Vom Kindergarten in die Schule
Ein gefühlvoller Schuleintritt
In den letzten Wochen wurden in Österreich wieder viele Mädchen und Jungs eingeschult. Einige von ihnen haben den Klassenraum mutig betreten, andere dagegen mit Tränen in den Augen. Aus keiner dieser Reaktionen lässt sich darauf schließen, ob sich ein Kind in der Schule wohlfühlen wird, oder ob es gut mit dem Lernen zurecht kommt.
Aus eigenen Erfahrungen lernen
Vor zwei Jahren habe ich eine Gruppe von engagierten Eltern mehrere Monate mit meinen Workshops begleiten dürfen. In dieser Gruppe befassten wir uns einen Abend lang genau mit diesem Thema - Kindergarten- bzw. Schuleintritt. Und zwar stellte ich damals die Frage danach, mit welchen Emotionen den Neuanfänge verbunden seien. Manche erzählten von ihrem eigenen Schuleintritt, andere wiederum erinnerten sich an ihre beruflichen Anfänge.Wir sammelten alle Ideen und die Eltern hielten sie auf einem Plakat fest.
In den letzten Tagen dachte ich häufig an diese aufschlussreiche Gruppenarbeit zurück. Und nachdem auch meine Tochter in diesem Jahr in die Schule kam, holte ich die alten Plakate wieder hervor und war erstaunt, wie viele Aspekte, die mit einem so einschneidenden Erlebnis wie Schuleintritt zusammenhängen, die Eltern in einer solch kurzen Zeit zusammen getragen haben.
Ich versuche die Ergebnisse in der folgenden Liste zusammenzufassen:
Emotionen zum Schulanfang
Der Wunsch noch zu verharren
Manchmal mag man sich von dem Altbekannten doch nicht so gerne trennen. Am liebsten würde man einige der Gewohnheiten für immer behalten. Auch im Kindergarten gab es für die Kinder viele Situationen, Möglichkeiten und vor allem BEZIEHUNGEN, auf die sie nicht so gerne verzichten.
Neugierde: Es ist die Spannung da. Ewas Unbekanntes wartet - neues Wissen, das erschlossen werden muss. Am Anfang ist die Schule noch so richtig geheimnisumwoben. Zwar kennt man sich bis jetzt nicht so richtig aus und man muss sich in den ersten Wochen erst orientieren, aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn die Schule mit einem riesigen Abenteuer assoziiert wird.
Ungeduld Es wird so viel über die Schule gesprochen. Doch die scheint einfach nicht schnell genug anzufangen. Es sind vermutlich die längsten Ferien - die vor dem Schuleintritt. Egal ob man sich fürchtet oder freut, irgendwann ist es Schluß mit der Warterei. Der erste Schultag ist da. Er bringt Pflichten mit sich, aber das nimmt man möglicherweise leichter in Kauf, wenn man vom Warten auf die Schule erlöst wird.
Endlich Endlich gehört man auch dazu - zu den großen Kindern. Zu den Menschen, die wissen, wovon sie reden, wenn sie über die Schule reden. Mehr noch - eine Gruppe Gleichgesinnter leistet dem Erstklässler Gesellschaft. Der kleine Menscht ist nicht allein, sondern gehört von nun an einer sehr wesentlichen Gemeinschaft an, die ihn in den nächsten Jahren begleitet.
Unsicherheit: Es ist nicht alles ungetrübte (Vor)Freude, was den Schulanfang betrifft. So einige Gedanken macht man sich selbst als Sechsjähriger, wenn man zum ersten Mal vor eine neue Aufgabe gestellt wird. Der Urteil der anderen ist uns meistens sehr wichtig und so schweben viele Kinder zwischen dem Wunsch, es allen recht zu machen und der Angst, es allen recht machen zu müssen. Zusätzlich kommt es auch noch auf die Kenntnisse und den Lernfortschritt an. So sind wir bei der Frage angelangt, die nicht nur Schulanfängern bekannt vorkommen könnte: "Werde ich das schaffen?" oder mit anderen Worten:
Bin ich dem allen schon gewachsen?
Zum Nachlesen für Pädagogen und interessierte Eltern: Ein Buch, das sich dieser Thematik umfangreich widmet, ist "Pädagogik der Gefühle" von Isca Salzberger-Wittenberg
FAZIT: Schuleintritt ist ein wirlklich gravierendes Erlebnis für uns alle. Nicht nur als Kinder sondern auch als Eltern erleben wir diesen Tag intensiv. Nach dem Durchlesen der letzten Absätze dürfte klar sein, dass die Gefühle, die mit diesem Ereignis zusammenhängen höchst zwiespältig sein können. Freude mischt sich mit Angst, Hoffnung mit Unsicherheit. Allerdings sind von diesem emotionellen Coctail nicht nur Kinder betroffen. Wenn wir ehrlich sind, geht es uns Eltern nicht viel besser. Auch wir empfinden Freude, freuen uns über die zunehmende Selbständigkeit der Kinder, machen uns Sorgen, ob wir ihnen das nötigste für ihren Lebensweg beigebracht haben oder wünschen uns, die Kleinen mögen doch noch ein wenig klein bleiben.
Erstaunlich, wie gefühlvoll, sentimental und emotionell man im September werden kann.
Wie ist die "Schulzeit" denn für Euch Eltern?
Wie versucht Ihr Eure Kinder in dieser Hinsicht zu unterstützen?