Annapurna Round 2010 – Teil 14

14. Tag: Sauru – Kalopani – Ghasa
Wir queren den Fluss, um auf der östlichen Seite des Kali Gandaki entlang zu wandern, wo der neue Trekkingpfad verläuft. Bei klarem Wetter bieten sich eine schöne Aussicht auf die Steilwände des Dhaulagiri. Bald verengt sich das Schottertal zu einer Schlucht und der Weg fällt steiler ab. Noch zweimal queren wir den Kali Gandaki auf Brücken bis Kalopani (2.500m). Vorbei an Dörfern wandern wir hinab ins tiefe Tal des Kali Gandaki. Dieser Fluss hat sich an der Engstelle beim Ort Ghasa (ca. 2000m) über 6.000 m tief zwischen den nur 35 Kilometer auseinander liegenden Achttausendern Dhaulagiri und Annapurna I eingegraben. Streckenweise ist der Weg aus den Felswänden herausgehauen.
Gehzeit: ca. 6 Stunden; Abstieg: 600m;

Mein morgendliches Ritual habe ich nach all den Wandertagen schon verinnerlicht und läuft beinahe schon wie von selbst.

Nachdem uns Bhim mit seinem unnachahmlichen „Morning“ geweckt hat, heisst es Aufstehen. Jogginganzug aus- und Wanderkleidung anziehen. Schlack zusammenrollen und und die Hülle quetschen, Leintuch abziehen und mitsamt dem Schlafsack im Seesack verstauen. Grosse Zehen tapen, damit die Blasen keine Chance haben. Buch und Flip-Flops in Seesack. Tagesration an Riegeln, Nüssen und Schokolade in den Tagesrucksack. Seesack abschliessen und vor die Tür stellen. Wanderstiefel schnüren und ab geht es zum Frühstück.

Wo ich mir dann wie schon an anderer Stelle erwähnt, meist mit Müsli, mit oder oder Apfel, und „Tibetean Bread“ die nötigen Energie für den Tag hole.

Die ich an diesem Tag gut gebrauchen kann, da es eine sehr kräftezehrende Etappe ist. Weniger wegen vieler Höhenmeter, denn heute gehen wir fast nur in der Ebene, sondern mehr wegen der eher eintönigen und staubigen Route.

Bevor wir uns aber auf den Weg machen, statten wir der örtlichen Schnapsbrennerei einen Besuch ab, in der wir uns für ein paar Cent die eine oder andere Flasche Hochprozentiges aus Nepal sichern. Wolfgang zeigt einmal mehr, dass mit ihm zu rechnen ist und nimmt zum Abschied einen grossen Schluck aus dem Schlauch, der das fertige und wohl sehr (!) hochprozentige Destillat liefert.

Der Weg führt uns ähnlich wie am Vortrag meist entlang der neuen Straße und so teilen wir uns auch heute die steinige Piste mit Bussen, Motorrädern, Viehherden und anderen Wanderern.

Nach 14 Tage auf den Beinen merke ich erste Ermüdungserscheinungen bei mir, die der allgegenwärtige Staub durchaus zu verstärken weiss.

Während dem Mittagessen in einer sehr schönen Lodge machen wir Beanntschaft mit der örtlichen Polit-Prominenz.

Denn am Nebentisch sitz ein ehemaliger Staatssekretär im Aussenministerium, der lautstark und mit viel Engagement mit mehreren Männern diskutiert, ohne dabei auf sein Dhalt Bat zu verzichten.

Laut Narayan sitz sowohl der Führer der Maoisten mit am Tisch, als auch der Vorsitzender der Demokraten. Ob das Gespräch, das mit viel Lachen und Schulterklopfen angefüllt ist, am Ende die von Narayan so oft angemahnte „neue Verfassung für Nepal“ zur Folge hat, vermag ich nicht zu sagen. Allerdings wird wohl auch in Nepal beim Essen Politik gemacht – ganz wie in Berlin, in dem wohl die Merkel´schen Ideen, meist auch bei einem guten Essen entstehen.

Als Vater berührt mich die Szene, in dem die Tochter des Hauses den Staatsministier a.D. begrüsst, der gleichzeitig wohl auch ihr Vater ist. Das Mädchen, vielleicht 10 oder 12 Jahre alt, kniet sich bei der Begrüssung vor ihren Vater und beugt sich so tief, bis ihre Stirn die Füsse des Vaters berührt. Der Vater bleibt legt aber nicht die Hände auf die Stirn des Mädchens, sondern steht aufrecht und würdigt ihr quasi keines Blickes.

Auf Nachfrage erklärt mit Narayan, dass das eine durchaus gängige Begrüssungsform der Tochter dem Vater gegenüber ist. Ich muss das mal mit Luisa besprechen, die eine oder andere Tradition aus Nepal kann man ja auch ohne weiteres bei uns einführen.

Am Abend sind wir in Ghasa, einem kleine Bauerndorf, in dem ich mich ins Mittelalter zurück versetzt fühle. Den für Nepal so typischen Gegensatz bildet dann unser „Eagle Nest Guest House“, das zu den Besten gehört, die wir bis jetzt besucht haben. „Attached Batchroom“ hatten wir mittlerweile schon des öfteren, aber eine geflieste Dusche mit funktionierenden Kalt- und Warmwasserhahn überrascht mit aber doch.

Passend dazu gibt es am Abend das „beste Dhal Bat“ der ganzen Tour. So jedenfalls macht es Narayan die Auswahl des Abendessen leicht und wir gönnen uns alle diese nepalesische Köstlichkeit. Und Narayan hat uns nicht zu viel versprochen, wir können kaum genug bekommen und zum Glück gehört zum „Dhal Bat“ auch traditionell „Nachschlag“ für alle.

Nach dem abendlichen Mars mit Ellen freue ich mich auf meinen Schlafsack und versinke für ein paar Seiten noch in das Barcelona der 40-er und 50-er Jahre.

Annapurna Round 2010 – Teil 14



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