Zuallererst muss gesagt werden das die Verfilmung eines solch epochalen Romans wohl immer ein sehr schwieriges Unterfangen ist. Neben den passenden Darstellern und Drehorten die gefunden werden müssen ist es sehr schwer ein gut 990 Seiten starkes Buch in knapp 2 Stunden Filmzeit zu bannen. "Anna Karenina" ist nicht nur ein sogennanter "Verführungsroman" wie z.B. Flauberts "Madame Bovary" oder "Effi Briest" von Theodor Fontane sondern auch ein Zeitzeugnis Tolstois der russischen Gesellschaft zur Zeit des russischen Realismuses (19. Jahrhundert). So wird durch die Geschichte der Anna Karenina und ihrer tragischen Liebesgeschichte die Situation des russischen Adels gezeigt aber auch die des "normalen" Arbeitervolkes bzw der Bauern die zu dieser Zeit noch Leibeigene quasi Sklaven waren. Diese Situation wird besonders durch die Figur des Kostja Ljewin verdeutlicht der während des Romans immer wieder mit der Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert wird (besonders da er sich selbst als Atheist sieht) am Ende aber durch den Tod seines politisch sehr engagierten Bruder sowie der Geburt seines Sohnes erkennt das die menschliche Hingabe zum Guten einer Göttlichen entspricht und somit die Erfüllung in der Arbeit auf seinem Landsitz findet.
Anna Karenina von mysugar-mountain, Mein Anna Karenina Polyvore Set
Die "Anna Karenina" Verfilmung 2012 inszenierte Regisseur Joe Wright (der sich schon durch die Literaturverfilmungen "Stolz&Vorurteil" sowie "Abbitte" ausgezeichnet hat) durchaus neu intepretiert anders als bei normalen Verfilmungen wurde nicht in Drehorten in Russland gedreht sondern vieles auf einer Bühne inszeniert. Das liegt zum einen daran das der Regisseur keine passenden Drehorte fand zum anderen daran das die russische Aristrikatie im 18 und 19 Jahrhundert ihre Häuser, Kleidung sowie ihr gesamtes Auftreten sehr "übertrieben" auslebten so sprach man fast nie russisch sondern meist französisch da dies in Mode war, auch die Häuser wurden in französischem Stil dekoriert. Der Film startet mit einer Art Overtüre wie man sie aus dem Theater gewohnt ist Kulissen werden von Arbeitern verschoben und wenn ein Prozagonist durch eine Tür tritt ist er schon wieder in einem ganz anderen Set. Dies mag auf den ersten Blick durchaus befremdlich wirken aber das man sieht wie Kulissen verschoben werden ist nur ganz am Anfang und wenn man erstmal im Film "drin" ist wirkt alles nicht mehr so unecht und ungewohnt. Die Besetzung des Films ist meiner Meinung nach eher durchwachsen. Keira Knightley als Anna ist in Ordnung ich habe mir Anna immer ein bisschen anders vorgestellt weniger kühl aber sie passt gut in die Rolle und das Knightley Kostümfilme mag ist wohl offensichtlich. Karenin, Annas betrogener Ehemann, wird von Jude Law gespielt und sieht meiner Meinung nach dem literarischen Vorbild überhaupt nicht ähnlich, er wirkt zu klein und zu zerbrechlich aber die Figur des Karenin kommt in dieser Verfilmung (wie auch im Buch!) sehr gut weg, er ist eigentlich eine sehr sympathische Figur und versucht eigentlich bis zum Ende seiner Frau dennoch zu helfen und nimmt am Ende auch deren Tochter auf die sie mit dem Grafen Wronski bekam. Eben dieser Graf ist aber sehr schlecht besetzt, Aaron Tayler-Johnson sieht aus wie ein kleiner Junge der von seiner Mutter in eine Uniform im Stil des letzten Jahrhunderts gesteckt wurde, er hat keinerlei Charisma und Charme sowie der Graf eigentlich sein sollte sondern ist eine eher sehr uninteressante Person Annas Bruder wirkt auf mich ansprechender als der Graf der in Anna Karenina eine Leidenschaft auslösen soll das sie ihre Ehe, ihren Status und am Ende ihr Leben für ihn opfert.
Auch durch diese kleine Mängel ist die Geschichte aber wirklich sehr schön inszeniert und für Literaturfilmfans sowie Fans von Kostümfilmen durchaus zu empfehlen!
Forbidden Love Anna Karenina by mysugar-mountain weiteres Anna Karenina Polyvore Set