Anders arbeiten mit Familie: Selbständigkeit für Mütter

Erstellt am 13. Mai 2015 von Suse

Wenn dein komplettes Leben über den Haufen geworfen wurde, dann weißt Du: Du bist Mutter geworden.
Neben all den schönen Dingen, die das Muttersein mit sich bringt, kommt für viele Frauen die Frage nach dem wie, was, wann, und wo Arbeiten auf. Ein Weg mit den Unwägbarkeiten des Familienalltags umzugehen ist der große Schritt in die Selbständigkeit.

Sieht man sich ein wenig in den Tiefen des Internets um, begegnet man beeindruckenden Menschen, die trotz (oder gar wegen) der Kinder ihre ganze Energie in die Umsetzung ihrer Ideen stecken.

Eine davon möchte ich heute hier vorstellen: Nicola Kühn, die sich mit Soulful Graphic Design auf  ExistenzgründerInnen und kleinere Firmen spezialisiert hat.
Ich bin auf der Suche nach einem schönen Logo für meinen Blog auf eine ihrer Arbeiten gestoßen und habe sie kontaktiert. Und gleich ein paar Fragen gestellt.

Nein, ich bin nicht neugierig. Ich will nur immer alles ganz genau wissen:

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Was fasziniert Dich an Deinem Beruf? Warum bist Du Grafikdesignerin geworden?

Bereits meine Grundschullehrerin sah in mir eine Designerin. Sie prophezeite mir eine Karriere als Modedesignerin. Diese Überlegung brachte mich sogar nach dem Abi dazu, ein Praktikum bei einer Schneiderin zu machen, wobei mir schnell klar wurde, dass das nicht das Richtige für mich war. Das Nähen entdeckte ich erst viel viel später!

Mein Vater, zu dem ich ein sehr enges Verhältnis habe, ist ebenso selbstständig. Der Bereich, in dem er arbeitet hieß damals Reprographie. Heute ist es die Druckvorstufe. Er weiß alles über sein Handwerk. Im Schlaf kann er die einzelnen Farbzusammensetzungen aufsagen. Das faszinierte mich schon immer.

So beschloss ich nach Praktika in Werbeagenturen, dass ich Kommunikationsdesign studieren möchte. Das war auch die richtige Wahl! Ich liebe es Dinge zu erschaffen die „gut aussehen“ UND funktionieren. Ohne diese Arbeit kann ich nicht leben.

Mittlerweile ist das Studium schon viele viele Jahre her und ich habe in Agenturen und im Verlag als Grafik- und Produktdesignerin gearbeitet. Ich liebe diesen Job einfach!

Die Menschen hinter Ihrer Idee faszinieren mich
genauso wie die Idee selbst!

Mit welchen Schwierigkeiten siehst Du Dich als Mompreneur konfrontiert?

Seit einem knappen Jahr bin ich selbstständig. Das ist auch sehr sehr gängig in der Branche.
Ich kenne nur wenige Frauen, die Mütter sind und immernoch für Agenturen als Festangestellte arbeiten.
Das ist sehr schade, doch gerade die Agenturwelt lebt von der Verfügbarkeit ihrer Designer rund um die Uhr. Als selbstständige Mutter kannst Du Deine Arbeit um Familie und Kinder herum planen. Das erfordert manchmal unpopuläre Arbeitszeiten, aber hilft ungemein.

Schwierigkeiten sehe ich klar z.B. in den Kindergarten-Schließ- und Krankheitszeiten eines Kindes.
Da muss die Arbeit wieder umorganisiert werden, was oftmals nicht ganz so einfach ist.

