Ambata di melu (VII): Klettern an Portos Steilküste | Korsika

Von Berghasen

Die Ambata di melu ist eine echte Kletter-Verlockung an der Westküste Korsikas.

An einer steilen Küste über dem Meer in bestem Granit zu klettern – das ist für uns Alpenländler wohl der Inbegriff eines Tags im Kletterurlaub im Süden. Eine Route, die genau das verspricht, ist die Ambata di melu an der Westküste Korsikas.

Lange haben wir gerätselt, was der Routenname wohl bedeutet. Mit meinen Italienischkenntnissen ließe er sich als „ein Biss vom Apfel“ übersetzen. Vielleicht ist aber auch ein kleiner Appetithappen gemeint: eine verlockende Einladung, die Lust auf mehr macht. Genau das erwartet den Kletterer in der Ambata di melu – Happenweise purer Klettergenuss, frisch und überraschend, mit jedem Griff ein Vorgeschmack auf die Schönheit Korsikas.

Zudem ist diese Route an der Steilküste direkt am Meer ein schöner Kontrast zu den alpinen Kletterrouten Korsikas in Corte und am Bavellapass.

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Charakter der Route Ambata di melu (VII)

Die Ambata di melu an der Steilküste bei Porto an der Westküste Korsikas vereint alles, wonach man sich in einem Kletterurlaub sehnt: Steile, henkelige Kletterei in bestem Granit, unter den Sohlen der Kletterschuhe das türkisblaue, ligurische Meer, Schatten bis zum frühen Nachmittag und ein malerischer Küstenort mit idyllischen Kiesstränden wenige Minuten vom Ausstieg entfernt.

Diese einmalige Kombination hat sich mittlerweile natürlich herumgesprochen. Weshalb man in der Route selten allein sein wird. Früh dransein lohnt sich also, um beim Abseilen zum Wandfuß nicht im Stau zu stehen.

Achtung: Je nach Wetterlage kann der Fels an der Küste von einer Salzlaugenschicht überzogen sein und die Route nicht kletterbar sein! Unbedingt auf den ersten Abseilmetern darauf achten und gegebenenfalls frühzeitig den Rückzug nach oben antreten!

Fester Fels und das Meer. In sechs Seillängen führt di Ambata di melu (VII) über die Steilklippen bei Porto an der Westküste Korsikas.

Die Routeninfos zur Ambata di melu

📍 Berg/Ort: Muro di Busaglia (170 m), wenige Minuten nordwestlich des Ortes Porto an der Westküste Korsikas. Ausgangspunkt ist eine kleine Parkbucht direkt an der Panoramastraße über der Steilküste. Der Zustieg erfolgt per exponiertem Abseilen über die Küste > Anfahrt planen
Parkgelegenheit für maximal drei Autos (davor und danach gibt es noch weitere Buchten) – alternativ kann man auch von Porto per Autostopp zusteigen. Oder man lässt sich vom Hafen mit dem Boot zum Einstieg am Meer schiffen, so wie wir es bei einer anderen Seilschaft beobachtet haben.

Schwierigkeit: eine Seillänge VII (VI+ obl.), sonst recht anhaltend VI bis VI+

🧗 Seillängen: 6, 150 m

🧭 Ausrichtung: West. Im Herbst ist die Route bis etwa 14 Uhr durch einen Pfeiler sonnengeschützt.

Absicherung: sehr gut mit Bohrhaken, mobile Sicherungsmittel sind nicht erforderlich. Die Haken haben bei unserer Begehung im Oktober 2025 sehr neu gewirkt – die Route dürfte also kürzlich saniert worden sein.

Ausrüstung: 2x 50m-Doppelseil, 12 Expressschlingen, zwei lange Bandschlingen und natürlich die übliche Kletterausrüstung

Zustieg: Entweder vom Hafen Porto mit dem Boot zum Einstieg, oder direkt von der Parkbucht an der Straße zusteigen. Dazu übersteigt man die niedrige Betonmauer und hält sich danach an Steigspuren leichts rechts abwärts. Am Ende steiler werdend an einigen Bäumen vorbei bis zur Absteilstelle auf einem Pfeiler, an dem sich auch der Standplatz der letzten Seillänge befindet (5 Min.). Nun 5x über die 2025 neu eingerichtete Abseilpiste abseilen.

