Bei der Premiere landeten 1800 katholische Pfarrer im Gefängnis und Kircheneigentum im Wert von 16 Millionen Goldmark im Staatssäckel, bei der Wiederaufführung ab 1935 wurde die evangelische Kirche auf Staatskurs gebracht. Jetzt hat verdienstvolle Süddeutsche Zeitung in der Nachfolge des ZDF einen neuen "Kulturkampf" entdeckt: Im Internet gerate der "deutsche Streit über Breivik" zu "Groteske", ein "Generationenkonflikt" (SZ) habe sein Haupt, in dem "Scharfmacher Ziel einer Spottkampagne" seien, schreibt Stefan Plöchinger. "Der aktuelle Kulturkampf ums Virtuelle, eröffnet durch die sehr reale Bluttat des Anders Behring Breivik", analysiert er, "hat viel mit der Angst vor Fremdem zu tun und damit, wie Politiker diese Ängste schüren oder nutzen."
Das ist doch mal neu, das ist doch mal originell. Fremdenfeindlichkeit im Virtuellen, Angst vor Computern, Smartphones, vielleicht auch Scannern und Druckern. Hightech-Hass bei Hans-Peter Uhl, dem Christdemokraten, der das Netz gern flächendeckend überwachen will, wohl aber auch bei engagierten Sozialdemokraten wie Andrea Nahles und Sigmar Gabriel, die mehr Schutzmänner für die elektrischen Räume fordern.
"Vielleicht ist das die eigentliche Geschichte hinter der absurden Debatte: Die eine Generation entfremdet sich von der anderen", mutmaßt Plöchinger, weil ja nun auch alles gesagt und wie immer nichts getan ist. Ein neues Spielfeld, der elektrische Mensch, der sich nicht mehr versteht mit allen, die kein Facebook-Profil haben und keinen Bürgermeisterposten bei Foursquare. Beim Original-Kulturkampf setzte Bismark die Trennung von Staat und Kirche mit juristischen Mitteln durch, wobei "einander fremde kulturelle Lebensweisen aufeinandertrafen" (Wikipedia). Als drei junge Mädchen im Härtelwald des saarländischen Dorfes Marpingen eine Marienerscheinung hatten, strömten die Pilger nur so herbei. Die Kirche aber versagte dem Wunder die Anerkennung. Und die preußischen Behörden sperrten das Gelände, um die Pilgerströme zu stoppen.