Angenommen, das Internet wird abgeschaltet…

Von Oliver Alois Ernst John

Irgendwie müssen sich Menschen über große Distanzen verständigen, sich mitteilen und austauschen können. Müssen sie das wirklich? Einige Leute sind völlig anderer Ansicht. Da werden Kommunikationsportale des Internets einfach unzugänglich gemacht und siehe da, kein Schwein begeht´, aufgrund dieser nonverbalen Kastration, Selbstmord.

Niemand erfährt jetzt, dass ein noch namenloser Newcomer der Popszene Floridas grüngestreifte Socken zur blauen Basecup trägt. Auch die vierzehn Komma sieben Gramm Übergewicht der Pseudodiva können nicht bejammert werden. So ein Mist. Wer tröstet diese Übergewichtige jetzt, wenn ihr niemand mehr ein »Like« spendiert und ihre Seele damit salbt? Eine Welt ohne Rückspiegel, weil kein Verfolger (Follower) mehr in Sicht kommt.

Wahrscheinlich werden diese ahnungslosen Diktatoren in die Geschichte der Evolution eingehen, weil sie die Menschen aus der Hand dieser heilbringenden Komunikations-Geiselnehmer befreiten, ohne es im Ursprung ihres Tuns zu beabsichtigen. Ein als anprangernder Aufschrei der Betroffenen kann im Sinne einer cleveren Public Relation auch als Aufforderung zum Mitmachen für andere Nationen dienen. Ein Beispiel macht Schule, heißt es doch.

Wer sich als Handy, pardon, Smartphonebenutzer auf der sicheren Seite wähnt und sich anderen Diensten zuwenden will, halluziniert. Telefonieren ja, alles andere wird ebenso abgeschaltet. Es verfügt über null Informationsgehalt, jemandem eine Stimmungsmitteilung zu senden. Was soll der Unsinn? Außerdem kann es gelogen sein. Das ist nicht christlich, das ist nicht nötig. Das ist verzichtbar.

Kopierte Dissertationen, erschwindelte Doktorgrade nebst anderen akademischen Titeln gesellschaftlicher Natur, stehen erheblich höher im Kurs, als ein läppisches Smiley. Ebenso ist das Zu- und Weitersenden von Videos mit gewagtem Content willkommen. Das Flachlegen der Mathelehrerin auf dem Herrenklo steht höher in den Charts, als ein frischer Gaga-Hit.

Wer interessiert sich schon für gewisse Schwindelaktivitäten zweifelhafter Regenten und deren Nachwuchs? Und wer erdreistet sich, diese Dinge zu publizieren? Allein das ist Rebellion und gehört geahndet. Wen wundert´s da noch, wenn der Stecker gezogen und die Leitung gekappt wird. Anderswo werden Arme und Beine gekappt und die Vergehen waren nicht annähernd so drastisch. Gekappt wird demnach gerne.

Und warum erkennt niemand den ökonomischen Sinn darin? Weil die intellektuelle Bevölkerungsschicht im Ausland weilt. Der wirtschaftliche Vorteil liegt darin, beim Postwesen endlich wieder den Turbo einzuschalten. Briefmarken statt dümmlicher SMS und Schreiben statt Tippen. Auch die TV-Anstalten erfreuen sich wieder höherer Einschaltquoten, wenn das Internet fern bleibt. Werbung bringt Umsatz und Umsatz bringt Glanz ins Gesicht des Buchhalters.

Umsatz ist Geld und Geld kann außer Landes gebracht werden, an der Steuer vorbei also, oder zum Kauf von Waffen benutzt werden. Waffen hingegen hinterlassen bei falscher Handhabung große Schäden und die müssen wieder repariert werden. Hier entsteht so gesehen ein Aufschwung für die ganze Wirtschaft. Und warum? Weil das Internet zum Teil abgeschaltet wurde.

So einfach ist das.