Amontillado VORS, Bodegas Tradicion, DO Jerez, 19,5%

Von Pfholm

Kupferfarbend, zum Rand hin aufhellend. Hohe Viskosität.

Die Nase begeistert mich spontan. Üppig, vielfältig, facettenreich. Walnuss, heller Tabak, Zedernholz, fast balsamisch, feingegerbtes Leder, ein Hauch Rosine, etwas Orangenblüte, mineralische Anklänge und würzig-pfeffrige Noten. Entwickelt sich sehr gut mit zunehmendem Lufteinfluss. Es kommt eine leicht rauchige Note hinzu. Dann wieder ätherische Eindrücke. Was für ein Spiel!

Am Gaumen gleich wieder die Walnuss, ergänzt durch gebrannte Mandel. Sehr komplex, fast ölig am Gaumen. Belebende Säure. Dann die typische mineralisch-salzige Note. Die Eindrücke der Nase lassen sich am Gaumen ebenso wiederfinden. Der Alkohol – es sind immerhin 19,5% – ist sehr gut eingebunden, er verleiht dem Wein vielleicht sogar seine fast süßliche Note (Restzucker kann nicht der Grund sein, da laut Expertise nur 3,4 g/l vorhanden sind). Diese Note steht dem Wein sehr gut. Ich führe sie – neben dem Alkoholgehalt – auch auf das Alter zurück. Der Amontillado erscheint dadurch nicht hart und dröge.

Alles in Allem ein Sherry, so wie ich ihn mir vorstelle: Kein Mainstream, kein Industrieprodukt, sondern ein Charakter.

Laut Rückenetikett entstammt der Wein einer Solera aus dem 19. Jahrhundert und ist rund 45 Jahre alt, daher auch die Klassifizierung als VORS (very old rare sherry / vinum optimum rare signatum).
Sehr angenehm: Als einer der wenigen Sherrys in Deutschland auch in der 0,375-l-Flasche erhältlich. So ist die Flasche nicht lange im Anbruch und das volle Aromenpaket bleibt erhalten.