Anime Publisher – Kann ich das auch werden?

Von Sebastian Gaebelein @Japaniac
Traumjob Anime Publisher? Ob das jeder machen könnte? Was muss ich dafür mitbringen?

Sebastian von AniMoon Publishing stellt sich unseren Fragen, was es für AniMoon zum Durchstarten in der Szene gebraucht hat und was er für einen erfolgreichen Start empfiehlt.

Unsere Fragen sind entsprechend hervorgehoben.

Japaniac: Auf was sollte man sich einstellen, wenn man sich entscheidet ein Anime Publisher zu werden?

AniMoon: Man muss sich darüber im Klaren sein, dass der deutsche Anime-Markt mit seinen vielen Anbietern bereits sehr stark besetzt ist und zudem große globale Player wie Amazon, Netflix und nicht zuletzt Crunchyroll immer stärker auf den deutschen Markt preschen. Da ist es wichtig, eine klare Vermarktungsstrategie mit einem klaren Fokus zu verfolgen.

Japaniac: Was braucht es, um erfolgreich zu starten?

AniMoon: Es braucht ein hohes Startkapital an Geld, ein klares Konzept, gute Kontakte, ein glückliches Händchen bei der Lizenzwahl und viel Arbeit.

Japaniac: Kann jeder Anime Publisher werden der will?

AniMoon: Grundsätzlich ja. Solange man die oben genannten Grundvoraussetzungen erfüllt.

Japaniac: Sucht man den Kontakt zu den Lizenzgebern eher selbst? Oder wie kommt ein „unbekanntes" Label am Anfang an neue Lizenzen?

AniMoon: Am besten besucht man einen der großen Filmmärkte, die jährlich in Tokio stattfinden, auf denen sämtliche wichtige Lizenzgeber vertreten sind. Dort kann man mit den Lizenzgebern in Kontakt treten, sich persönlich, sowie seine Firma vorstellen und für die entsprechenden Lizenzen anfragen. Als neues und „unbekanntes" Label hat man es aber durchaus schwer, überhaupt an die gewünschten Lizenzen heranzukommen.

Japaniac: Ist es kein risikoreiches Abwägen der Titel? Da man ja vor allem am Anfang darauf angewiesen ist, dass der Titel erfolgreich ist.

AniMoon: Natürlich ist es extrem risikoreich, denn wenn unser gesamtes Startkapital in unserem ersten Titel steckt, MUSS dieser erfolgreich sein. Umso wichtiger ist es, dass man seinen Starttitel mit größter Sorgfalt auswählt. Unsere Wahl fiel auf Yosuga no Sora, da dieser Titel in Deutschland schon eine große Bekanntheit hatte und aufgrund seiner extremen Thematik die Fangemeinde spaltet. Entweder man hasst den Titel oder man liebt ihn. Und was gibt es besseres als einen Starttitel, der polarisiert und über den jeder spricht?

Japaniac: Ist es wichtig guten Kontakt zu seinen Publisher „Kollegen" Japaniac: Ist es wichtig oder sinnvoll bereits am Anfang Kooperationen mit Medienpartner zu suchen oder deren Aufmerksamkeit zu bekommen? zu pflegen? Vor allem am Anfang? Japaniac: Vor allem am Anfang werden ja vermutlich weniger die Mittel für sehr große Auflagen vorhanden sein. Ist es daher sinnvoller wenigstens qualitativ das Beste herauszuholen oder sollte man eher auf einer Mittelschiene fahren?

AniMoon: Grundsätzlich ist es schön und (in meinen Augen) auch wichtig, ein gutes Verhältnis zu seinen „Publisher-Kollegen" zu pflegen, denn irgendwie sitzen wir doch alle im gleichen Boot. Zudem kann man sich gegenseitig inspirieren oder sich über die aktuelle Marktsituation austauschen.

Japaniac: Viele beschweren sich immer über die Preise, die manch ein Anime kostet. Natürlich kommen hierbei große Kosten zusammen. Würdet ihr es jemanden empfehlen in das Business mit der Idee Wir bedanken uns recht herzlich bei Sebastian für das interessante Interview! einzusteigen, möglichst billig die Anime auf den Markt zu bringen, auch wenn eventuell die Qualität darunter leidet? Wäre so eine „Billigproduktion" von Lizenzkosten und Co. her überhaupt möglich?

AniMoon: Kooperationen mit Medienpartnern sind extrem wichtig, besonders am Anfang. Denn über die Reichweite der Medienpartner kann man seine Produkte bei den Fans überhaupt erst bekannt machen. Wenn es um Anime geht, gibt es in Deutschland viele tolle Newsseiten wie z.B. Japaniac, Anime2You, Sumikai, AnimeNachrichten oder Manime (um nur einige zu nennen), YouTube-Channels wie NinotakuTV oder Print-Magazine wie die AnimaniA oder die Koneko, die durch ihr Engagement dafür sorgen, dass Anime in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnt und, dass unsere Produkte bei den Fans bekannt werden. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle einfach mal herzlich bei allen Medienpartnern bedanken!

AniMoon: Unsere Philosophie und unser Anspruch an uns selbst ist es immer die bestmögliche Qualität abzuliefern. Sei es bei der Verpackung, den Extras oder der Synchronisation, hier wollen wir neue Maßstäbe setzen und uns damit auch von unserer Konkurrenz abheben. Auch wenn das am Ende höhere Kosten für uns verursacht, sind wir fest davon überzeugt, dass das der richtige Weg ist. Denn wir bringen Produkte für Liebhaber auf den Markt, und genauso viel Liebe wie unsere Kunden in ihre Sammelleidenschaft stecken, so viel Liebe und Herzblut stecken wir in die Kreation unserer Produkte. Und unsere Kunden, die viel Geld für ihr Hobby ausgeben, sollen von uns auch nur die allerbeste Qualität bekommen!

AniMoon: Hier muss ich dir ein doppeltes „Nein" geben. Der Animemarkt ist in Deutschland immer noch ein sehr kleiner Nischenmarkt. Die Initialkosten, die für einen deutschen Anime-Release anfallen (insbesondere für die Synchronisation) sind sehr hoch. Die vergleichsweise geringe Stückzahl an DVDs und Blu-rays, die man von einem Titel verkaufen kann, muss diese Kosten wieder einspielen, wodurch es zu einem relativ hohen Verkaufspreis je DVD / Blu-ray kommt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Je mehr Anime-DVDs oder Blu-rays in Deutschland gekauft werden, umso günstiger kann man diese anbieten!

Wer es noch nicht getan hat, kann AniMoon gern einen Besuch auf deren Facebook, Twitter oder Webseite abstatten.

Stellvertretender Chefredakteur bei Japaniac. Zuständig für Gewinnspiele oder andere Specials. In meiner Freizeit habe ich nichts gegen eine entspannte Runde an der Konsole. Leidenschaftlicher Anime-Fan und nerdiger Otaku seit mehreren Jahren.