Anfangen, aber nicht zu Ende bringen – besser ist das!

Von Zeilenzunder

»Denn kleine Bauwerke können von dem beendet werden, der sie zuerst geplant; die großen, die wahren aber überlassen es immer der Nachwelt, den Schlußstein einzufügen. Gott bewahre mich davor, daß ich je etwas vollende. Dies ganze Buch ist nur ein Entwurf – ach, nur der Entwurf eines Entwurfes. Oh! Zeit, Kraft, Geld, Geduld.«

– Herman Melville in Moby Dick

Dieser Blogpost ist nur ein Entwurf eines Entwurfs. Das sei an dieser Stelle schonmal festgehalten.

Ihr solltet dieses Zitat auf jeden Fall aufschreiben, abfotografieren, snappen oder Instastoryen, … Instanen, … Instasnappen … (Das hat Instagram bisher noch nicht zu Ende gedacht). So oder so ist es DAS Klugscheißerzitat, das ihr jedem vor den Latz knallen könnt, der euch auf den Sack/die Klitoris geht.

Lassen wir mal kurz außer Acht, dass Herman Melville sehr wohl das Buch zu Ende geschrieben hat und damit ein Meisterwerk der Weltliteratur hinterlassen hat. Der Gute wusste nur leider nie etwas von seinem Glück. Aufgrund seiner zu damaligen Zeiten sehr modernen Ansichten, war dieser Roman nie ein Knaller im 19. Jahrhundert. Das kam alles erst später, als die Menschheit irgendwann auf Storys über Heiden klar kam. So gesehen stimmt seine Theorie ja dann doch wieder: Er hat das große Werk angefangen und seine Leser aus dem 20. und 21. Jahrhundert haben es gewürdigt und letztendlich zu dem gemacht, was es heute ist – ein Klassiker. Trotzdem, lassen wir seinen Erfolg mal außer Acht. Kleine Brötchen backen ist doch immer sinnvoll, oder? Wer hoch fliegt kann auch tief fallen. Wer einmal lügt, dem … nee Moment, das war ein anderes Thema. Egal, Sprichwörter liegen mir nicht sonderlich gut, aber ihr wisst worauf ich hinaus will.

Wie einige von euch wissen, habe ich tatsächlich schon ein Buch zu Ende geschrieben. So wirklich »beendet« wird es allerdings erst sein, wenn es gedruckt ist und so wirklich WIRKLICH »beendet« wird es wahrscheinlich NIE sein, weil ich spätestes in einem Jahr denken werde: Was hast’n da verzapft!

Projekte oder Arbeiten beenden tu ich eigentlich IMMER. Ja, ohne scheiß, so ein Drecksstreber bin ich. Ich habe sogar neulich mein Alle-Alben-bei-Itunes-mit-Bild-versehen-Jahresprojekt zu Ende gebracht. OHNE SCHEIß! All meine Musik ist sortiert und bebildert. WELCHER VOLLIDIOT TUT SOWAS? Ich! Weil ich, ich glaube schon fast zwanghaft, alles zu Ende bringen muss, was ich anfange. Wenn ich es dann beendet HABE, ist es aber eigentlich IMMER weniger spektakulär, als ich gehofft habe. Itunes habe ich sage und schreibe zwei Tage aktiv genutzt und mich auf meine bebilderte Musik gefeiert, um dann wieder Musik zu streamen. Geil! Hab aber wieder was Neues zum Angeben auf Partys. Das war’s wert. Neben Itunes zieht sich dieses Schema auch durch mein Studium, meine Hobbys, mein Leben. Kursarbeit zu Ende gebracht – schön, und jetzt? Studium zu Ende gebracht – macht keinen Spaß mehr, mache jetzt was anderes. Mit Band Musikvideo veröffentlicht – mehr geht nicht, also nicht weiter stressen. (Hoffentlich liest das meine Band nicht) Meine Beziehung – Tja, das geht erst zu Ende wenn ich sterbe, sonst ist es nicht vollendet oder? (Hoffentlich liest das mein Freund)

Aber wahrscheinlich liegt das einfach nur daran, dass mit »Etwas beenden« auch automatisch ein innerer Abschluss damit einhergeht und es eben einfach fertig ist! Danach stellt man das Buch, das Zeugnis und das Bandfoto ins Regal und kann das später seinen Enkelkindern zeigen. Da wären wir also wieder bei dem Stichpunkt »Prahlen«. Wozu tut man sich all das an? Für sich, bestimmt. NEIN! ZUM ANGEBEN! Nein, nur Spaß. Ich ruf schnell meine Mama an und erzähle ihr, dass ich erfolgreich einen Blogpost zu Ende geschrieben habe, ohne wirklich zu wissen, wie man »Blogpost« eigentlich schreibt.