Cameron, der normalerweise die Menschenrechte wie eine Schnapsfahne im Munde trägt, ist plötzlich zum größten Freund und ehrlichen Broker der Chinesen auf der Welt geworden. Mir schwante schon so was, als die Chinesen sich kürzlich an seinen neuen AKWs und Flughäfen beteiligten, was normalerweise sensible Bereiche sind?
Cameron muss mächtig Druck haben und die Chinesen, so gibt er inzwischen zu, seien zu seinem wichtigsten Handelsfaktor nach dem berüchtigten Bankenunwesen geworden. Vermutlich wollte er nicht sagen, die Briten importierten zu viel aus dem Fernen Osten? So flog er mit rund 130 seiner besten Freunde aus der Wirtschaft nach Peking um sich von den Chinesen erklären zu lassen, worin die britische Wirtschaft noch Weltspitze ist! Unter den britischen Exportschlagern führte er u.a. den Fußball und James Bond auf…
Cameron hat gemerkt, dass China seit dem Vorjahr die größte Handelnation der Welt ist, dass China im kommenden Jahr der größte Importeur der Welt sein wird und dass China in zehn Jahren den Rest der Welt locker in den Sack stecken kann! Für jemanden der sich seit 68 Jahren als Juniorpartner einer Weltmacht versteht, ist anscheinend der Zeitpunkt für einen ökonomischen Seitenwechsel gekommen?
Während die USA an der Eindämmung der Chinesen in Asien und auf der Welt arbeiten, will Cameron ihnen die Märkte der Welt, speziell den Europäischen öffnen? Dazu brauchen sie ihn nicht, das haben sie bereits ganz alleine geschafft! Trotzdem meint Cameron, dass die Chinesen die Briten unbedingt brauchten um Zugang zu G8, G20 und tätärätää… zur EU zu bekommen! Wie, der Typ, der ständig mit EU-Austritt droht, bietet sich den Chinesen als ehrlicher Broker zur EU an? Ja glaubt der, die Chinesen lesen keine Zeitung, haben kein Internet?
Aber Cameron braucht den chinesischen Renmimbi als Rettungsring in der City of London, fall der Dollar abschmiert, daher weht der Wind! So macht der smarte David drei Vorschläge, die sich praktisch selbst erfüllen.
1. Wir müssen unseren bilateralen Handel und die Geschäfte intensivieren. Der Import aus China hat sich ganz ohne David im letzten Jahr verdoppelt. Seine Exporte stiegen immerhin um 20%. Die Feder muss er sich irgendwie an seinen Hut stecken!
Sein UK sei der attraktivste Investitionsstandort, mit mehr chinesischen Investitionen als die nächsten vier EU-Länder zusammen! Nette Umschreibung von Ausverkauf, David!
2. Briten und Chinesen, bekanntlich beide Weltmeister im „Abschotten“, könnten auf der WTO-Konferenz in Bali diese Woche gegen den Protektionismus und für offene Grenzen antreten! Für wahr, dafür sind beide Staaten bekannt;-) Dann könnten Briten und Chinesen Afrika retten und gegen Hunger und Armut antreten. Dagegen wäre nun wirklich nichts einzuwenden, aber ich fürchte, er versteht etwas ganz anderes darunter?
3. Ebenso wie in die unseeligen US/ EU TTIP-Verhandlungen wolle sich Cameron mit seinem ganzen politischen Superschwergewicht für einen Freihandelszone mit den Chinesen einsetzen.
Die Chinesen hörten sich das ungerührt an und hatten dann – wegen seines Dalai Lamas Empfangs im Vorjahr – noch eine alte Rechnung mit Dave zu begleichen. So sperrten sie ganz konkret und überhaupt nicht symbolisch einen britischen Reporter von der gemeinsamen Pressekonferenz von Cameron und Li Keqiang aus. Downing Street war sehr besorgt, aber David Cameron schluckte diese Kröte im Sinne des höheren Anliegens. Dass er seine Lektion verstanden hat, zeigte sein Hinweis auf die Integrität des chinesischen Staates. Da wiederum mögen sich die Tibeter gewundert haben?
Seine veröffentlichte Erklärung zu diesem Ausflug mit 130 Freunden auf Kosten des britischen Taxpayers nach China liest sich irgendwie wie eine Innenpolitische Wahlkampf-Kampagne…