AND ONE brechen ihre Tour mit UNHEILIG schon nach der dritten deutschen Stadt ab!

Brief an UNSERE Fans!

Vor weni­gen Tagen hat Der Graf auf seiner Web­seite ein State­ment von mir bezüglich einiger von uns abge­sagten Unheilig-Termine veröf­fentlicht, welches lei­der nur die halbe Wahrheit zeigt. Entweder war ich zu feige mit der ganzen Wahrheit rauszurücken oder ich wollte mir nicht die Blöße geben, zugeben zu müssen, dass viele von Euch Recht hat­ten, wenn Ihr sagtet, es sei eine schlechte Idee, mit Unheilig auf Tour zu gehen.

Den Kom­merzvor­wurf hatte ich am Anfang auch gar­nicht richtig ver­standen, zumal ich mir sicher war, dass unsere Fans eigentlich am besten wis­sen müssten, dass eine Band, die “Deutscher sei Stolz” oder “Sieger ficken keine Tun­ten” singt, monate­lang kein einziges Inter­view gibt, mit Arm­binde auf der Bühne rumpro­llt oder wie bei der let­zten Platte nicht mal eine einzige Sin­gle auskop­pelt wohl alles andere vorhat, als sich beim VIVA oder Radiop­ub­likum einzuschleimen. Ich dachte, dass wäre allen klar!? Wer glaubt denn tat­säch­lich, AND ONE singt dem­nächst beim ZDF Som­mer­garten oder liest Weinachtsmärchen bei RTLII vor? Hält man mich tat­säch­lich für so bescheuert und Selb­stver­ach­t­end, dass ich die Grun­didee und das wofür AND ONE seit 1990 ein­steht ein­fach über Bord werfe?

Doch schon am ersten Tag bei Unheilig der Schock! Ein Blick ins Pub­likum und mir stockte erst­mal der Atem. Alles nor­male Leute, keine Sorge! Aber eben doch irgend­wie nicht wie Du und Ich. Von der Schwarzen Szene war fast gar­nichts mehr übrig geblieben. Ich stand da im Back­stage­bere­ich und lukte so durch einen Schlitz zwis­chen den abge­hängten Git­terzäunen und dachte nur sowas wie “oje, oje! Die wer­den hier mit EBM und Body­pop NULL anfan­gen kön­nen” und hab auch gle­ich meinen näch­sten Fehler began­gen. Hastig zurück im Back­stage trom­melte ich dann Rick und Joke zusam­men und ich beschloss dann mal so für uns, dass ich einige Cov­erver­sio­nen mit ins Pro­gramm nehme. Und das 2 Stun­den vorm Auftritt. Joke hätte mir dafür am lieb­sten die Flasche Whiskey auf dem Kopf aus­geschüt­tet und Rick guckte mich nur an so nach dem Motto “Du Tep­pichverkäufer!”. Ich dachte, ich würde das Richtige tun. Immer­hin han­delte es sich um Songs, die wir ja bere­its schon erfol­gre­ich auf der Cover Lover Super­show vor unseren eige­nen Fans gespielt haben. Das Konz­ert war ok. Nicht mehr, nicht weniger. Es war ein selt­sames Gefühl. Es fühlte sich so fremd an. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Nur mein Schatz hat gemerkt, dass was mit mir nicht stimmt. Ihr kann ich nichts vormachen.

Dann in der 2 Stadt diese pein­liche Num­mer mit dem Pri­vat Jet. Wir mussten in Neu Isen­burg mit Unheilig spie­len (wieder mit Cov­er­num­mern im Gepäck), woll­ten aber am sel­ben Abend in Gelsenkirchen das Blackfield-Festival rocken. So sind wir also mit einem Pri­vat Jet rübergedüst. Auch hier hät­tet ihr Rick und Jokes Blicke sehen müssen. Hatte ein biss­chen was von “Kaum lässt man dich mal 10 Jahre aus den Augen machst du aus AND ONE ne Zirkus Ver­anstal­tung”. Na gut, die Erd­nüsse an Bord waren kosten­los. Das hatte was gutes ;)

