Angela Aux: Das bessere Ende

Angela Aux: Das bessere EndeAngela Aux
„Wrap Your Troubles In Dreams“

(Millaphon)
Das Signing, wenn man denn diesen trendig-marktschreierischen Begriff hier überhaupt verwenden möchte, des Labels Millaphon folgt ebenso wie die Gestaltung des Veranstaltungskalenders im hauseigenen Kellerclub einem schwer durchschaubaren Muster. Hier wie da mischen die Verantwortlichen stilistische Vielfalt, mundartliche Bodenständigkeit und gewagtes Crossover zu einem ambitionierten Programm, mehr noch als bei den unter Vertrag genommenen Künstlern verfährt man an der Abendkasse nach der gängigen Baumarkt-Losung „Geht nicht gibt’s nicht!“ und bringt so in einer Woche mühelos klassische Kammermusik, unterzuckerte Kinderlieder, alpenländische Subkultur und jedwede Spielart hipper Populärkultur unter. Der Plattenladen läßt da zumindest ansatzweise eine Konstante erkennen – mit Dobré, der Moonband und Balloon Pilot wird hier überwiegend anspruchsvolle Feinkostware verlegt, sind die lauten Töne, sieht man mal von den Brassrappern Moop Mama ab, eher in der Minderheit.
Die Entscheidung, auch Florian Kreier und seine Angela Aux ins Portfolio zu nehmen, ist also eine folgerichtige, schon seine letzten Platten – der Vorgänger „Sleep Well Folk“ war noch bei International Bohemian erschienen – versammelten wunderbar wunderliche Klangkunstwerke und auch das aktuelle Album folgt dieser Tradition auf nachdrückliche Weise. Noch reduzierter, noch akustischer kommen die elf Songs daher, allen ist eine zarte Melancholie als wiedererkennbare Signatur eingestickt. Dass Kreier die Menschen zum Denken anregen will, glaubt man ihm gleich, seine Texte sind von einer leichtfüßigen Versonnenheit, die im Einklang mit der Musik den Körper und den Geist zum Schwingen bringen.
Ob mit dem sanften Liebeslied „Simone Please“, das für seine Botschaft wunderbar einfache Worte findet („Simone please, take a look around you, do you believe, the world could be without you? There ain’t no way, definetly no.“), oder die Wankelmütigkeit, die jeden Großstädter irgendwann ergreift und zur Flucht drängt, nur um dann doch der Einsicht nachzugeben, dass man im Für und Wider schon zu sehr verhaftet ist (“Big City Blues”). Kreier spiegelt in seinen Stücken den Zweifler, der sich gern in Tagträumereien und Parallelwelten verliert, der mit seinem Ich hadert und doch nicht weiß, ob ein anderer seine Sache besser machen würde. Dass diese Unentschlossenheit, Zerrisssenheit, das Hin und Her trotzdem so verhalten und warm aus den Membranen federt, das hat schon eine ganz eigene Qualität. Eine, die man – den Vergleich konnte man schon öfters lesen – so nur von Ausnahmekünstlern wie Nick Drake und Elliot Smith kannte. Wie es aussieht, wird das hier aber ein deutlich besseres Ende nehmen.

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