„I hob an Befehl griagt, das i auf ois schiaßn soi, wos si bewegt“
„Wenn aber des, wos si bewegt, oaner fo uns is?“
„Dann hot a Pech ghabt“
Der Bayrische Rundfunk verkündigt schließlich die Nachricht: Die militärischen Streitkräfte haben sich gegenseitig niedergemetzelt, der Kampf ist vorbei und in Bayern wird die Anarchie ausgerufen. Fassbinders Sturm und Drang Stück hält sich nicht lange mit der Revolution auf und sondern beginnt mit der elementareren Frage (im vollen Bewusstsein der Tautologie am Rande der Grammatik – Klugscheisser vor): Und was jetzt?
Das fragen sich nicht nur die Kleinbürger, die im Dirndl auf dem Sofa sitzen, sondern auch die frischgebackenen Anarchisten. Und so fürchtet der Kleinbürger um sein Auto, während die Tochter sich ihren Vergewaltigungsfantasien hingibt, die Anarchisten das Theater als Brutstätte der Konterrevolution abschaffen wollen und die Huren auf die Barrikaden gehen („Ihr habt alle Freiheiten“, sagt der Anarchist zur Hure. „Bisch du jetz blöd oder ich“, sächselt die Dame der Nacht). Mit viel Musik und Komödie hat Hirschmüller sitcomartig die Satire vom Untergang der Revolution inszeniert. Auf der Bühne steht ein Sofa und auf diesem wird sich ideologisch abgearbeitet.
ONKEL: Was is na des, a Anarchie?
MUTTER: Wenn alles anders is.
VATER: A naa. Net anders, durchanand.
TANTE: Was für ein Durcheinand denn?
VATER: Nix is mehr recht.
MUTTER: Gar nix!
TOCHTER: Keine Ordnung gibt’s mehr.
ONKEL: Koa Ordnung? Na!
VATER: Na. Gar koa Ordnung nicht.
TANTE : Des geht ja gar nicht.
ONKEL: Weil das nicht geht.
TOCHTER: Ein Recht muß sein.
MUTTER: Genau. —
Warum die Mutter schließlich vor lauter Orientierungslosigkeit zum Dorfflittchen und der Vater zum Kinderschänder und -mörder wird, ist leider kaum nachvollziehbar. Zu stereotyp sind die Charaktere gezeichnet bzw. dargestellt. Außerdem sind viele Szenen arg überzeichnet, verlieren sich in Klamauk und ziehen den Abend in die Länge. Der arg großzügige Musikeinsatz tut sein Übriges, so dass sich kein Sog einstellt und nur ein unterhaltsamer Theaterabend bleibt, der kaum weh tut.
Am Ende greift die US-Army ein und die Huren haben Hochkonjunktur. „Die Demokratisierung des Volkes ist der Weg in die Anarchie. Gott mit dir du Land der Bayern“, tönt endlich Franz Josef Strauß aus dem Radio.
(Wunderschönes Dialogfragment der Liebenden aus dem Gedächtnis, also keine Gewähr für Texttreue:
Er: Es ist fantastisch sich zu lieben
Sie: Ja, das ist wahr, man blüht auf mit der Liebe
Er: Du bist schön
Sie: Es ist schön wie du das sagst
Er: Du gehörst mir
Sie: Ich liebe dich so sehr
Er: Irgendeinen braucht man ja zum lieben
Sie: Das muss so sein
Er: Ich werde dich immer lieben
Sie: Wir nehmen uns bei der Hand und träumen )
Regie:
Hans Hirschmüller
Darsteller:
Katja Szigethy: Peter Sura: Stefan Dick: Rebecca Wolf: Kim Wanders: Klaus Teigel: Katrin Jähne: Alexandra Sydow: Katja Ammer: Franz Lenski: Hans Hirschmüller: