Originaltitel: Ban This Book
Autor: Alan Gratz
Genre: Kinderbuch ab 9 Jahren
Verlag: Carl Hanser Verlag
Format: Hardcover, 240 Seiten
ISBN: :978-3446262119
Kauft doch wieder einmal in eurer örtlichen Buchhandlung ein!
Inhalt:
Amy liebt Bücher und das Lesen. Doch dann wird ihr Lieblingsbuch aus der Schulbibliothek verbannt – angeblich ist es ungeeignet für Grundschüler, respektlos und unmoralisch. Die sonst so zurückhaltende Amy ist empört: Es ist ein ganz tolles Buch! Und jeder sollte es ausleihen und lesen können! Als immer mehr Bücher aus den Regalen verschwinden, eröffnet Amy kurzerhand die G.S.B., die Geheime Schließfach-Bibliothek. Hier können ihre Mitschüler alle verbannten Bücher heimlich ausleihen. Schon bald boomt Amys Bibliothek, und gemeinsam schmieden die Kinder einen Plan, um sich gegen die Bücherverbannung zur Wehr zu setzen. Denn niemand soll ihnen vorschreiben, welche Bücher sie lesen dürfen! © Carl Hanser Verlag
Meine Meinung:
In der Buchhandlung stöbernd, blieb ich natürlich an diesem Cover gleich einmal hängen – der Klappentext hat mir dann auch mal wieder gezeigt, ach guck, die englische Ausgabe stand längst auf meiner Wunschliste. Höchste Zeit, der Geschichte endlich die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken und was soll ich sagen: Liebe Leser dieser Rezension, ich darf laut verkünden: Mit „Amy und die geheime Bibliothek“ hat das Jahr 2019 sein bestes Buch gefunden.
Mutig im März zu verkünden, aber doch, hier bin ich mir ganz sicher – keine Geschichte wird Amy jemals vom Thron stoßen können.
Warum? Nun, Amy ist wie wir – sie liebt Bücher, denkt und fühlt wie wir, wenn es um das gedruckte Wort geht.
Aber fangen wir am Anfang an, Amy geht in die Bücherei ihrer Schule und möchte zum gefühlten hundertsten Mal ihr Lieblingsbuch „Gilly Hopkins – eine wie keine“ ausleihen, doch es ist nicht mehr an seinen Platz. Als sie bei der Bibliothekarin Mrs. Jones nachfragt, ob es vielleicht gerade ausgeliehen ist, muss diese ihr mitteilen, dass es aus der Bücherei genommen wurde, weil eine Mutter Bedenken bezüglich des Inhaltes geäußert hat.
Neben Amys Buch wurden auch andere Bücher verbannt, zB.: die Gänsehaut-Reihe von R.L.Stine, „Matilda“ von Roald Dahl, „Harriet – Spionage aller Art“ – Louise Fitzhugh, die komplette Captain Underpants Reihe von Dav Pilkey oder auch Harry Potter.
Amy ist eine schüchterne Schülerin, erlebt ihre mutige Abenteuer in Büchern, aber es sind auch Bücher, die sie dazu bringen, eine Kämpferin zu werden. Mit Hilfe ihrer besten Freunde Rebecca und Danny eröffnen sie die G.S.B., die Geheime Schließfach-Bibliothek. Ziel, alle verbannten Bücher sollen dort zu finden sein, weil jedes Kind die Möglichkeit haben soll, die Geschichten zu lesen, die es möchte.
Und diese G.S.B. bringt so geniale Gespräche, wie (aus meinem Gedächtnis geschrieben, steht nicht haargenau so im Buch):
Kind: Hey Amy, hast du was von J.K. Rowling?
Amy: Psst…..nicht so laut. J.K. Rowling? Hab ich gerade noch nicht, aber besorge ich dir, kein Thema. Gib mir ein paar Tage.
Es war so genial, ich bin da aus dem Lachen gar nicht herausgekommen.
