Ich erwische mich dabei, dass ich pro forma mit jedem sympathisiere, der polarisiert oder mir einen nutzbaren Gedanken schenkt. Nein, die grosse Gunst der Schlichtheit wurde mir nicht gegeben und ganz ehrlich: Es macht mich nicht immer glücklich! Einfach mal dumpf über der Bildzeitung hängen und dabei keinen Schmerz verspüren – ich krieg es nicht hin und werde es möglicherweise in meinem Leben auch nicht mehr schaffen.
Ich hab da eine verrückte These: Die fortschreitende Dynamisierung des Durchschnitts findet Ihren Ursprung darin, dass es für den Menschen anstrengender ist, über etwas nachzudenken, als sich mit irgendeinem Scheiss einfach zufrieden zu geben. Ja, spätestens ab dem Moment wo man als Kleinkind versucht, den roten Würfelklotz in die gelbrunde Öffnung zu dreschen, muss man feststellen, dass nachdenken zwar hilft, aber auch Energie kostet. Die einen finden am Nachdenken später Spass, die anderen leider nicht.
Das Blöde ist, dass das die Industrie erkannt hat, sie dem Depp nur irgendeinen Scheiss vorzusetzen braucht und der Geschichte einen griffigen Namen geben muss. “It’s all about the story” oder wie wir damals unter Marketingleuten immer zu sagen pflegten: “Verkaufe deine Käufer nie für dumm, aber vergiss nicht, dass sie es sind!”
Mein Problem ist inzwischen, dass ich mich kaum noch von den Medien angesprochen fühle. Ich bin weder Markenfetischist noch dumm genug auf die den Frühstücks-Fernsehen-Quatsch reinzufallen. Ich fühl mich medienseitig irgendwie heimatlos, muss mich an meinem eigenen Anspruch orientieren und mir meine Quellen mühsam zusammen suchen. Einfach mal Cindy aus Marzahn oder Formatradio gut finden, ja das wär was!