Angst vor der Angst

Ich werde immer wieder gefragt, was genau ich mit der Angst vor der Angst meine. Deshalb will ich an dieser Stelle noch einmal etwas ausführlicher darauf eingehen.

Die Angst vor der Angst tritt in Zusammenhang mit Panikattacken auf. Jemand, der schon einmal eine Panikattacke erlebt hat, weiß, wie sich dieses Erlebnis ins Gedächtnis brennt. Eine Panikattacke macht Angst, im Grunde ist eine Panikattacke die pure Angst. Es machen sich Symptome bemerkbar, wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel, Unwirklichkeitsgefühl, Atemnot etc. Diese wiederum führen oftmals dazu, dass der Betroffene glaubt, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ohnmächtig zu werden oder sonst ernsthaft krank zu sein.

Eine Panikattacke ist also eine extrem einprägsame Erfahrung, die niemand ein zweites Mal erleben möchte. Nehmen wir jetzt einmal an, dass eine Panikattacke in einer bestimmten Situation zum ersten Mal aufgetreten ist. Schauen wir uns das an einem konkreten Beispiel an:

Entstehung der Angst vor der Angst

Stefan ist wie jeden ersten Samstagabend im Monat mit drei seiner Freunde zu einem Kinobesuch verabredet. Stefan fühlt sich den ganzen Tag schon ein wenig unwohl. Mitten im Film bekommt er plötzlich Schweißausbrüche und ihm wird schwindlig. Stefan bekommt Angst. “Was ist mit mir los?” Er bekommt Panik. Diese Angst führt zu weiteren Symptomen, wie Herzrasen und einem trockenen Mund.

Stefan flüstert seinen Freunden noch zu, dass es ihm gerade nicht gut geht und stürmt aus dem Kino. Am nächsten Morgen liegt Stefan flach. Er hat sich eine ziemlich heftige Grippe eingefangen, die sich mit dem Schwindel und den Schweißausbrüchen ankündigte.

Im kommenden Monat steht wieder der obligatorische Kinobesuch an. Stefan geht es längst wieder gut und er freut sich auf den heutigen Abend. Plötzlich, zu Beginn des Films,  erinnert er sich an den damaligen Vorfall. So etwas möchte er nicht noch einmal erleben. Stefan horcht in seinen Körper hinein und bekommt Angst. Unmittelbar bemerkt er verschiedene Symptome: Trockener Mund, Schweißausbrüche, Herzrasen…die Angst wird größer, was die Symptome noch verstärkt. Stefan möchte nicht, dass irgendwer seine Angst bemerkt. Er kann doch nicht schon wieder das Kino verlassen. Er steht die Panikattacke irgendwie durch.

Während beim ersten Mal die sich ankündigende Grippe und die daraus hervorgehenden Symptome Auslöser der Panikattacke waren, war es diesmal allein die Angst vor der Angst. Diese Erwartungsangst ist typisch für eine Panikstörung. Im kommenden Monat sagt Stefan den Kinobesuch ab. Er ist mit seiner Freundin zum Essen eingeladen. Dieses Vermeidungsverhalten ist ganz typisch und dennoch extrem kontraproduktiv.

Wie sollte man mit der Angst vor der Angst umgehen?

Man sollte sich klar machen, dass Panikattacken nicht tatsächlich lebensbedrohlich sind. Sie sind zwar extrem beängstigend und sehr unangenehm, aber nicht wirklich gefährlich. Das sollte man sich vergegenwärtigen.

Zudem sollte man sich seiner Angst stellen. Wenn es gelingt, sich nicht gegen die Angst zu wehren, die Panikattacken zuzulassen, dann wird es mit der Zeit gelingen, einen Weg aus den Panikattacken zu finden. Denn wenn man sich nicht dagegen wehrt, verliert die Angst vor der Angst deutlich an Stärke. Wir erleben, dass nichts Schlimmes mit uns geschieht, unsere Befürchtungen nicht eintreten.

So haben wir gute Chancen, die Angst vor der Angst aus unserem Leben zu verbannen.


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