge oder den Schwarzwald.

Den Flug nach Bahrain verbringe ich wieder in der Business-Class. Neben mir ein offensichtlich sehr beschäftigter Geschäftsmann, der mich keine Blickes würdigt und den Stewardessen viel Arbeit macht. In die Cola nur ein Stück Eis, noch mehr Nüsse, der Wein ist zu warm, das Essen zu kalt.

Ich denk mir meinen Teil und lenk mich ein wenig mit „Dinner für Spinner“ ab. Auf Englisch mit arabischen Untertiteln. Und trotzdem oder gerade deswegen sehr witzig.

In Bahrain heisst mich die wohlbekannte „transit zone“ willkommen. Aber dieses Mal zum Glück nur für gut 3 Stunden. Die ich beim Kaffee mit Ellen, einem Club-Sandwich im Irish Pub und im Duty-Free-Shop verbringe.

Den Flug nach Frankfurt verschlafe ich grösstenteils. Unterbrochen nur von dem einen oder anderen Plausch mit Ellen, die neben mir sitzt. Über Gestalt, Achtsamkeit, Yoga, den Karlsruhe-Halbmarathon, die nächsten Reiseziele. Ihr nächstes Bauprojekt.

Und dann heisst es auch schon „anschnallen und das Rauchen einstellen“. Wir landen in Frankfurt. Gesund und wohlbehalten. Aber auch müde und ein wenig erschöpft.

Am Gepäckband verabschiede ich mich vom Rest der Gruppe. Mit Angelika sitze ich noch im Zug nach Karlsruhe, wo sie schon Willkommen geheissen wird von ihrer Familie.

Auf mich wartet niemand. Ausser einem Taxi. Und wie ich schon befürchtet habe: viel Regen und Grau in Grau.

Ich fühle mich die ersten Stunden in der Tullastrasse mehr als Gast. Überfliege den Stapel Post in der Küche. Giesse die Blumen. Dusche lange und heiß.

Und mach mich dann schon wieder auf nach Darmsheim, wo ich mich auf Susanne, Thomas, Ben und Leo freue – und auf mein Schnitzel mit Pommes natürlich.

Bis ich „wirklich“ angekommen bin, dauert es aber mit Sicherheit noch. Und diese Zeit werde ich mir nehmen. Und in Gedanken immer wieder gerne nach Nepal zurückreisen. Bis zum nächsten Mal, wenn ich mich wieder mit „Sack und Pack“ aufmache in dieses wunderschöne und für mich oft so widersprüchliche Land. Das ich vom ersten Augenblick an in mein Herz geschlossen habe.

Namaste!

Annapurna Round 2010 – Teil 21



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