Witziger­weise fand das Black­field auf der sel­ben Bühne statt, wo noch 2 Wochen zuvor das Unheilig Konz­ert stattge­fun­den hatte. Doch irgend­was war anders. Ein Blick ins Publikum.…SCHWAAAAAAARZ!!!!!! Hach wie schön. Zu Hause! Dann rauf auf die Bühne — und ich wette, viele Fans haben gespürt, dass irgend­was mit mir anders war. Es sprudelte nur so aus mir her­aus. Joke und Rick waren plöt­zlich auch besser drauf und wir hat­ten mit Euch so ein geiles Erleb­nis. Ein Befreiungss­chlag. Hier kann ich mich auch daneben benehmen, mich zum Affen machen oder das Pub­likum belei­di­gen, weil HIER weiss jeder wie’s gemeint ist. Das fühlt sich an wie eine alte Ehe, wo der Mann der Frau hin­ter­her­ruft “Wenn du aus der Küche zurück­kommst, dann bring Bier mit, du dus­selige Kuh!” und die Frau kichert ihn darauf mit nem süßen Blick an. Das ist Antwort auf all die Fra­gen, die ich mir in let­zter Zeit so stellen musste. Ich war wieder ganz der Alte und meine Bat­te­rien waren wieder voll aufge­laden. Mein Schatz hat dies in der sel­ben Nacht noch zu spüren bekom­men! Die Arme! Mit­tler­weile kann sie aber wieder ger­ade laufen ;)

Dres­den, die 3. Stadt — Unheilig gastieren am Elbufer. Wir wieder mit von der Par­tie. Hier haben wir auch deut­lich den AND ONE Fan-Anteil gespürt. Ange­pow­ert noch vom Black­field Fes­ti­val nah­men wir jetzt auch alle Cover-Versionen raus, weil jetzt war es mir eigenltlich schon Scheiss Egal, wie wir beim Unheilig Pub­likum ankom­men. Einer der wohl entschei­den­sten und wichtig­sten Momente meiner Kar­riere spielte sich 5 Minuten vor unserem Konz­ert ab. Ich saß da also auf so einer Treppe, die direkt auf die Bühne führte und wartete auf unseren Auftritt. Ich rieb an meinem weis­sen Platik­becher nervös hin und her. Drin war ein biss­chen Wodka, was mir den Hals kurz vorm Auftritt “freis­chaufeln” soll. Naja, vielle­icht ist das auch ne faule Ausrede ;) Wie dem auch sei, ein Mod­er­a­tor betrat die Bühne und fing plöt­zlich an (sin­ngemäss), sich im Namen von Unheilig usw. bei VW zu bedanken für irgen­dein Spon­sor Ding und dann ging es um irgen­deine Son­dered­i­tion für “unter 25.000 Euro” usw. also so ein kom­merzielles Bla Bla Bla… Da wurde mir plöt­zlich ganz anders. Mir wurde klar, dass ich genau auf der Ebene angekom­men bin, vor dem uns unsere Fans immer gewarnt hat­ten. Jetzt sagte der Mod­er­a­tor “Und jetzt Bühne frei für AND ONE”. Glaubt mir. DAS war einer der pein­lich­sten Momente in meiner ganzen Kar­riere. Jetzt kam ich mir wirk­lich vor wie ein ver­dammter Zirkus­clown. Und wisst ihr was? Ich glaub, das habe ich auch ver­di­ent. Soviel Blöd­heit MUSS ein­fach irgend­wann mal bestraft wer­den! “Was mach ich hier eigentlich? Ver­dammt, ich hab hier gar­nichts zu suchen”!
In Dres­den hat man uns glaube ich auch schon ange­se­hen, dass wir dort nur für unsere Fans gespielt haben. Hier holten wir auch endlich Sachen raus wie Techno Man oder Deutschmas­chine. Das witzige bei dem Song waren eigentlich die herun­terge­fal­l­enen Kinnladen der Unheilig Fans. Selbst meine poli­tis­chen Reden gegen Linke und Rechte Gewalt vor “Deutschmas­chine”, sowie meine Ansage, in welchem Zuge­dröh­n­ten Zus­tand ich vor 15 Jahren “Schwarz” geschrieben habe kamen nicht so gut an, ausser.…..was für ein Zufall…bei unseren Fans!

