Annapurna Round 2010 – Teil 15

15. Tag: Kopcheopani – Tatopani
Vorbei an Kopchepani und über die neue Route auf der Ostseite des Flusses treffen wir am Nachmittag im bekannten und 1.200m hoch gelegenen Dort Tatopani ein. Der Ort verdankt seinen Namen den in der Nähe sprudelnden heissen Quellen (= tato pani).
Gehzeit: ca. 5 Stunden; Abstieg 900m

Am Morgen lese ich eine SMS von Daniela und dem Rest der Gestalt-Truppe. Geschrieben am Abend vorher während dem sicherlich wohlverdienten Abendessen am Ludwigsplatz. Thema des Wochenendes ist „Narzissmus“, eines von Manfred´s Spezialgebieten. Narzissten gibt es natürlich auch in Nepal. Sowohl unter den Touristen, wo es doch den einen oder anderen Ausrüstungs-Fetischisten gibt, und auch unter den Einheimischen.

Wobei es mir fast so vorkommt, dass „Narzissmus“ ein Stück weit auch eine Erscheinung der westlichen Zivilisation ist. Die „coolen Jungs“ mit verspiegelter Sonnenbrille und hochgeschlagenem Kragen, die damit sicherlich auch ein wenig von der eigenen Unsicherheit ablenken wolle, sehe ich jedenfalls nur in Katmandu. Die ländliche Bevölkerung wirkt das entspannter und zufriedener – vielleicht auch mit sich selbst?

Geweckt werden wir heute nicht von Bhim sondern von lauten „Yep“ , „Ho“ und „Ya“ Schreien, mit denen ein Bauer direkt vor unserem Fenster seine zwei Ochsen über sein Feld antreibt und seit den früher Morgenstunden pflügt. Wieder mal ein spannender Kontrast – draußen auf dem Feld wird noch gearbeitet wie vor hundert Jahren und ich lese nach dem Aufwachen erstmal eine SMS aus Karlsruhe.

Obwohl ich tief und fest geschlafen habe, fällt mir das Aufstehen schwer. Mein linkes Knie schmerzt und meine Beine sind schwer, melden den ersten Urlaubsanspruch an. Aber nach etlichen „Yep“, „Ho“ und „Ya“ Schreien von draußen, schäle ich mich dann doch aus meinem Schlafsack und keine Stunde später sind wir auch schon wieder unterwegs.

Anfangs noch entlang der Straße, aber spätestens ab dem Nachmittag geht es sehr entspannt und gemütlich zu unserem heutigen Etappenziel in Tatopani.

Wir sind heute früh dran, schon kurz nach 2 Uhr ziehe ich meine Stiefel aus. Und der schönste Teil des Tages steht mir noch bevor – die heißen Quellen von Tatopani.

Das nepalesische Baden-Baden sozusagen.

Und als regelmäßiger Besucher der Caracalla-Therme kann ich da natürlich nicht nein sagen, und zusammen mit Ellen, Wolfgang, Martin, Kristina, David und Barbara liegen ich kurze Zeit später schon im heißen Wasser. Die zwei Becken sind unterschiedlich temperiert: das erste ist heiß, und das Zweite richtig heiß. Aber Dank dem Schlauch, der auch eiskaltes Wasser ausspuckt, wechsle ich zwischen kalt, heiß und richtig heiß und spüre förmlich, wie meine Kräfte zurückkommen.

Die Becken teilen sich Touristen, Träger und Guides gleichermaßen. Einzig die Einheimischen scheinen wenig Interesse zu verspüren zum Baden. Allerdings sehe ich etliche (männliche) Nepalesen, die neugierig kichernd am Rand der Becken stehen und uns sehr interessiert beobachten. Ich vermute, dass das vor allem an den (westlichen) Touristinnen in knapper Badekleidung oder Unterwäsche liegt, die sich in den Becken räkeln.

Nach so einem entspannten Nachmittag bin nicht nur ich voller Tatendrang, und zusammen mit Ellen, Kristina und Wolfgang erkunden wir ein wenig „downtown“ Tatopani.

Ich ersteigere nach zähen Verhandlungen meine erste Klangschale, ein „singing ball“. Bei einer roten richtig gruseligen Maske geb ich am Ende auf und zahle sicherlich zu viel – aber mir gefällt das zahnlose Grinsen und bin mir sicher, dass ich damit alle bösen Geister aus meiner Wohnung in Karlsruhe fernhalten werde.

Luk und einer der Träger spielen derweil Carambord, die nepalesische Variante des Pool-Billards. Ganz ohne Stöcke und Kugeln, aber mit flachen Holzscheiben, die man über eine mehlige Holzplatte schiebt – mit den unterschiedlichsten Fingertechniken. Mich erinnert das an ferne (Grund-) Schultage, als wir die Kügelchen aus den Tintenpatronen zum Tischfussball verwendet haben – und die Finger waren Schussbein und Tor zugleich. Lang ist´s her.

Zum Abendessen gönnen sich Ellen und ich heute kein Mars sonder ein leckeres Schoko-Croissant. Verglichen zu der doppelstöckigen Schokoladentorte, die sich Angelika heute bestellt, ist das dann allerdings doch eher ein kärgliches Mahl.

Narayan stellt uns mit seiner gewohnt blumigen Sprache auf den nächsten Tag ein, an dem wir nochmals richtig Höhenmeter vor uns haben, denn bis zum abendlichen Ziel werden es über 1700 Höhenmeter sein, die wir aufsteigen werden.

Aber bis dahin ist es noch ein paar Stündchen, die ich gut eingepackt in meinem Schlafsack verbringe. Träume von zahnlosen Fratzen eingeschlossen.

Annapurna Round 2010 – Teil 15



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