[...] Was hat Eastwood angetrieben, sich einem aus europäischer Perspektive derart uninteressanten, begriffsstutzigen und naiven Überzeugungskiller in den Schatten zu stellen, dem er trotz einer angerissenen Kriegsparanoia ein schwülstiges, fettglänzendes (Fahnen-)Begräbnis zugesteht? Ein letzter großer Kassenerfolg? Die Senilität? Das Nachlässige? Obwohl vor allem "Erbarmungslos", "Million Dollar Baby" und "Gran Torino" in der Vergangenheit jener weisesten Eastwood-Arbeiten ein moralisch diffiziles, emanzipatorisch wertendes und nicht weniger tiefschürfendes Helden- und Opferbild postulierten, zwängt sich "American Sniper" dagegen in die Steinzeit der republikanischen Rechten, ein passsicheres Army-Bekennervideo zusammenzuschneiden, voll an unbegründeten Ängsten, Phrasen, voll an Machomilitarismus und Knarrenwettkampf, voll an Kerlen und Tölpeln [...]. [...] Hatte Eastwood seinerzeit einmal gescheite Argumente parat, einen zweifelnden Blick eingerosteten und vermeintlich vorkämpferischen Zivilisationsidealen zuzuwerfen, vergeht ihm in Chris Kyles Leni-Riefenstahl-Erfolgsbiografie des 21. Jahrhunderts jedweder Sinn für vernünftige Begründungen. Damit ist er Kyle und seiner hässlich-heuchlerischen Proletenidentät näher als je zuvor.