Amphora – Full Aroma (red)
Letztens war ich mal wieder in einem “fremden” Tabakladen und mir stand der Sinn nach etwas Süßem. Groß war das Angebot nicht; aber den Amphora Full Aroma hatten sie und da ich mit diesem Tabak seinerzeit die ersten Schritte unternommen habe, wollte ich ihn noch einmal probieren.
Was soll ich sagen: na ja. Gegenüber meinen Erfahrungen von vor zehn Jahren kann ich dem Amphora nun nicht mehr so richtig was abgewinnen.
Der Geruch aus dem Pouch ist wirklich lecker; er erinnert mich an meine ersten Gehversuche mit der Pfeife. Seinerzeit gab es weder daft noch soziale Netzwerke, bei denen einem Novizen wie ich es war, geholfen werden konnte. Und ich habe mir gnadenlos die Zunge gegrillt, weil mein pfeiferauchender Opa und mein ebenfalls pfeifenrauchender Vater mir solch wunderbare Tipps gaben, wie: “Du musst dran ziehen, bis die Glut knistert.” Und: “Die Pfeife darf nicht ausgehen. Schon gar nicht beim Einrauchen. Sonst geht sie immer wieder aus.” Es grenzt schon an ein Wunder, dass ich mit solcherlei Ratschlägen und einer gefühllosen Zunge Tabak und Pfeife nicht in die Ecke gepfeffert und vergessen habe.
Doch ich wollte zum Amphora was sagen: Der Geruch aus dem Pouch ist relativ tabakecht mit einem verspürbaren Hauch an Aromatisierung, die irgendwo zwischen vanillig und leicht zitrusartig daherkommt. Ein Geruch, der mir, wohl weil ich ihn seit fast 30 Jahre kenne (im nächsten Jahr irgendwann darf ich dreißig Jahre Pfeifenrauch feiern), angenehm ist.
Das Stopfen und Entzünden ist kein Problem. Mit zwei, drei Streichhölzern glimmt die Oberfläche des Tabaks und dann herunter zu einem winzigen Häufchen puderfeiner, weißer Asche. Die Asche ist wirklich unglaublich fein; wenn man die Pfeife im Mund hat verbietet es sich, zu reden; denn der feine Staub stiebt sofort aus dem Pfeifenkopf dabei.
Im Geschmack ist nur sehr wenig von der Aromatisierung zu vernehmen. Der Tabak schmeckt vor allem leicht bitterlich – erstaunlicherweise mehr, wenn man Filter benutzt. Allerdings ist der Tabak wie für Filter gemacht; denn – anders als alle Tabake, die ich kenne – wirkt der Filter auch als Katalysator des Geschmacks. Ohne ist der Tabak relativ gleichbleibend rauchig-bitter mit leicht zunehmender (Nikotin)Stärke zum Ende hin. Mit Filter schmecke ich dann sogar einen Hauch dessen, was der Geruch verspricht; eine Spur Vanille, einen Hauch Zitrone und die Tabake selbst. Der Kentucky drängt sich ein wenig in den Vordergrund – er gibt dem Amphora die Kraft. Der Virginia gehört eher zu den nicht so süßen und bringt – gemeinsam mit dem Burley – eine mächtigen Rauchmenge zustande. Und ich vermute, dass der Orient die zitronigen Untertöne liefert.
Ohne Filter wirkt der Tabak für mich etwas langweiliger; mit Filter spannender. (Ich benutze – wenn ich denn mal Filter nehme – allerdings nur Meerschaumfilter. Es kann also sein, dass das mit den üblichen Kohlefiltern anders ist.)
Die Raumnote ist nichtssagend: rauchig mit einer Spur Süße. Nichts, womit man aneckt und nichts, womit man auffällt.
Fazit:
Der Amphora Full Aroma ist ein Urgestein der Tabaklandschaft. Er hat seine Berechtigung schon allein deshalb, weil er kinderleicht zu rauchen ist und eine gute Wahl für die, die von der süßen auf die natürliche Welt umsteigen (oder pendeln) wollen. Und sein Abbranntverhalten sowie die superfeine Asche dürften ihn zum Einrauchen neuer Pfeifen geradezu prädestinieren.