Angst um den Tremola Kult

Von Rennradblog

Dieses Jahr wurde die alte Gotthardstrasse (Tremola) saniert. Die Überholung hat für einen Aufschrei gesorgt. Offenbar wurde nicht sanft saniert, sondern die ganze Strasse gleich mit viel Beton rundum erneuert. Immerhin wurde das Kopfsteinpflaster beibehalten. Der VCS hat zwischendurch sogar den Abbruch der Arbeiten gefordert und bei Schweiz Aktuell wurde das Projekt sehr kritisch gewürdigt. Die Macher führten aus, dass die baulichen Massnahmen nötig waren, da Lawinen und der Frost die Substanz der Strasse angegriffen hätten. Die Sicherheit für den Verkehr sei nicht mehr gewährleistet. Vermutlich war es eher ein vom Bund finanziertes Konjunkturprogramm für den Tessiner Strassenbau.

Auch ich finde eine solche Totalsanierung problematisch. Dabei geht es mir weniger um den Erhalt der “nostalgischen” Strasse, sondern um die Benutzung. Natürlich tut es weh, wenn der schmucke Randstein Betonklötzen weichen muss und die alten Wegmarkierungen verschwunden sind. Der Hauptgrund liegt für mich ganz woanders. Bis anhin gehörte das Kopfsteinplaster und die vielen Kehren den Rennrad Fahrern. Manchmal musste man sich richtig um die Schlaglöcher im Kopfsteinplaster schlängeln, um den besten Weg zu finden. Motorisierter Verkehr gab es fast keinen. Dies könnte sich jetzt leider schlagartig ändern. Vermutlich gibt es Autofahrer, die sich die neue Strasse anschauen wollen, und das motorisierte Verkehrsaufkommen erhöht sich. Damit wäre es vorbei mit dem Tremola Kult und der Gotthardpass für Rennrad Fahrer wohl nicht mehr attraktiv. Eigentlich hätten die Autofahrer doch bereits den Tunnel und die neue Gotthard Passstrasse. Wieso reicht das nicht?

Abhilfe könnte hier nur die Sperrung der alten Gotthardstrasse für den motorisierten Verkehr schaffen. Dies würde für viel Publizität sorgen und die Region für Sportler noch attraktiver machen. Wo gibt es schon fünf oder sechs verschiedene Pässe gleich um die Ecke? Wenn die Sperrung nicht funktioniert, dann ist eine Maut angebracht. So kann der Bund das Projekt refinanzieren und das motorisierte Verkehrsaufkommen könnte über den Preis gesteuert werden. Ich hoffe auf ein Rennrad Ende der Geschichte und freue mich schon jetzt auf eine Tremola Auffahrt ohne Verkehr, dafür mit ganz viel Charme, Nostalgie und Kopfsteinpflaster.