Paris, 1928: Die junge, talentierte Lucia Joyce steht vor ihrem Durchbruch als Tänzerin. Doch ihr Vater – ein Wegbereiter der literarischen Moderne – beobachtet das Streben seiner Tochter nach einem selbstbestimmten Leben mit Argwohn. Als Lucia dem Schriftsteller Samuel Beckett begegnet, verliebt sie sich leidenschaftlich, wird jedoch schon bald bitter enttäuscht. Als dann ein lange verborgenes Geheimnis ihrer Familie ans Licht kommt, droht Lucias Hoffnung, sich aus dem Schatten des übermächtigen Vaters zu befreien, dramatisch zu scheitern.
"Die Tänzerin von Paris" von Autorin Annabel Abbs hat mir beim Lesen einige Schwierigkeiten bereitet. Obwohl ich das Thema sehr interessant finde und auch schon viele historische Romane gelesen habe, ist es mir einfach nicht gelungen in die Geschichte abzutauchen. Ich habe mehrfach neu angesetzt, mich ganz bewusst der Handlung gewidmet, aber es ist einfach keine Verbindung entstanden, die mich an das Buch gefesselt hätte. Ich kann dies eigentlich nur auf den Schreibstil der Autorin oder die Übersetzung zurückführen, wobei es für mich wahrscheinlich auch nicht so ideal war, dass ein Teil der Handlung in Psychotherapiesitzungen zwischen Lucia und C.G. Jung aufbereitet wird.
Ich kann Büchern mit zu hohem Anteil an Psychologie (z. B. auch einige Bücher von Sebastian Fitzek) generell nicht viel abgewinnen, auch wenn alle anderen Leser begeistert sind. Für mich wäre ein Hinweis auf diesen Teil des Buches daher schon eine wichtige Information gewesen, die in den Klappentext gehört. Natürlich war mir vorher bekannt, dass Lucia Joyce psychische Probleme hatte, aber es ist eben schon ein Unterschied, ob dies nur aus den Handlungen und Gedanken der Protagonistin hervorgeht oder aber in Form von Psychotherapiesitzungen aufgegriffen wird.
Womit ich mich auch etwas schwer getan habe, ist die Schilderung der Familie Joyce. Die Autorin hatte den Anspruch die "vergessene" Tochter von James Joyce in den Focus zu rücken und so auf sie, ihr Talent und ihr Leben aufmerksam zu machen. Ich bezweifle allerdings, dass sich Lucia gewünscht hätte nun so in Erinnerung zu bleiben, wie sie in diesem Roman geschildert wird. Gleiches gilt auch für die Beziehungen zu ihren Eltern und ihrem Bruder, die kein besonders gutes Licht auf alle Beteiligten werfen. In Anbetracht dessen, dass der größte Teil des Schriftverkehrs Lucia Joyce betreffend zerstört wurde, beruht hier auch viel auf der Phantasie der Autorin und die hat Lucia hier doch ein eher fragwürdiges Denkmal gesetzt.
Aber trotz aller Kritiken und meiner Probleme beim Lesen nicht mit den Gedanken abzuschweifen, gab es auch ein paar Szenen die mir gut gefallen haben. Das war insbesondere der Fall, wenn es um Lucias Tanzinszenierungen ging.
Unbegreiflich ist für mich das Buchcover der deutschen Ausgabe. Es handelt sich hier um ein Buch über eine real existierende Person. Es gibt Fotografien von Lucia Joyce, man weiß sehr genau wie sie ausgesehen hat und auf dem Buchcover der amerikanischen Ausgabe wurde auch ein Foto von Lucia verwendet. Warum also ist auf dem deutschen Buchcover eine blonde "Sekretärin" zu sehen? Waren die Bildrechte zu teuer? Auch dann hätte man ja wohl zumindest eine Frau abbilden können, die zumindest den Anschein erweckt Lucia ähnlich zu sehen.
Insgesamt gesehen kann ich "Die Tänzerin von Paris" nicht uneingeschränkt weiter empfehlen und stehe dem gesamten Buchprojekt eher kritisch gegenüber.
So habe ich bewertet:
Und hier kann man das Buch kaufen: Annabel Abbs: Die Tänzerin von Paris
Weitere Informationen zum Buch und zur Autorin finden sich auf der Homepage des Aufbau Verlages