Die schönste Freude, lieber Leser, ist ja bekanntlich die Schadenfreude. Und der Höhepunkt der Schadenfreude ist, wie ein jeder Slapstickfreund weiß, der Moment, in dem ein bedauernswerter Tollpatsch auf einer herumliegenden Bananenschale ausrutscht. Doch auch der Winter hält einen immerwährenden Quell der Schadenfreude bereit - nämlich das Witzeis.
Meteorologen vertreten im Allgemeinen die Ansicht, dass das Witzeis und das wesentlich bekanntere Blitzeis ein und dasselbe Wetterphänomen seien. Doch schon der große Dichterfürst Goethe erwähnte das Witzeis explizit als eigene und überaus unterhaltsame Form der Vereisung in einer kürzlich entdeckten Vorabstudie zu seinem Faust, aus der hier zitiert werden soll:
Vor dem Tor
Mit Witzeis bedeckt sind Straßen und WegeDurch des Winters kalten, frostigen BlickFür Schadenfrohe das größte Glück:Wenn einer sich auf den Arsche lege,nicht vorwärts mehr kann und auch nicht zurück.
Wir sehen an diesen eindrücklichen Strophen, dass das Witzeis beinahe Einzug in die Weltliteratur gefunden hätte. Bedauerlicherweise hat sich Goethe dann doch für den heute bekannten Osterspaziergang entschieden.
Abschließend bleibt zu sagen, dass nicht jeder Spaß am Witzeis findet, obwohl es wirklich eine der witzigsten Wetterlagen ist. Stattdessen rennt der Griesgram beim ersten Anzeichen einer Witzvereisung mit spikebewehrten Schuhen und einem Eimer auf die Straße, um jegliche Witzigkeit mit einigen Schaufeln voll Grollsplit im Keime zu ersticken. So bleibt dem enttäuschten Schadenfrohen nichts weiter übrig, als den Mantelkragen hochzuschlagen und auf den Sommer und herumliegende Bananenschalen zu warten.