Andreas Rebers: Algarve-Leidenschaft spät entdeckt
Von Alexander Kroll
Rebers: Erfreulicherweise bin ich schon zum dritten Mal im Theater von Lagoa und freue mich schon sehr darauf, wieder hier zu sein. Portugal ist eine alte Leidenschaft von mir, wobei ich die Algarve erst sehr spät entdeckt habe. Frage: Was mögen Sie an Portugal, an der Algarve? Und gibt es etwas, das Sie hier partout nicht mögen? Rebers: Es gibt ein Buch von dem Journalisten Fritz René Allemann mit dem Titel ACHT MAL PORTUGAL, in dem er Portugal als den femininen Teil der iberischen Halbinsel bezeichnet. Ich mag die Weichheit in der Sprache und die freundliche Sanftmut der Menschen in diesem Land. Frage: Ganz neutral gefragt: Was ist Ihnen markant aufgefallen, als Sie das erste Mal an der Algarve a) angekommen und b) aufgetreten sind? Rebers: Offensichtlich ist natürlich, dass der Tourismus die Architektur massiv beeinflusst und die Tradition darunter sehr gelitten hat. Viele Orte sind in der Saison voller Menschen und den Rest des Jahres ist es dann doch ziemlich ruhig. Das bedeutet für die einheimische Bevölkerung eine sehr extreme Lebenssituation und so etwas bringt mich dann doch zum Nachdenken. Frage: Als im vergangen Jahr Urban Priol hier auftrat, war es der Start seiner neusten Tournee nach seinem 35. Bühnenjubiläum. Haben Sie vielleicht auch eine speziellen Anlass? Rebers: Bis auf die Freude eigentlich keinen. Frage: Was dürfen die Zuschauer erwarten? Der Programm-Titel sagt "Ich helfe gern". Wobei? Wem? Wie? Warum? Rebers: Im Kabarett brauchen die Leute immer einen Programmtitel und ich suche mir immer etwas aus, das möglichst viele Freiheiten im Spiel zulässt. Und wer hilft nicht gerne einmal einer älteren Dame über die Straße, oder sagt die Wahrheit, wenn man von einem Fremden nach dem Weg gefragt wird. Frage: „Ein Programm über alles, was toxisch ist", sagt Ihre Werbung. Wie "giftig" werden Sie wettern - um und gegen was? Rebers: Erst einmal werde ich feststellen, dass es mit Portugiesen in der Emigration nach Deutschland keine Probleme gibt. Sie bauen keine Bomben, die sie mit Nervengas bestücken wollen, um uns umzubringen. Portugiesen sind grundsätzlich nie an terroristischen Aktivitäten in Deutschland beteiligt. Andere schon und dann interessiert mich wer und warum? Das kann man benennen! Und zwar weltweit! Frage: "Gegen Wahn und Populismus - hilft nur ein guter Exorzismus" - noch so ein Rebers-Spruch. Was genau wollen Sie den deutschen Residenten und Touristen hier austreiben? Rebers: Zur Zeit ist Religion bei uns nie Teil einer Lösung, sondern immer nur Teil des Problems. Deshalb habe ich mich für die Rolle des Exorzisten entschieden, der mit den modernen Werkzeugen der Psychoanalyse dem moralischen Übermenschen in Deutschland den Garaus macht. Es geht weniger um Menschen, die sich entschieden haben in der Diaspora einen ruhigen Lebensabend zu verbringen, sondern um das deutsche Wesen, das in der alten Heimat sein Unwesen treibt. Frage: Vermutlich werden Sie auch bei Ihrem dritten Auftritt an der Algarve wieder viele Finger in viele Wunden legen und kräftig darin bohren? Was werden Sie benennen? Welche Rolle werden aktuelle politische Ereignisse spielen (EU-Wahl, Brexit, Handelskonflikt USA-China-Europa,...)? Frage: Wie haben Sie das Algarve-Publikum seit ihrem jüngsten Auftritt 2017 in Erinnerung? Wie ist es im Vergleich zu anderen Zuhörern/Zuschauern, die Sie etwa in Deutschland haben? Rebers: Man kann dem Publikum einige alte portugiesische Lieder vortragen. Frage: Nehmen wir mal an, jemand würde Sie überhaupt nicht kennen. Wie erklären Sie dem/der, was "Kabarett der radikalen Mitte" ist? Rebers: Das sollte sich eigentlich von allein erklären. Außerdem bezweifele ich, dass nur die Ränder Radikalität entwickeln können. Frage: „Bevor ich überhört werde, werde ich lieber falsch verstanden!", sollen Sie mal gesagt haben. Was war denn bislang das größte Missverständnis? Rebers: Dass ich darauf hingewiesen habe, dass in der Flüchtlingskrise 2015 auch sehr viele Menschen in unser Land gekommen sind, die es nicht gut mit uns meinen. Das sind die, vor denen ich weiter oben schon gewarnt habe. Frage: Das Akkordeon spielt auch an der Algarve eine wichtige Rolle in der Musik. Welche spielt es für Sie? Rebers: An diesem Abend gar keine, weil ich alles Musikalische mit dem wunderbaren Flügel des Theaters vortragen werde. Aber abgesehen davon ist die Algarve eine international bekannte Region für eine hoch virtuose Akkordeon-Kunst. Andreas Rebers
Geboren 1958, wuchs Andreas Rebers im niedersächsischen Weserbergland auf. Sein erstes musikalisches Betätigungsfeld war dort die Stimmungskapelle „Los Promillos" - auf Schützenfesten, Feuerwehrvergnügen und Vereinsfesten.
Während des Studiums an der Universität Hannover ergaben sich erste Kontakte zur freien Theaterszene und zum Kabarett. 1984 bis 1988 studierte Rebers bei Thomas Aßmus Akkordeon. 1989 wurde er musikalischer Leiter des Schauspiels am Staatstheater Braunschweig.
Rebers ist Autor von Chansons, Liedern und Kabarettprogrammen, sowie Komponist von Bühnen- und Schauspielmusiken und Buchautor. Engagements führten ihn nach Hannover, Braunschweig, Krefeld, Basel, Zürich und München. Kabarettgastspiele absolvierte er im gesamten deutschsprachigen Raum - aber auch im Ausland, so etwa in Portugal.
Von 1997 bis 1999 war Rebers Mitglied der Lach- und Schießgesellschaft. Es schlossen sich Deutschland-Tourneen, Radio-Features, die Mitwirkung in Richard Roglers Freiheit, beim Satirefest und in Dieter Hildebrandts Scheibenwischer an. Gemeinsame Auftritte hatte Rebers bereits mit Urban Priol, Bruno Jonas, Josef Hader, Georg Schramm, Matthias Richling, Achim Konejung und vielen anderen. Andreas Rebers lebt mit seiner Familie in München.