Die G.S.B. läuft gut, wie man sich vorstellen kann, wenn nämlich Erwachsene denken, Bücher üben einen schlechten Einfluss auf ein Kind aus, was möchte das Kind dann erst Recht – richtig, sie lesen. Der Handel mit den verbannten Bücher floriert also kräftig.
Es geschieht im Geheimen, aber Amy gewinnt immer mehr Mitstreiter, von allen Seiten und wächst selbst über die Buchseiten hinaus, kommt in die richtige Welt und merkt, manchmal muss man laut kämpfen, nicht im Stillen.
Ob vom Autor von Captain Underpants Dav Pilkey wirklich gesagt oder von Alain Gratz erfunden, bleiben folgende Worte zum Thema Lesen übrig, die gerade heute eine enorme Wichtigkeit besitzen, in Zeiten, wo jeder denkt, verurteilen oder zu beurteilen zu dürfen:
Ende der Rezension, einige Worte trotzdem noch zur Buchverbannung: So großartige und absolut witzig die Geschichte ist, so sehr bringt das Nachwort des Autors zum Nachdenken. – Bücherverbannung ist in Amerikas Bibliotheken Gang und Gebe. Wobei man sagen soll, die Verbannungswütigen erhalten auch Gegenwind, wie von der amerikanischen Büchereigesellschaft kurz ala.„Nun, ich würde mir wünschen, dass sie in den Regalen stehen, damit ihr sie lesen könnt. Ich finde es wichtig, dass Bibliothken Orte sind, an denen man viele verschiedene Arten von Büchern findet – gute, schlechte, lustige und ernste. Wir sollten uns aussuchen dürfen, was wir lesen möchten und wann wir es lesen möchten, ohne dass wir jemanden erklären müssen, warum uns genau diese Geschichte gefällt oder warum wir sie für wertvoll halten.“
Seite 126/127
Auf der Seite ala.org findet man Listen, der meist verbannten Bücher aus Bibliotheken und Schulen.
Nehmen wir 2017/2016, dort sind Geschichten dabei wie:
„Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher
Grund: Behandlung des Themas Suizid
„George“ von Alex Gino
Grund: es beinhaltet ein Kind, welches transsexuell ist
„The Hate U Give“ von Angie Thomas
Grund: beinhaltend beleidigende Sprache und bespricht Drogenkonsum
„Two Boys Kissing“ von David Levithan
Grund: auf dem amerikanischen Cover küssen sich zwei Jungen und es wurde angenommen, dass sexuell explizite LGBT-Inhalte enthalten sind
„Eleanor & Park“ von Rainbow Rowell
Grund: enthält beleidigende Sprache
Klingt total lächerlich, wenn man die Begründung ansieht und man denkt sich so, kann ja nicht echt so sein, ist es allerdings. Es ist sogar ziemlich einfach, ein Buch aus Schulen zu verbannen – jemand muss seine Einwände zur Geschichte nennen, danach tagt der Schulausschuss und wenn dort auch die Mehrheit der Meinung ist, das Buch ist nicht für Kinder geeignet, fliegt es auch schon aus der Bibliothek.
In Deutschland/Österreich gibt es auch verbannte Bücher, allerdings eher NS-Literatur – wobei, wenn sich Eltern von Schülern über ein Buch beschweren, muss es auch hierzulande geprüft werden. Nehmen wir den Fall um Harry Potter aus 2007 – hier klicken!
Nur in Amerika scheint diese Verbannung abnorme Auswüchse anzunehmen, wie so vieles.
Mich hat das Buch unterhalten, diese fast Gleichsetzung von verbotenen Geschichten, zu schweren Straftaten, aber ich denke, im deutschsprachigen Raum hat es ein ganz anderen Stellenwert, als es vermutlich in Amerika ist, dem Land, wo diese Art der Verbannung tatsächlich in dieser Form praktiziert wird.
Schließen möchte ich damit, was Amys Bibliothekarin Mrs. Jones gesagt hat:
Was ein Kind lesen darf, sollten einzig und allein dessen eigene Eltern entscheiden.