Angel Olsen
“Burn Your Fire For No Witness”
(Jagjaguwar)
Einem weit verbreiteten Vorurteil zufolge müssen die besten Platten auch die innovativsten sein, durchsetzen bei Hörer könne sich nur das, was aus dem Rahmen falle. Nun, das zweite Album der Amerikanerin Angel Olsen könnte klassischer nicht sein und ist dennoch ein überaus gelungenes geworden. Während der Singer-/Songwriter-Pop des Debüts “Half Way Home” aus dem Jahr 2012 mit seinen sparsamen Arrangements noch so klang, als hätte ihn die junge Frau aus Missouri noch komplett im Alleingang eingespielt, weiß man nun, dass ihr für den Nachfolger Drummer Josh Jaeger und Bassist Stewart Bronaugh zur Seite standen und das Ganze von John Congleton (St. Vincent, Bill Callahan) betreut wurde.
Einmal mehr vertont Olsen auf sehr eindringliche Weise ihre Erfahrungen und Erlebnisse, nicht selten sind diese schmerzvoll, traurig oder zumindest von verhaltener Besinnlichkeit. Vergleichsweise ungewohnt jetzt die straighten, druckvollen Songs auf dem Album, “Unforgiven/Unforgotten” erinnert angenehm an Kristin Hersh, das sarkastische “Hi-Five” mit geborgtem Hank-Williams-Zitat entpuppt sich als schwungvoller Alternativ-Country der besseren Sorte und auch der gebremste Psychrock von “Lights Out” kann als geglücktes Beispiel für ein vergrößertes Klangspektrum gelten. “I wish have the words, I wish I have the voice” singt Olsen im zauberhaften “Stars” und man möchte sie sofort beiseite nehmen und beruhigen, hat sie doch von all dem zur Genüge.
Besonders anrührend, ja ergreifend wird es immer dann, wenn es ihr gelingt, zur warmen, kräftigen Stimmfärbung eine Art Sog zu erzeugen – am eindrucksvollsten gelingt dies natürlich bei der knapp siebenminütigen Meditation “White Fire”, dem Herzstück und Titelgeber der Platte, deren trauriger Intensität man sich nur schwer entziehen kann. "If you've still got some light in you, then go before it's gone, burn your fire for no witness, it's the only way it's done, fierce and light and young, hit the ground and run", man hat durchaus schon freundlichere Ratschläge gelesen. Der Abschluss ist dann trotzdem ein versöhnlicher – im glockenhellen, zarten “Windows” erweist sich Olsen als unverbrüchliche Optimistin. Weil all das nie gekünstelt und bemüht klingt, weil sie auf einfache Art authentisch bleibt, darf man mit Sven Regener konstatieren: „Wahr und gut und schön.“ http://angelolsen.com/
28.03. Köln, King Georg
29.03. Berlin, HAU I
03.04. Hamburg, Haus 73
“Burn Your Fire For No Witness”
(Jagjaguwar)
Einem weit verbreiteten Vorurteil zufolge müssen die besten Platten auch die innovativsten sein, durchsetzen bei Hörer könne sich nur das, was aus dem Rahmen falle. Nun, das zweite Album der Amerikanerin Angel Olsen könnte klassischer nicht sein und ist dennoch ein überaus gelungenes geworden. Während der Singer-/Songwriter-Pop des Debüts “Half Way Home” aus dem Jahr 2012 mit seinen sparsamen Arrangements noch so klang, als hätte ihn die junge Frau aus Missouri noch komplett im Alleingang eingespielt, weiß man nun, dass ihr für den Nachfolger Drummer Josh Jaeger und Bassist Stewart Bronaugh zur Seite standen und das Ganze von John Congleton (St. Vincent, Bill Callahan) betreut wurde.
Einmal mehr vertont Olsen auf sehr eindringliche Weise ihre Erfahrungen und Erlebnisse, nicht selten sind diese schmerzvoll, traurig oder zumindest von verhaltener Besinnlichkeit. Vergleichsweise ungewohnt jetzt die straighten, druckvollen Songs auf dem Album, “Unforgiven/Unforgotten” erinnert angenehm an Kristin Hersh, das sarkastische “Hi-Five” mit geborgtem Hank-Williams-Zitat entpuppt sich als schwungvoller Alternativ-Country der besseren Sorte und auch der gebremste Psychrock von “Lights Out” kann als geglücktes Beispiel für ein vergrößertes Klangspektrum gelten. “I wish have the words, I wish I have the voice” singt Olsen im zauberhaften “Stars” und man möchte sie sofort beiseite nehmen und beruhigen, hat sie doch von all dem zur Genüge.
Besonders anrührend, ja ergreifend wird es immer dann, wenn es ihr gelingt, zur warmen, kräftigen Stimmfärbung eine Art Sog zu erzeugen – am eindrucksvollsten gelingt dies natürlich bei der knapp siebenminütigen Meditation “White Fire”, dem Herzstück und Titelgeber der Platte, deren trauriger Intensität man sich nur schwer entziehen kann. "If you've still got some light in you, then go before it's gone, burn your fire for no witness, it's the only way it's done, fierce and light and young, hit the ground and run", man hat durchaus schon freundlichere Ratschläge gelesen. Der Abschluss ist dann trotzdem ein versöhnlicher – im glockenhellen, zarten “Windows” erweist sich Olsen als unverbrüchliche Optimistin. Weil all das nie gekünstelt und bemüht klingt, weil sie auf einfache Art authentisch bleibt, darf man mit Sven Regener konstatieren: „Wahr und gut und schön.“ http://angelolsen.com/
28.03. Köln, King Georg
29.03. Berlin, HAU I
03.04. Hamburg, Haus 73