Wie Forbes berichtete, ist dieses heimliche Installieren von veritabler Spionagesoftware auf Handsets eine Sache, die vor den Richter muss. Immerhin registriere die Software jede Eingabe (Keystroke Sniffing), zusätzlich speichere sie alle Daten und Informationen, die das Gerät mit dem Web tauscht und liefere Ortsdaten. Wie die Abfrage funktioniert, sei nicht bekannt. Ferner sei es unmöglich, die Software (etwa durch Wiederherstellen der Werkseinstellungen oder ähnliches) zu entfernen, da sie ab Fabrik verbaut sei. Das sagte Trevor Eckhart, der Android-Entwickler, der die Sache bei Android ans Licht gebracht hatte. Zunächst war deshalb nur von Android-Handys die Rede, die scheint es auch vor allem anzugehen. Dann von RIM, Apple- und anderen Geräten.
Für den von Forbes dazu befragten Jura-Professor und ehemaligen Staatsanwalt Paul Ohm liegt der Fall klar. Sollte Carrier IQ tatsächlich die Handset-Hersteller zur Installation einer waschechten Keystroke-Sniffer-Software gebracht haben und genauso vorgehen wie beschrieben, so gleiche das einer Abhöraktion durch die Behörden. Die Abgehörten hätten in diesem Falle die Chance, mit guten Aussichten auf Schadenersatz zu klagen.
Der Wirbel hat Carrier IQ über Nacht aufgeschreckt. Jetzt liegt eine umfangreiche Pressemitteilung vor. Darin wird der Vorwurf des Keystroke Sniffing rundweg abgelehnt, aber zugegeben, dass die "Analyse-Software" ab Fabrik tief im Handy verwurzelt wird. Man leite den Kunden aber nur verschlüsselte und verallgemeinerte Daten für die Analyse von deren Netzwerkverkehr und der Leistung des Handys weiter. Carrier IQ stellte dies als normalen Service dar, der zur Maintenance des Geräts und Netzwerks nötig sei. Ohm ist sich dennoch sicher, dass Carrier IQ vor Gericht schlechte Chancen hätte. Schließlich hätten die Endkunden mit dem Handyhersteller und Netzbetreiber einen Vertrag und nicht mit irgendeiner dritten Partei.