In Marokko heißen Kaffeehäuser »Café tue temps«, wörtlich und grausam übersetzt: Kaffee tötet Zeit. Aber phantasievoller interpretiert soll es bedeuten: Hier kann ich hocken und schauen und keiner wirft mich hinaus! Man zahlt nicht für das Getränk, man zahlt für den Stuhl, für den Fluchtpunkt, für die grandiose Aussicht auf andere, die – vor der Glasscheibe – malochen und schwitzen. Ein Café ist kein Café, es ist eine Nervenheilanstalt, ein öffentlicher Ort, der wie kein anderer zum Weltfrieden beiträgt. Da Paris irgendwie zu Afrika gehört, sind hier die Zustände ganz ähnlich: Ich sitze, also bin ich.
Andreas Altmann