Ein großes Thema ist auch, dass die Wirtschaft noch nicht in Gänze von der Verbreitung der „Spezies Mompreneur“ mitbekommen hat. Unter Unternehmertum versteht man hierzulande noch etwas Anderes. Hauptberuflich zu gründen ist, neben der tollen Möglichkeit eines Existenzgründungs-Zuschusses, auch mit einigen Tücken verbunden, wie bspw. Die Versteuerung und die hohen Abzüge auch für Gründerinnen (man wird zusammen mit dem Ehepartner versteuert), sowie die Versicherungsfragen, die jeder für sich klären muss. Wir als künstlerisch und publizistisch tätige haben ja das große Glück Mitglied in der Künstlersozialkasse werden zu können.

Deine Tips für Menschen, die sich mit einem kleinen Unternehmen selbstständig machen wollen und ein Corporate Design benötigen? Selbst basteln?

Wichtig am Anfang ist die Strategie, mit der man sein Unternehmen gründet. Was mache ich und für wen mache ich das? Eine klare Zielgruppe vor Augen zu haben und auch wissen, wie man sie gezielt ansprechen möchte ist schon die halbe Miete. Hat man dazu Alleinstellungsmerkmale (USPs) herausgearbeitet – umso besser.
Wenn man eine Vision von seinem Unternehmen hat, und langfristig planen möchte, ist es wichtig einen professionellen Außenauftritt zu haben, der mich von anderen Mitbewerbern unterscheidet.

Zu einem CD gehören: Logo/Signet, Briefkopf und Visitenkarten, evtl. Flyer und Broschüren und eine Website. Ein einheitliches, die Zielgruppe ansprechendes CD zahlt auf alle Bereiche ein und spiegelt die Werte, Ideen und Vorhaben des Unternehmens auf einen Blick wieder.
Viele Gründer möchten und müssen erstmal sparen, da sie schlank gründen, ohne großes Kapital.
Doch je nach Ziel ist es wichtig in ein professionelles Corporate Design zu investieren.

Zwar gibt es verschiedene Plattformen, die sehr günstig alle Art von Design-Dienstleistungen anbieten, doch diese Arbeit hat wenig Nutzen, denn NUR durch die enge und persönliche Zusammenarbeit mit dem Designer kann ein umfassendes und nachhaltiges CI entstehen.

Es gibt heute Designer, die sich auf ExistenzgründerInnen spezialisiert haben und ihre Bedürfnisse kennen. Oftmals bieten Gestalter sogar etwas günstigere Konditionen für GründerInnen an.
Von daher nur Mut!

Wichtig ist dabei, auf das Bauchgefühl zu hören. Willst Du einen Grafikdesigner beauftragen, schau dir seine Arbeiten und sein Stil an. Passt er zu Dir und Deinem Vorhaben? Hat er schon etwas in diesem Bereich gemacht? Du kannst dir immer persönliche und kostenlose Angebote einholen und vergleichen. Ein kostenloses Beratungsgespräch wird ebenso enthalten sein!

Selbermachen und Corel Draw sind selten gute Lösungen.

Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?

Da habe ich mein Business weiter ausgebaut und meine Arbeitszeiten haben sich ausgedehnt. Meine Kontakte und mein Netzwerk sind gewachsen und ich arbeite fest mit Textern, Fotografen, Online-Marketing-Experten und Programmierern zusammen.
Meine Arbeitszeit verbringe ich in einem Coworking-Space oder teile mir die Räumlichkeiten mit anderen Freiberuflern.
Ziel ist, dass ich mir bis dahin mit meinem Mann die Arbeit teile. Jeder arbeitet gleich viel.

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Nicola hat auch mein Logo designt und ich bin begeistert, daß die Zusammenarbeit ausgesprochen gut geklappt hat. Ich bin ein schwieriger Kunde, denn ich weiß, was ich nicht will und von Farbkombinationen habe ich wenig Ahnung.
Nicola schaffte es, durch gezielte Fragen und tolle Vorschläge meine Wünsche herauszukitzeln. Und das Endergebnis ist, wie ich finde, mehr als gelungen.

Wie geht Ihr mit der veränderten beruflichen Situation nach der Geburt Eures Kindes/ Eurer Kinder um. Ist Gründung eine Lösung?