Das EU-Parlament würde gerne die 1- und 2-Cent-Münzen abschaffen. Einen entsprechenden Beschluss fassten die Abgeordneten nach übereinstimmenden Medienberichten am Dienstag. Die Parlamentarier beauftragten die Europäische Zentralbank (EZB) zu prüfen, welche Kosten ein solches Aus mit sich bringen würde und ob die Bevölkerung diesen Schritt akzeptieren würde. Positive Beispiele für einen Ausstieg aus dem Kleingeld gibt es bereits.
1- und 2-Euroscheine im Gespräch
Zu teuer und zu umständlich: Den EU-Parlamentariern sind die 1- und 2-Cent-Münzen ein Dorn im Auge. Sie wollen die Flut an Kleingeld eindämmen und Scheinen damit mehr Chancen einräumen. Denn neben der Abschaffung der Mini-Münzen diskutiert Brüssel auch neue 1- und 2-Euro-Scheine.
Der österreichische EU-Abgeordnete Hans-Peter Martin erklärte auf der Internetseite des EU-Parlaments dazu: “Die EU-Kommission sollte einen Bericht erstellen, in dem die Vor- und Nachteile von 1- und 2-Euro-Banknoten dargestellt werden.”
Vorteile neuer Scheine
Zwei entsprechende legislative Berichte verabschiedeten die Abgeordneten am Dienstag mit großer Mehrheit. Die EZB bekam einen entsprechenden Auftrag. Martin zufolge sollen die Produktionskosten von 1- und 2-Cent-Münzen ins Verhältnis zu ihrem Nutzen und Wert gesetzt werden. Zu der Nachrichtenagentur APA sagte Martin: “1- und 2-Euro-Scheine werden vielerorts aus praktischen Gründen gewünscht. Die EZB sollte diesem Bürgerwunsch entsprechen.”
Finnen nutzen keine Mini-Münzen
Vielen EU-Bürgern sind die Mini-Münzen zu umständlich. Zudem ist die Herstellung des Kleingelds verhältnismäßig teuer. Die Abschaffung könnte das Zahlungssystem deutlich effizienter machen. Deshalb nutzt etwa Finnland die 1- und 2-Cent-Münzen im Alltag gar nicht. Händler runden alle Preise auf fünf Cent – und es gibt keine Beschwerden.
Bargeld hoch im Kurs
Die Deutschen lieben laut Bundesbank-Zahlen von 2009 ihr Bargeld. Im Einzelhandel sind Scheine und Münzen demnach weiterhin das mit am Abstand am meisten genutzte Zahlungsmittel. Gemessen am Umsatz liegt der Anteil bei 57,9 Prozent. Mit Kreditkarte wurden lediglich 3,6 Prozent der Beträge beglichen. Elektronische Zahlungsmethoden stecken nach Einschätzung der Notenbanker noch in den Kinderschuhen.
Kanada schafft den Penny ab
Aber auch im Ausland kehren die Bürger dem Kleingeld den Rücken. Die Kanadier etwa prägen diesen Herbst das letzte Mal den Penny. Dann fällt die Mini-Münze der Inflation zum Opfer. Denn die Herstellungskosten seien pro Cent auf 1,6 Cent gestiegen, was den Staat jährlich zusätzlich Millionen Dollar koste, so Kanadas Finanzminister Jim Flaherty.
Nach Informationen des “Wall Street Journals” könnten die USA dem kleinen Bruder bald folgen. Denn auch in den Vereinigten Staaten ist die Produktion der Cent-Münzen deutlich teurer als ihr Nennwert. US-Präsident Obama plane deshalb in einem ersten Schritt, die Münzen aus günstigerem Material herstellen zu lassen.
Quelle: t-online