Inhaltlich hatte mich Andie F. Andersson rasch. Ich war ein bisschen skeptisch, diese "Rockmusik-Liebesromane" gibt es nun ja doch schon häufiger. Doch hier handelt es sich um keinen 0-8-15-ich-himmle-den-Sänger-an-Roman. Almond ist eine sehr kluge und facettenreiche junge Frau, die sich selbst finden muss in einer Welt, die an ihr an allen Enden zerrt. Sie ist hin und hergerissen und wird von den Wünschen ihrer Eltern bestimmt, dabei vergisst sie ihre eigenen Träume - oder besser gesagt, sie gibt sie fast auf. Denn ihr gelingt es nur schwer, sich gegen ihre etwas steife und konservative Mutter zu wehren, für die eine Zukunft im Showgeschäft für Al absolut nicht in Frage kommt. Es müssen viele Jahre ins Land gehen und viele herbe Enttäuschungen Almonds Weg kreuzen, ehe sie endlich ihre Augen öffnet und für ihre eigenen Träume einsteht und sich hierfür auch gegen ihre Mutter wendet.
Die Personen nahmen mich rasch für sich ein. Almond ist eine Romanfigur zum Anfassen. Man liebt sie, fiebert mit ihr, trauert mit ihr, spürt ihre Angst, ihre Zweifel und ihren Schmerz. Die Autorin zeichnet all ihre Personen so liebevoll, dass man sie einfach liebgewinnen muss und sie als Freunde betrachtet. Umso schwerer fiel es mir, den Roman zu beenden. Ich habe selbst jetzt noch einen Kloß im Hals, denn es fühlt sich wie ein Abschied an.
Sprachlich war der Roman solide mit kleinsten Mängeln; Tippfehler, fehlende Worte oder ein Wort zuviel hat sich in die Sätze geschlichen. Kleine Lappalien, nichts Dramatisches.
Insgesamt also ein absolut überzeugender Roman, der sich mit der Selbstfindung einer jungen Frau beschäftigt und damit ein sehr wichtiges Thema anspricht. Almond lehrt den Leser, dass er nach den Sternen greifen sollte, statt sich mit dem zufrieden zu geben, was einfach und schnell zu erreichen ist oder/und den anderen so in den Kram passt.
Andie F. Andersson: Rockherz - 324 Seiten - 1,99 €