Das Abseilen gestaltet sich nicht mehr ganz so tragisch, wie in einigen älteren Führern beschrieben und es müssen auch keine Stände mehr angependelt werden: 1x 30 m bis unter den Gipfelpfeiler, 1x 30 m (steil & frei hängend), 1x 40 m bis hinab auf eine schräge Rampe, diese nach links bis zum zweiten Standplatz der Route folgen. Von dort nochmals 1x 20 m bis unterhalb der Verschneidung in der zweiten Seillänge abseilen – keinesfalls gleich bis ganz nach unten durchfahren, sonst liegen die Seile im Meer! Stattdessen steigt man linkshaltend eine Plattenrampe bis zu einem weiteren Abseilstand auf und seilt dort nochmals 20 m auf ein breites Band ab. Dann kann’s endlich losgehen!

📖 Topo: Topos zur Route findet man in den Kletterführern Falaises de Corse und im Topoguide – Kletterführer Kosrika (hier wurde die erste Seillänge ausgelassen).

Die sechs Seillängen im Detail

1. Seillänge (35 m, VI-): Vom Einstieg etwa 20 m steil über grauen, griffigen Granit empor. Danach einfach (III) nach rechts – am Ende leicht absteigend – bis zum Stand unterhalb einer Verschneidung.

Einstieg. Wo sich das Meer und die erste Seillänge treffen. Grauer, griffiger Granit. Schon die erste Seillänge überzeugt.

2. Seillänge (20 m, VI-): Vom Standplatz gerade nach oben. Man klettert etwas rechts der Verschneigung in der Platte an guten Leisten. Für mein Gefühl etwas schwieriger, als die erste Seillänge. Nach der Verschneidung leicht linkshaltend über eine Kante zum Stand. Sehr schön!

Nach einer technischen Verschneidung erreichen wir um eine Kante den nächsten Standplatz.

3. Seillänge (25 m, VI+): Die Kletterei wird Seillänge um Seilänge etwas schwieriger, die Wand steiler und der Fels wechselt seine Farbe von Grau auf Rotbraun. Genial!
Die dritte Länge führt vom Standplatz weg über schwarze Streifen in einen griffigen Riss hinein. Zum Schluss klettert man sehr anhaltend, an brotlaibgroßen Griffen zum Stand. Wir sind jetzt schon absolut begeistert von der Tour – doch es wird noch besser!

Seillänge Nummer 3 überrascht mit Griffen groß wie Brotlaiber.

4. Seillänge (25 m, VI+): Jetzt trumpft die Wand so richtig auf. Über rotbraunen Superfels geht’s zunächst in technischer, aber nicht zu schwieriger Kletterei leicht nach links. Danach wie schon in der Seillänge zuvor steil, athletisch und gutgriffig bis zum Stand.

Allez!

5. Seillänge (30 m, VII): Nun dürfen wir uns auf eine großartige Schlüsselseillänge freuen! Vom Stand weg geht’s gleich senkrecht über eine gutgriffige, rissartige Schuppe empor. Die Kletterei ist anhaltend und athletisch. Ein-, zweimal muss ich die Arme ausschütteln. Der Pump in den Unterarmen vergeht schnell, aber der Grinser im Gesicht bleibt. Nach der steilen Henkelei ist es aber noch nicht vorbei. Man klettert nach links über eine Kante hinaus und danach wieder rechtshaltend und luftig über eine Rampe zum Stand.

Steil, anhaltend, großartig!

6. Seillänge (25 m, VI+): Etwas wehmütig treten wir die letzte Seillänge an. Viel zu schnell ist diese geniale Route verflogen. Doch uns erwartet noch ein spannendes Finale. Vom Standplatz steigt man nach rechts und mit viel Luft unter den Sohlen um eine Kante. Danach darf man mit herrlichen Tiefblicken entlang einer Kante bis auf den Pfeilergipfel klettern.

Was für eine Route! Große Empfehlung an alle, die jetzt ihren nächsten Kletterurlaub in Korsika planen.

Seile packen und in wenigen Minuten zurück zum Auto und weiter zum Strand!

Tipp: Wer nach der Ambata di melu noch nicht genug hat, kann am Stand von Porto noch ein paar Längen im Klettergarten anhängen. Dieser liegt nur wenige Schritte vom Meer entfernt den ganzen Tag im Schatten.


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