Prognostiziert war eine brutale Denkzettel-Wahl durch ein gegen Krawall-Präsidenten Donald Trump aufgebrachtes Amerika, die seiner Partei, den Republikanern (GOP), die Mehrheit im Kongress kosten und ihn zur „lahmen Ente" machen hätte sollen.
Doch statt einer solchen, aufgrund der Parteifarbe der Demokraten erwarteten „blauen Welle" gab es bei den US-Zwischenwahlen am Dienstag dann doch nur ein blaues Auge für Trump:
- Im Repräsentantenhaus, dem Unterhaus des Kongresses, triumphierten zwar die Demokraten: Mit einem Zugewinn von bis zu 35 Sitzen rangen sie der GOP die Macht ab, vor allem in den Vororten der Metropolen kam es bei Frauen, wie Wählernachbefragungen ergaben, zu einem wahren Aufstand gegen Trump. Chefin in der Kammer und als Speaker Nummer drei in der Macht-Hierarchie Amerikas wird wieder Nancy Pelosi, es ist ein fabulöses Comeback für sie. Das „House" wird künftig mit neuen Ermittlungen dem der Korruption (und schlimmeren) verdächtigten Präsidenten einheizen.
- Doch Trump hatte für einen Republikaner-Triumph im Senat gesorgt - und das als „One Man Show" und wichtigster Wahlhelfer: Die Konservativen bauen ihre Macht auf wahrscheinlich 54 zu 45 Sitze aus (es laufen noch Nachzahlungen). Trump hatte mit großer Kraftanstrengung alliierten Kandidaten zum Sieg verholfen, einen echten Hass-Wahlkampf mit Migranten im Fadenkreuz nahm er in Kauf.
Prompt machte Trump aus der halben Niederlage einen totalen Triumph: „Großartiger Erfolg", twitterte er: „Vielen Dank". Auf die Nase fielen diesmal wieder die Meinungsforscher: Wie beim Sensationssieg 2016 hatten sie Trump unterschätzt.
Die extreme Polarisierung Amerikas ist nach dem Wahlthriller nun weiter einzementiert. Vereinfacht ausgerückt: Die Mehrheit in Städten und Suburbs verachtet den Rechtspopulisten im Oval Office, am Land jedoch ist er ein Idol. Mit dem Patt im Kongress droht Washington die totale Blockade: Trumps Agenda liegt fortan auf Eis, doch die nun noch schlimmerem Grabenkämpfe können ihm sogar nützen: Er rüstet zur Schlacht für die Wiederwahl 2020 - und Kampf und Konflikt ist sein Metier.
Beachtlich aber dennoch: Mehr als hundert Frauen ziehen im Kongress ein, die meisten Demokratinnen, es ist eine weibliche Welle, die dem Macho-Präsidenten entgegenschwappt.
Katzenjammer herrscht bei den „Dems" aber auch, nachdem ihre größten Stars verglühten: Der „neue Kennedy" Beto O'Rourke verlor in Texas, der progressive Schwarze Andrew Gillum in Florida und die Afroamerikanerin Stacy Abrama (höchstwahrscheinlich) in Georgia.
Es fehlt der Opposition weiter ein effektiver Gegenspieler zu Trump.