Dieses Buch habe ich bereits vor Monaten gelesen; aber hier nicht verwurstet. Aber weil es eines der besten und lebensvollsten Bücher ist, die ich in den letzten Jahren las, muss ich darüber berichten.
Im letzten Sommer las Amitav Gosh im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals in Berlin. Aus eben diesem Buch. Dabei wechselten sich er und eine Schauspielerin ab, die den Text auf Deutsch las. Das war wunderbar, zumal die Schauspielerin, deren Namen ich leider weder weis noch herausfinde, sehr gut las; so, dass die Spannung des Buches wie ein Knistern im Saal war. (Als ich das Buch dann las, hörte ich bei Lesen diese Stimme bei den Sätzen, die vorgetragen wurden.)
Amitav Gosh erzählt die Geschichte eines Schiffes; der Ibis.
Am Oberlauf des Ganges schuften die Menschend für die englische Opiumindustrie. Verfolgung, Intrigen und Not vereinen eine Gruppe von Auswanderern und Flüchtlingen als Schicksalsgemeinschaft auf der “Ibis”, einem ehemaligen Sklavenschiff. Sie ist Hoffnung und Strafe, Zukunft und Endstation zugleich. aus dem Klappentext
Erzählt werden die Schicksale verschiedener Personen, die nichts miteinander gemein haben – bis sie sich dann an Bord der Ibis treffen; einem Schiff, dass sie aus der Not des indischen Subkontinentes entfliehen lassen soll. Doch auch an Bord des Schiffes spielen sich die gleichen Dramen ab, unter denen die Protagonisten ihr Leben lang litten.
Das Buch hört einfach auf. Nach knapp 650 Seiten ist es plötzlich zu Ende und man weiß die ans Herz gewachsenen Figuren plötzlich allein gelassen. Glücklicherweise sagte Herr Gosh bei der Lesung, dass er bereits an einem zweiten Teil des Buches schreibt (es ist angelegt auf drei Bände). Ich freue mich schon jetzt darauf.
Irgendwo in diesem Blog schrieb ich schon einmal, dass diese Art Literatur wie von Gosh, Naipaul, Rushdie und das unübertroffene Buch von Arundhati Roy “Der Gott der kleinen Dinge” mir eine Art Literatur nahe brachten, die ich zuvor nicht kannte: Lebensvolle, pralle und oft auch zauberhafte Literatur, die nichts gemein hat mit der trockenen Logik mitteleuropäischer Erzähler.