Andreas Geitl: Genial bayerisch

Von Magentratzerl

Langsam wird es Zeit, dass ich meinem Blognamen mal wieder alle Ehre mache. Etwas Bayerisches soll also auf dem Plan stehen. Im Grunde koche ich gar nicht so selten traditionell – aber meist sind es schnelle, einfache Gerichte, die mittags für die Kinder in einer halben Stunde auf den Tisch stehen. Etwas frischer Wind könnte hier nicht schaden.

Und da kommt Andreas Geitl auf den Plan. Er ist Küchendirektor in der Gaststätte Nockherberg, kocht im Paulaner-Festzelt auf dem Oktoberfest und ist auch im Fernsehen zu bewundern. Er bringt bayerische Traditionsgerichte auf den Tisch – aber mit dem gewissen Dreh.

Deshalb habe ich mich mit Begeisterung über das Rezensionsexemplar hergemacht, das mir das Rosenheimer Verlagshaus hat zu kommen lassen. Nach dem ersten Durchblättern war mein Exemplar gleich gespickt mit Klebezetteln; und auch nachdem ich eifrig gekocht habe – es gibt noch viele Rezpte, die ich probieren möchte.

Das Buch ist sachlich, hell und freundlich gestaltet: auf je einer Doppelseite stehen sich Rezept und das zugehörige Foto gegenüber. Die Fotos sind schön anzusehen, konzentrieren sich aber zugleich ohne großes Chichi auf das Wesentliche – nämlich das Essen. Das finde ich sehr angenehm.

Die Rezepte selbst sind nach Jahreszeiten strukturiert. Aber halt – neben den üblichen 4 Jahreszeiten gibt es in diesem Buch noch eine fünfte, und in der werden herzhafte Schmankerl für Starkbier- und Wiesnzeit präsentiert. Der Frühling lockt mit Rezepten wie Saiblingswickerl auf Kartoffel-Kohlrabi-Carpaccio mit Kerbelsauce, Spargel in Mandelbutter oder Champagner-Weißbier-Tiramisu. Im Sommer gibt es zum Beispiel Rauchfischpflanzerl auf glasierten Gurken, Spareribs nach Art des Bräu oder gebratenes Gemüse mit Balsamico-Honig und kaltem Schafskäseknödel. Für  Herbst und Winter schlägt Andreas Geitl Bayrisches Backhendl mit Rapunzel-Kartoffelsalat, Brezengugelhupf mit Rahmpfifferlingen, gebratene Steinpilzen mit Kartoffelrisotto, Skifahrers Gerstensuppe oder Lebkucheneisparfait mit Mandarinensalat vor. Und dann gibt es ja noch die fünfte Jahreszeit. Brezen-Leberknödelsuppe gibt es da, Spanferkel auf Biergemüse oder Biergockel mit Kartoffelstampf. Die Rezepte sind größtenteils  unaufwendig zu kochen und das Ergebnis kann sich immer sehen lassen.

Die Rezepte sind präzise formuliert und funktionieren. In den Anmerkungen findet man den einen oder anderen wertvollen Küchentipp. Gestolpert bin ich allerdings über einige Zutaten: Feinwürzmittel wird gerne verwendet; das klingt nach Brühpulver, und das haben die Rezepte eigentlich gar nicht nötig.  Auch verschiedene Saucen zieren die Zutatenlisten: Bratensauce taucht da auf, oder helle Sauce…mutmaßlicherweise sind da Fertigprodukte gemeint. Ich habe mir geholfen, indem ich entweder auf Saucenreste aus der Tiefkühle zurückgegriffen oder statt der geforderten Sauce einfach Brühe verwendet habe. Abgerundet wird der Rezeptteil durch zwei Register – ein Rezeptregister, das nach der Menüfolge geordnet ist und ein alphabetisches Register. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, wie wichtig mir ordentliche Register sind? Nun, so wie in diesem Buch, so muss es sein!

Gleich das erste Rezept war ein Volltreffer: die Sauerkrautknödel mit Bratwurstsoße, Knödel auf Kartoffelbasis mit einem Anteil an Quark, Semmel und Sauerkraut waren fluffig und seidig, die dazu servierte Soße wunderbar würzig.

Auch das Bierhdendl mit Kartoffelstampf kam gut an: Hühnchen, angebraten und dann in der Sauce fertig gegart. Beim Kartoffelstampf fühlte ich mich an meine Mutter erinnert; denn genauso macht sie ihn auch immer: gewürfelte Kartoffeln in wenig Wasser gegart, dann mit Butter und Sahne gestampft.

Pasta geht hier immer. Und so waren auch die Tee-Spaghetti mit ihrer Soße aus Frühlingszwiebeln, Crème fraîche, gewürzt mit schwarzen Teeblättern ein ebenso schnelles wie feines Essen nach einem langen Tag. Dazu gab es gebratene Garnelen.

Der Cappucino-Mandelgugelupf hat seine Rolle als klassischer, saftiger Sonntagskuchen sehr gut gespielt.

Wo wir grade bei Cappucino sind: der Kastanien-Cappunino war…extrem süffig. Ich hbe aber ein wenig am Rezept gedreht und der Suppe statt eines Sahnehäubchens ein Milchschaum-Häubchen verpasst; die Suppe war auch so üppig genug.

Gut gefallen hat mir auch die Kartoffel-Frühlingszwiebelsuppe: eine leichte Suppe mit einer Einlage aus gebratenen Frühlingszwiebeln.

Bei den Brezenpflanzerl mit Gemüse  bin ich ins Straucheln geraten; Andreas Geitl kann nichts dafür. Das Telefon wollte nicht stillstehen an diesem Abend; da sind mir die Pflanzerl etwas braun geworden. Der dazugehörige Spinat mit Blauschimmelkäse in der Sauce, der war klasse.

Das Foto der Blumenkohlsuppe mit den ausgebackenen Weißwurststicks ist nicht gerade ansprechend geworden – kein Licht mehr. Die Suppe selbst mit der unorthodox servierten Weißwurst war schön aromatisch und schaumig.

Mein Fazit? Das Buch ist klasse. Wer sich für die bayerische Küche interessiert und dabei auch etwas anderes auf den Tisch bringen möchte als die altbewährten Klassiker, der sollte es im Regal stehen haben. Meine Nachkoch-Liste ist noch lang – ihr werdet davon lesen.