Amber – Parfum selber mischen

Amber_HarzRaumduft

Was ist eigentlich Amber? Ich habe schon hin und wieder darüber berichtet und diese Frage auch schon gestellt, doch in größeren Abständen komme ich gern darauf zurück; wohl immer dann, wenn ich mal wieder von fachkundiger Hausfrau gründlich belehrt wurde. Aaaaaa ja, Amber ist also Pottwalkotze. Amber heißt aber Bernstein und der Pottwal kotzt also Bernsteine? Toll. Ich möchte dann immer fragen, wonach wohl Bernstein riecht. Aber vermutlich hat sich der Geruch im Laufe der Jahre (die so ein Bernstein im Meer liegt) abgewaschen. Was für ein Unsinn.
Sie sehen, die Sache mit dem Amber ist gar nicht so einfach. Zudem gibt es sogar Amberöl (riecht entsetzlich), oft werden Labdanum und Benzoe als Amberharze bezeichnet und da ist ja auch noch die Sache mit dem Wal – Ambra grisea, die Graue Ambra.

Und weil der Begriff mit so ganz unterschiedlichen Vorstellungen besetzt ist, fangen wir mal einfach von vorn an. Obwohl überhaupt nicht klar ist, was mit Amber gemeint ist, wird der Begriff gerade in der Parfumerie sehr häufig verwendet. Nur was bedeutet es, wenn auch einem Parfum AMBER steht? Wonach riecht das? Wir hatten festgestellt, daß Amber Bernstein heißt und Bernstein als Geruchsvorstellung kaum dienlich ist. Oder meint man damit immer und automatisch Ambra grisea, den Stoff aus dem Wal? Riecht unser Amber-Parfum nun nach Amber oder ist es eine Mischung die wir einfach nur gern Amber nennen und mit der wir bestimmte Geruchsvorstellungen verknüpfen?

Aber eine Sache schreibe ich mal gleich groß und fett! ZU MIR KOMMEN, AN EINEM X-BELIEBIGEN AMBERDUFT RIECHEN UND DANN GELANGWEILT KUNDTUN, DER DUFT WÜRDE GAR NICHT NACH AMBER RIECHEN, zieht sofort die Frage nach sich, wie und wonach Amber denn nun riecht? Amber ist also Pottwalkotze? Ok, und wie riecht Pottwalkotze? Vorsicht! Ich hab sogar kleine Stückchen Ambra da. Diesen Teil des Wissens können wir sofort überprüfen.

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Welchen Rohstoff meinen wir denn, wenn wir von Amber sprechen? Oder schreiben wir Amber auf die Flasche und meinen Ambra grisea? Wohl kaum. Meinen wir nun Bernsteinöl, oder Styrax-Amber, Labdanum oder Benzoe oder vielleicht doch Teile Pottwalscheiße (ja, richtig gehört. Es kommt dem Wal hinten raus. Die Sache mit der Kotze war immer nur eine Vermutung, weil man sich dies wie bei einer Katze vorstellte, die zusammen mit dem Gras die Haare herauswürgt. Doch im Gegensatz zur Katze, wo man das häufig beobachten kann, hatte noch nie jemand einen Pottwal kotzen sehen. Inzwischen fand man die Klumpen im Darm!!)? Und ich will ja niemandem zu nahe treten, aber ich staune schon, mit welcher Sicherheit einige Leute diesen oder jenen Stoff in einem Parfum zu erkennen glauben und kaum klopft man auf den Busch und zaubert den genannten Riechstoff aus dem Regal, kommt raus, daß die Damen oder Herren gar nicht wußten was Benzoe ist und wie das Öl riecht. Alle Achtung. Ich finde es deshalb für den Anfang sehr wichtig zu klären, von was man spricht, wenn von Amber die Rede ist.

Meine Definition ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Vereinfacht ausgedrückt ist ein Amberparfum nichts weiter als eine orientalische Duftmischung. Da kann ja auch Ambra grisea drin sein. Zwingend erforderlich ist es nicht. Schließen sie die Augen und reisen sie in Gedanken mit einem Segelschiff in den Orient oder nach Indien, beladen sie den Klipper mit all den schönen und kostbaren Dingen, die man in Europa damals noch gar nicht kannte – Rosen, Pfeffer, Zimt, Orangen, edle Harze (Weihrauch z.B.), kostbares Sandelholz, Patchouli, Koriander, Nelken und Kardamom und vergessen sie die Vanille nicht. Unbedingt Vanille! – und stecken sie alles in den Bauch ihres Schiffes. Dann segeln sie so schnell wie möglich zurück und wenn sie im Heimathafen angekommen die Ladeluke öffnen und sich all die Gerüche der kostbaren Fracht miteinander vermischt haben, dann wissen sie, was mit Amber gemeint ist und wie ein Amberparfum riecht.

Selber mischen? 10% Vanillin passen immer. Echte Vanille kein Problem. Besorgen sie sich etwas Heliotropin und/ oder Coumarin (beides wäre besser), denken sie an Benzoe und Patchouli, an Rose und natürlich auch an Vetyver und Sandelholz, Labdanum oder Hydrocarboresin, mit Zimt wäre ich vorsichtig, aber Koriander, Orange, Bergamotte oder Kardamom wären immer typisch für eine Amber-Kopfnote und Ylang-Ylang gibt dem Duft diese süße, blumige Strenge, die oft so schwer zu erkennen und zu beschreiben ist. Geld spielt keine Rolle? Kein Problem. Nehmen sie Jasmin.

Und mein Dezember spielt mit dem Begriff und variiert das Thema auf eigenwillige Art. Der Dezember ist nämlich auch nur eine Ambermischung. Bei der die süßen Aspekte aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wenig Vanille, viel Rosa Pfeffer.

Alles Amber oder was?


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