Die Zehnerjahre arbeiten sich wie die Nullerjahre an Vintage und Retro ab, wobei abseits der modischen Oberflächenrecherche der Wunsch nach Tiefe bleibt, der Wunsch nach Erklärungen und vor allem nach Fragen.
Ähnlich der beaten generation, die sich von vielem geschlagen sah, zumal in der Nachfolge von zwei Weltkriegen und einem sich anheizenden Kalten Krieg nicht viel Optimistisches zu holen war, orientiert sich der zwischen globalisierter Massen- wie Nischenkultur und dem nur scheinbar bodenständigen Regionalismus schwankende Modernist immer lieber an den zerrissenen Beatniks der 50er und 60er Jahre. Die Spannung, die sich zwischen dem entwurzeltem “beaten” und dem Versprechen “beatific” auftut, spiegelt Sehnsüchte wie Ängste wider.
Umso mehr widmen sich kleine Produktionen dem Thema, dessen Kaleidskopizität sich nicht auf eine Person, auf einen Song, auf einen Roman herunterbrechen lässt. Selten mit überwältigendem finanziellem Erfolg. Der Film “Beat Hotel”, in dem das Leben einiger Beat-Akteure in Paris aufgefrischt wird, spielte zu seinem Start in den USA vor zwei Wochen 5430$ ein.
Anders James Franco, Grüner Kobold und Grüne Hornisse, dessen Howl! immerhin 617.334$ verbuchte. Insgesamt. Franco hantiert nicht nur seit der Auflage seiner Kurzgeschichten mit dem Image eines die Grenzen der Medien überschreitenden Auteuers. 2010 spielte er bereits Allen Ginsberg. Allerdings sitzt dem Posterboy die Brille zu hübsch auf der Nase, ist der Bart zu genau gestutzt, als dass ihm der zerfurchte Ginsberg abgenommen werden könnte. Gleichwohl eine populäre Wendung ins Retrospektivische. Wem das gefällt, mag sich auch Schweighöfers Roten Baron mit Gewinn ansehen und später sagen: “Aber die Atmosphäre!”
Legt man die Lesung von Howl! des realen Allen Ginsbergs daneben, stellen die Nackenhaare sich auf und nach drei Zeilen ist das Filmchen vergessen, man selbst aber aufgeladen – von Stimme und Text. Allein deshalb muss James Franco gedankt werden. Das Spiel über die Bande lohnt. Selbst wenn das nicht in seiner Absicht gelegen hatte.
I saw the best minds of my generation destroyed by madness… wow!
Verdammt gut auch die Dokumentation “A man within”, die 2011 kurz durch die Kinos torkelte.
Immer die bessere Wahl, Originalaufnahmen mit Zeitzeugeninterviews zu unterlegen, so selbstverliebt sie alle sein mögen, wird so ein genauerer Blick auf William S. Burroughs und ein noch genauerer auf die Zeiten, durch die er sich schrieb und schnipselte, ermöglicht. Selbstverständlich ist das anstrengender als ein Spielfilm, Anfang – Hauptteil – Schluss. Das erzwungene Denken tut gut und enthebt den Zuschauer der geistigen digitalen Glättung.
Glatt kommt auch die Verfilmung Jack Keroucs “On the road” daher, die im Herbst kurz durch die Kinos huschen wird. Viel kann man da nicht sagen, nur hoffen, der Trailer behält nicht Recht und verkürzt die große Reise des Protagonisten auf eine missglückte Liebesgeschichte in unseliger Instagram-Optik.
Beginnen ließe sich der Sturz in die Beat Generation mit einer Reise nach Wien.
Vom 15. Juni – 21. Oktober 2012 stellt die Kunsthalle die “Kunst des William S. Burroughs” aus. ” Cut-ups, Cut-ins, Cut-outs. Collagen, intuitive Assoziationen zusammengeklebt aus Zeitungsartikeln, Fotografien, Schreibmaschinentexten. Beat ist in diesem Augenblick näher dran an den digitalen Zehnern als tumblr und all anderen weitgehend autoferentiellen Text- wie Fotosammlungen. Dabei nur ein Aspekt des Planeten Beat.
“The Rube has a sincere little boy look, burns through him like blue neon. That one stepped right off a Sator-day Evening Post cover with a string of bullheads, and preserved himself in junk. His marks never beef and the Bunko people are really carrying a needle for the Rube. One day Little Boy Blue starts to slip, and what crawls out would make an ambulance attendant puke. The Rube flips in the end, running through empty automats and subway stations, screaming: “Come back, kid! Come back!”, and follows his boy right into the East River, down through condoms and orange peels, mosaic of floating newspapers, down into the silent black ooze with gangsters in concrete, and pistols pounded Hat to avoid the probing finger of prurient ballistic experts.”
Burroughs vom 15.6.-21.10. in Wien
And the fruit is thinking: “What a character!! Wait ’til I tell the boys in Clark’s about this one.” He’s a character collector, would stand still for Joe Gould’s seagull act. So I put it on him for a sawski and make a meet to sell him some “pod” as he calls it, thinking, “I’ll catnip the jerk.” (Note: Catnip smells like marijuana when it burns. Frequently passed on the incautious or uninstructed.) “Well,” I said, tapping my arm, “duty calls. As one judge said to another: ‘Be just and if you can’t be just, be arbitrary.’ “ The Naked Lunch (excerpt)
Und eine wunderbare Liste, die das verhandelt, um was es bei Beat außer Jazz haupstächlich geht.
Kapow! Kapow! Kapow!
Bruten Butterwek