Ueber Angkor gibt es soviel zu sagen und schreiben, dass ich gar nicht weiss wo ich beginnen soll. Also erstmal wieder ein bisschen Geschichte. Diese geschichtlichen Ausfuehrungen schreibe ich mehr fuer mich als fuer Euch (obwohl ich trotzdem hoffe, dass Ihr sie mit grossem Interesse lest, zum einen zum besseren Verstaendnis, zum anderen als regelmaessige Wissenserweiterung), denn wenn ich in ein paar Jahren meinen Blog lese, moechte ich all diese Informationen gleich zur Hand haben, ohne sie erst woanders nachschlagen zu muessen.
Im 1. Jahrhundert n.Chr. entwickelte sich Suedostasien durch seine Lage zu einem geschaeftigen Handelsumschlagsplatz, da Haendler aus dem Mediterranen, aus China und Indien ihre Waren anboten und somit die Ureinwohner verstaerkt der fremden auslaendischen Kultur aussetzten. Die indische Kultur setzte sich am staerksten durch und verankerte unter anderem ihre Religionen (Hinduismus und Buddhismus), Recht und politisches System in der Region. Es bildeten sich kleine Staaten heraus (zum Teil nur Stadtstaaten), die sich aufgrund von Vergroesserungsversuchen der einzelnen Staaten unter einander bekriegten.
Der erste Koenig der Angkor Era war Jayavarman II, der die rivalisierenden Khmer Reiche unter dem Namen Kambuja im Jahre 802 n.Chr. vereinte. Er lies sich als Gott-Koenig verehren und diese Form der Verehrung wurde von allen nachfolgenden Herrschern uebernommen und hielt waehrend der gesamten Angkor Era an. Die Hauptstadt verlegte er in die Naehe von Rolous und dort lies sein Nachfolger Indravarman I. die Tempel der sogenannten Rolous Gruppe bauen: Bakong, Preah Koh und Lolei. Bakong ist ein Tempelberg (15 Meter hoch) und nach dessen Vorbild wurden spaeter viele weitere Tempelberge errichtet.
Einer der Nachfolger dieses Herrschers baute uebrigens auch das erste grosse Wasserreservoir und began eine weitere Tradition der Khmer Koenige. Wasser spielt in dieser Gegend durch die zwei grossen Jahreszeiten Trocken- und Regenzeit eine besonders grosse Rolle und erstmals war es den Menschen durch das ganzjaehrig vorhandene Wasser moeglich, mehrmals im Jahr Reis zu ernen, was bald zu Nahrungsueberschuessen fuehrte und eine wirtschaftliche Bluetezeit hervorrief.
Zum Ende des 9. Jahrhunderts verlegte der damalige Koenig Yasovarman I. die Hauptstadt von Rolous in das Angkor Gebiet und lies seinen Hauptsitz Phnom Bakheng errichten. Wie auch die Tempel bisher war dieser wieder dem Hinduismus gewidmet. Man sollte meinen, dass der Sitz der Hauptstadt nun in Angkor verblieb, aber aus unbekannten Gruenden wurde sie spaeter in 928 n.Chr. fuer 20 Jahre 100km noerdlich verlegt, wo natuerlich auch wieder ein Tempel entstand. Als man sich nach diesen 20 Jahren wieder fuer Angkor entschied, zog man nicht zurueck nach Phnom Bakheng, sondern errichte mit Pre Rup einen neuen Staatstempel.
Nach der Rueckkehr zu Angkor bluehte das Khmer Reich auf und expandierte territorial, politisch und kommerziell. Verschiedene Herrscher bewiesen militaerische Muskelkraft im Streit mit ihren Nachbarn und weiteten in den folgenden Jahrhunderten das Angkor Reich bis ins heutige Thailand und Vietnam aus. Verschiedene grosse Tempelanlagen entstanden zu dieser Zeit: Ta Keo, Banteay Srey, Baphuon und West Baray. Unter Suryavarman II. im 12. Jahrhundert befand sich das Reich in seiner Bluetezeit und in dieser Zeit entstand auch die bisher groesste Tempelanlage der Welt, Angkor Wat, aber auch Thommanon, Banteay Samre und Beng Melea. Angkor Wat ist ein hinduistischer Tempel und dem Hindu Gott Vishnu gewidmet und obwohl es sich hierbei um den koeniglichen Staatstempel handelt, hat die westliche Ausrichtung des Tempels zu Vermutungen gefuehrt, dass es sich hierbei auch um seinen Grabtempel handeln koennte. Eine Grabkammer oder aehnliches, was diese Theorie stuetzen koennte, hat man allerdings nie gefunden.
Im 12. Jahrhundert befand sich das Reich in einer Krise und zwar innen - sowie auch aussenpolitisch. Die daraus resultierende Schwaechung des Reiches wurde ihm 1165 zum Verhaengnis als Tribhuvanadityavarman den Koenig stuerzte und den Thron bestieg. Er hielt sich bis 1177 als die Cham (Bewohner des heutigen Suedvietnam) ins Land einfielen und Angkor kontrollierten und regierten. Jayavarman VII lies sich das nicht gefallen, attackierte die Cham mehrfach und vertrieb sie im Jahre 1181, worauf er zum Koenig gekroehnt wurde. Er war es, der mit einer fast 400 Jahre alten Tradition brach und den Buddhismus (genauer den Mahayana Buddhismus) zur Staatsreligion ausrief. Ausserdem begann ein regelrechter Bauwahn mit hunderten von Gebaeuden in einer Bauzeit von weniger als 40 Jahren. Dazu zaehlen u.a. seine Hauptstadt Angkor Thom (Bayon, Baphuon, Terrace of the Elephants, Terrace of the Leper King, Royal Palace), Ta Prohm, Banteay Kdei und Preah Khan. Die Experten sagen, dass man die Bauwut der Zeit in den Gebaeuden wiedererkennt mit deren fehlenden Details und geringwertigen Ausfuehrung der Schnitzereien und auch architektonisch erscheinen den Experten die Tempel ein wenig verwirrt.
Mit Jayavarman VII und seinem Tod endete auch der Hoehepunkt des Khmer Reiches, denn spaeter wurden zwar Restaurationen an bestehenden Gebaeuden durchgefuehrt aber es entstanden keine weiteren grossen Bauwerke mehr. Die Hauptstadt hielt sich trotz des Baustops noch viele weitere Jahre und unter Jayavarman VIII hielt der Hinduismus erneut Einzug in das Khmer Reich Ende des 13 Jahrhunderts. Als Folge dessen wurde viele Buddha Statuen gekoepft und Buddha Schnitzereien entweder zerstoert oder abgeaendert. Nach dem Tod des Koenigs erstarkte jedoch erneut der Buddhismus und zwar diesmal in einer neuen Form, als Theravada Buddhismus, wie er auch heute noch in Kambodscha ausgeuebt wird.
Als Hauptstadt verlor Angkor immer weiter an Bedeutung bis dann im 15. Jahrhundert die Hauptstadt nach Phnom Penh verlegt wurde. Ueber das warum wird viel geraetselt, aber man nimmt an, dass Klimawandel und die Abwertung des Bewaesserungssystems zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Der Umzug macht die Entwicklung von einer Agrar- zu einer Handelsgesellschaft deutlich, denn Phnom Penh liegt an der Muendung zweiter Fluesse und kann somit durch den Schiffsverkehr mit vielzaehligen Waren handeln.