Dann war da dieser Moment vor unserer Garder­obe im Back­stage, so ca. 10 Minuten nach dem Auftritt. Ich sass mit Rick auf so einer art Bier­bank, Joke kam dazu, drückte mir ein Bier in die Hand und sagte mit seiner Berliner Schnauze wortwörtlich: “So, und nun beende mal das Affenthe­ater hier. Ist schon pein­lich genug!”. Ich weiss nicht, was unan­genehmer in dem Moment war. Rick, der mich auf diesen Satz hin nur ansah ohne eine Mine zu verziehen oder die Tat­sache, das Joke so laut war, dass der Der Graf 5 meter weiter, der sich ger­ade auf sein Konz­ert vor­bere­itet hat jede Silbe davon mit­bekom­men hat. Der guckte mich nur an und warf mir überraschen­der Weise aber einen Blick zu nach dem Motto “Egal, was du jetzt entschei­dest, das geht in Ord­nung”. Vielle­icht hab ich mir das auch nur ein­gere­det. Vielle­icht hiess es ja auch “Hau ab, Du Pen­ner!” ;) — Spaß bei­seite — Eigentlich wollte ich noch eine Nacht drüber schlafen. Doch genau in dieser Nacht hat mein Mäd­chen kaum eine Auge zugekriegt, war völ­lig aufgewühlt und ich kon­nte dadurch natür­lich auch nicht schlafen und blieb wach. Das ganze hin und her mit Unheilig, diese ganzen blö­den Unter­stel­lun­gen der let­zten Zeit, die end­losen Diskus­sio­nen, die wir im Team hat­ten. Das alles hatte ihr auch zuge­setzt und so zog dieser eiskalte Wind nun auch noch in mein Pri­vatleben ein? Nein! Ich griff mein Lap­top und schrieb das erste State­ment, in welchem ich beschloss, den Grossteil der Rest-Tour mit Unheilig abzusagen. Ich wusste, ich han­dele auch im Sinne von Rick und Joke, da wir jetzt auch mehr zeit hät­ten unser Ver­sprechen wahr zu machen, ins Stu­dio gehen zu kön­nen und unseren Fans noch in diesem Jahr ein neues Album präsen­tieren zu kön­nen. Aber irgend­wie hab ich hier noch nicht den Arsch in der Hose gehabt, die kom­plette Tour abzusagen. Ich hatte noch ein wenig Bam­mel vor der Tat­sache, dass viele unserer Fans sich extra Unheilig Tick­ets gekauft hat­ten, um ihre Lieblings­band zu unter­stützen. Und das beson­ders in den Städten, die ich von der Absage dann auch erst­mal ausklam­merte. Das sollte sich auch als Fehler her­ausstellen. Denn jetzt ging das Gerede erst Recht los von wegen “Hä? Wieso die und die Stadt nicht, dafür aber in der und der Stadt?”. Im Prinzip fing genau jetzt wieder das ganze Drumherum an, weswe­gen wir ja eigentlich schon vorher die Lust an der Sache ver­loren hat­ten. Also Echt! Wie man’s macht — man macht es falsch!!

Ich kann es nicht mehr — Ich will es ein­fach nicht mehr! Das muss ein Ende haben! Ich will eigentlich nur noch mit Joke und Rick wieder zurück ins Stu­dio und an etwas arbeiten, worauf unsere Fans Stolz sein kön­nen. AND ONE bleibt AND ONE! Jetzt erst Recht! Fans sind in solchen Zeiten wie wahre Fre­unde, die nicht scheuen davor, einem mal ordentlich die Mei­n­ung zu geigen! Dafür.….DANKE!

Artikelfoto: (C) Mark Benecke 2006


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