(2014) / US / Laufzeit: ca. 99 Minuten / FSK: 16 / Horror
von John R. Leonetti, mit Ward Horton und Annabelle Wallis
Horrorfilme haben es heutzutage aber auch wirklich nicht mehr leicht, so werden sie doch schon im Vorfeld zerpflückt. Und was soll man sagen, oft auch einfach zu Recht. Die immer wieder gleichen Momente, Schocker die auf ohrenbetäubende Musikeinlagen setzen, absolut unnachvollziehbare Menschen die es vollkommen verdient haben zu sterben. ANNABELLE hat da keinen anderen Stand. Die einzig wahre Horrorpuppe ist und bleibt sowieso Chucky, schwer dem etwas entgegenzusetzen. Und keine Sorge Chucky, Püppchen Annabelle steht zwar im Titel, belegt aber gerade mal eine Statistenrolle. Szenen in der sie wirklich mal zentral auftritt, kann man an einer halben Hand aufzählen. Für wirklich gruselige Momente mit ihr braucht man übrigens gar keine. Das Thema wurde also schonmal halbwegs verfehlt, traurig, denn Puppen kann man eigentlich ideal nutzen, um mal etwas frischen Wind in die Horrorkinos zu bringen. Denn die kleinen Spielzeugfreunde sind trotz der Ausweidung des Genres derzeit irgendwie kaum benutzt worden. Billy aus DEAD SILENCE war 2007 mal wieder eine nette Annäherung an das Ganze, doch liegen die wirklich erinnerungswürdigen Puppenzeiten vor der Jahrtausendwende. Aber warum? Genau wie Clowns haben sie doch schon von Grund auf etwas schauriges, die richtig zu inszenieren sollte doch nicht all zu schwer sein. Aber ANNABELLE ist der ideale Beweis dafür, dass es mit viel Anstrengung doch möglich ist.
Das ist in diesem Fall wirklich traurig, denn Regisseure John R. Leonetti (der sich mit THE BUTTERFLY EFFECT 2 und MORTAL KOMBAT 2 nicht grade mit Ruhm bekleckert hat) hat es stellenweise geschafft, eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen. Okay, zum Großteil war sie einzigartig beschissen, doch komischerweise funkeln 1-2 Szenen heraus, die das Niveau des Films phasenweise nach oben reissen. Als Highlight funktioniert hier die Fahrstuhlsequenz die so extrem packend war, dass ich mich während dem Film doch wirklich einmal in aufrechter Position befunden habe. Man hat in diesen knapp 2 Minuten einfach all das vereint, was modernen Horror definieren sollte: Urängste, Kopfkino und Paranoia. Perfekt. Diese zwei Minuten wiegen aber in keinem Fall einen ganzen Film auf und somit bleibt neben diesem Moment nur die wunderschöne Annabelle Wallis die das Ganze noch als Blickfang aufwertet.
Aber sind das wirklich Gründe dafür, sich den Film doch mal anzuschauen? Ehrlich nicht. Die Fahrstuhlszene kann man sich mal auf YouTube anschauen und für hübsche Frauen geht man auf das andere YouTube. Das grenzdebile Grinsen von ANNABELLE vergisst man nämlich nicht so schnell und ich denke nicht dass es die Intention des Regisseurs war, dass man davon Albträume kriegt.
4.0/10