Während einer High-School Party müssen vier Freunde schmerzlich herausfinden, dass die Welt der Frauen nicht so unkompliziert ist wie angenommen und der Verlust der Jungfräulichkeit noch längst nicht in Aussicht steht. Da die Jungs bald auf's College gehen werden, beschließen sie in einem Pakt, dass sie bis zum Abschlussball in drei Wochen zum Schuß kommen werden. Doch das ist gar nicht so einfach...
Wow. Was haben wir diesen Film früher oft gesehen? Gefühlt jede Woche. Alle hatten den Wunsch auch mal bei einer amerikanischen, gigantischen Hausparty dabei zu sein. Damals ein Ding der Unmöglichkeit für uns auf dem Lande. Alle Jungs waren damals in Tara Reid verliebt, wer konnte es ihnen verdenken? Die Dialoge kannten wir auswendig und jeder konnte sich mit mindestens einem der Jungs identifizieren. Identifikation mit vier notgeilen Jungs klingt im ersten Moment oberflächlich, aber letztlich stecken in der American Pie Thematik auch ganz andere Motive, vor allem mehr Sehnsüchte als nur Sex und Anerkennung. Und wenn es nur die Heimscheißerei von Finch ist, die sicherlich einige nachvollziehen können.
Und tatsächlich ist der Film nicht mehr ganz so gut, wie in meiner Erinnerung. Damals kamen wir aus dem Lachen gar nicht mehr raus, heute verziehen sich meine Mundwinkel kaum noch bei all den harm- und humorlosen Gags. Aber das hat natürlich auch mit dem eigenen Reifeprozess und der Entwicklung des Humors zu tun. Besonders die männlichen Hauptdarsteller um Jason Biggs und Seann William Scott wirken stellenweise unglaubwürdig in ihren Rollen. Aber vor allem der Unschauspieler der letzten 20 Jahre, Chris Klein, war damals schon so talentfrei wie Jahre später bei seinen schmerzhaft anzusehenden Versuchen noch eine Rolle in Hollywood abzubekommen. Letztlich werden die Jungs auch nur zum Spielball der toll besetzten Damen degradiert. Es ist kein Zufall, dass die einzige Person aus dem Cast, die zum gefeierten Star wurde, ausgerechnet Mauerblümchen Alyson Hannigan (How I Met Your Mother) ist?
Natürlich sind die Figuren sympathisch und die Geschichte wird locker und flockig erzählt, dennoch ist der Film sehr gestreckt und zum Teil recht dröge inszeniert, weil eben doch recht amerikanisch und konservativ erzählt. Selbst die Lemon Popsicle Reihe war 20 Jahre vorher anrüchiger und geschmackloser als das. Aber so bekommt jede Generation ihre Art von humorvollem Coming-Of-Age-Kram, den sie verdient. Angefangen bei eben der Eis am Stiel Reihe (inkl. dem US-Remake The Last American Virgin), über American Pie bis hin zum Project X der Smartphone-Generation.
Was mir an American Pie gefällt ist, dass sich die Teenie-Komödie auch mit den ersten Themen des Lebens befasst. Grade in dem Alter der Hauptfiguren gibt es so viele Sehnsüchte, Träume, aber vor allem Ängste, die man nie vergessen sollte. Die Regisseure Paul und Chris Weitz lassen eben jene Sorgen nicht aus und das hat vielen Teens, auch mir damals, sicherlich geholfen, auch wenn man nach außen nur die für die damalige Zeit derben Gags zelebrierte. Die letzte halbe Stunde schlägt dann auch wirklich einen Coming-Of-Age-Ton ein und hält sich was Geschmacklosigkeiten angeht zurück und behandelt auch Sexualität als das was es ist und nicht als plattes Kalauermotiv.
American Pie war 1999 ein unglaublicher Erfolg, als hätte die Welt auf diesem Film gewartet. In der Tat waren die letzten größeren Teenie-Komödie schon lange verstaubt. Dadurch wirkte American Pie auch recht originell. Zotige Filme waren zwischenzeitlich Kassengift, weshalb sie niemand mehr drehte. Erst Streifen wie American Pie und There's Something About Mary ebneten den Weg für derbe Erwachsenen-Komödien der Marke Hangover. Ich war damals schon 12 und durfte den Film grade so sehen und trotzdem hatte ich immer die Befürchtung, dass meine Eltern just in dem Moment ins Zimmer kommen, in dem sich Shannon Elizabeth entblößt.
Auch wenn American Pie heute nicht mehr als Kracherkomödie taugt, trotz des vielen Slapsticks und der hohen Flachwitzdichte, dann wenigstens als Anhaltspunkt für unsere Jugend, für unsere Erinnerungen und Erlebnisse. Der erste Kuss, der erste Tanz, der erste Korb. All jenes ruft der Film in uns wieder hervor. Und in dieser Hinsicht kann die Weitz-Komödie tatsächlich noch überzeugen. Man kann so viel meckern und gähnen, am Ende sympathisieren und fiebern wir doch wieder mit den Jungs mit, lassen uns von den Mädchen verzaubern und vom famos-grandiosen Soundtrack (Blink 182, Barenacked Ladies, Third Eye Blind) zurück in eine Zeit versetzen, in der wir uns erstmals mit dem Ernst des Lebens beschäftigen mussten. Für die einen das Ende der Kindheit, für die anderen der Abschluß der Jugend. Stifler, Jim und Co. waren für uns Kult und American Pie war ein Teil unseres Erwachsenwerdens und wird es vermutlich auch immer bleiben. So ist American Pie für mich auch heute noch eine unterhaltsame Verabredung mit meinen alten Freunden.
OT: American Pie DT: American Pie - Wie ein heißer Apfelkuchen VÖ: 1999 Laufzeit: 95 Minuten Minuten FSK: 16 R: Paul Weitz, Chris Weitz D: Jason Biggs, Chris Klein, Seann William Scott, Alyson Hannigan, Mena Suvari, Tara Reid, Eugene Levy
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Christian
Bildquelle: Constantin Film