© Stefan Scherer
Zunächst einmal etwas in eigener Sache an einen Kollegen aus dem ganz hohen Norden: Nein, mein Herr, ich bekomme weder Geld von Citroen, noch von Hannover 96 oder von Apple für meine Blogeinträge, und ich habe auch keinen der Solarbikinis kostenlos erhalten, über den ich hier berichtet habe – ebenfalls sind irgendwelche unsittlichen Angebote des dortigen Bikinimodels ausgeblieben: ich schreibe über solche Dinge einfach deswegen, weil sie mir gefallen, weil ich sie schön und praktisch finde – oder eben einfach nur interessant (und Sie dürfen sich jetzt überlegen, was ich an dem Solarbikini schön und was ich interessant fand…).
Ich weiss, für manche Kollegen ist es unvorstellbar, etwas einfach „nur so“ zu machen, aber ich finde, das ist ist dann doch eher deren Problem als meines, oder?
Und so ist das jetzt auch mit Amazon, dem Amazon Kindle und Mexxbooks: man hat mir tatsächlich kostenlos einen Amazon Kindle Keyboard 3G zum Testen zur Verfügung gestellt vielleicht, weil man meine Meinung interessant fand, ich habe das Gerät genauso kostenlos getestet und darüber hier (und bei Mexxbooks) geschrieben – und nun werde ich werde bald (bitte, liebe Freunde von Mexxbooks, lasst mich noch meinen Störtebeker zu Ende lesen…) wieder kostenlos zurücksenden.
Aber, oh Graus, ich drohe es schon an, wenn ich denn dann (über Mexxbooks und schon von mir bezahlt!) meinen Amazon Kindle Fire Ende November in Händen und mir vor Augen halten werde, dann werde ich hier wieder darüber berichten – und dann einen erneuten sinnfreien Kommentar des Kollegen, ob ich schon wieder „Guerilla-Werbung“ machen würde, dahin schmeissen, wo er hin gehört: zu den Kommentaren einer bestimmten Dame in die allseits bekannte virtuelle Tonne!
Also, nun los, der Kindle Keyboard und seine Einsatzmöglichkeiten im juristischen Alltag.
Mir war über das Forum von Mexxbooks ein bisschen Nachhilfe gegeben worden, wo ich denn juristische Literatur herbekommen könnte. Ich habe dann im Netz gestöbert, und tatsächlich, das ein oder andere Werk ist schon als Ebook erhältlich. Allerdings sind eine Reihe davon wohl nur reine pdf-Dokumente, also zunächst ohne grossen Zusatznutzen.
Ausprobiert habe ich dann eine von mir selbst als pdf-Dokument auf den Kindle übertragene BGB-Ausgabe, die BGB-Ausgabe von Amazon und ein Lehrbuch, welches ich als pdf-Fassung und als durch Amazon konvertierte Fassung verglichen habe.
Bei all diesen Dokumenten besteht ein grosser Unterschied zu dem kontinuierlichen Lesen eines „normalen“ Ebook, dass man in ihnen ja eher blättert und sucht. Und da ist die Suchfunktion die ausschlaggebende Funktion, um die sich Alles dreht – und die Stärken und Schwächen offenbart.
Die Schwäche ist sicherlich die Eingabe der jeweiligen Suche, denn insbesondere bei Gesetzestexten sind das Zahlen, und die muss man mit den Pfeiltasten auswählen. Auch das Navigieren im Menü des Kindle hat nicht ansatzweise den Charme der Eingabemöglichkeiten an einem PC mit Maus oder mit einem Touchscreen.
Wenn man aber den Suchbegriff (oder eben zB. den Paragrafen) eingegeben hat, dann zeigt sich der grosse Vorteil eines elektronisch erfassten Dokuments: der Kindle lokalisiert den jeweiligen Begriff nämlich in der gesamten Datei und gibt fein säuberlich alle Fundstellen aus – ein deutlicher Vorteil gegenüber einem Buch in Papierform. Dabei funktioniert die Suche natürlich bei den „richtigen“ Ebooks deutlich besser, doch auch die pdf-Dokumente werden analysiert, wenn sie auf einer elektronischen Datei beruhen (also aus einer solchen in ein pdf umgewandelt wurden).
Was diese Bücher als Ebooks oder für den Kindle analysierbare Pdfs betrifft, kann ich mir also sehr gut vorstellen, einen Kindle einzusetzen, zumal die Software ja auch auf dem iPhone läuft und man so das jeweilige Fachbuch oder die Gesetzessammlung eigentlich „immer dabei“ hat.
Also: wenn man die etwas mühselige Eingabemöglichkeit akzeptiert (oder einen Kindle Touch benutzt), dann hat ein Ebook-Reader einen erheblichen Mehrwert.
Hinsichtlich der Lesbarkeit unterscheiden sich die Ebooks und die pdf-Dokumente natürlich enorm: das Ebook kann man insbesondere in der Schriftgrösse anpassen und dadurch unproblematisch lesen, für die pdf-Dokumente gilt dies nicht: man kann sie zwar vergrössern, aber nicht stufenlos, und in der Regel passt nur eine Einstellung; dabei ist dann aber Seitenbreite = Kindlebreite, und da wird die Schrift verdammt klein.
Wirklich komfortabel sind also nur durch Amazon umgewandelte pdf-Dokumente – und wenn das Ausgangsdokument zur Konvertierung geeignet ist, geht das kinderleicht: man schickt das pdf einfach mit dem Hinweis „CONVERT“ per Mail an seinen Kindle -fertig.
Alle Versuche einer Anpassung scheitern natürlich dann, wenn die Dokumente eingescannt sind: da hilft dann nur geeignete Software, um diese Dokumente am PC vorab umzuwandeln, nur so weit habe ich es nicht getrieben. Die Lesbarkeit solcher Scans ist aufgrund der fehlenden Möglichkeit, stufenlos zu vergrössern, sehr eingeschränkt: ich habe gestern ein langes Urteil etwa 1 Stunde auf dem Kindle gelesen, und dann war es auch genug, weil die Schrift sehr klein war. Ausserdem fehlt es natürlich an einer Suchfunktion – bei langen Texten wird es dann schwierig mit dem Auffinden von Textpassagen, wenn man das Dokument nicht vollständig lesen will.
Fazit: wenn Fachbücher als Ebooks vorhanden sind, dann wäre dies für mich bald nicht nur eine Alternative zur „Printausgabe“ sondern wohl sogar der bessere Weg – es wäre schon faszinierend, einen vielbändigen Kommentar sozusagen „in der Hosentasche“ mitnehmen zu können. Dabei bietet Amazon eine sehr einfache Möglichkeit, bestimmt pdf sehr leicht in Dokumente umzuwandeln, die praktisch einem Ebook gleichstehen.
Dokumente, die nur als pdf vorliegen, sind aufgrund der geringen Grösse des Kindle und der fehlenden Möglichkeit der stufenlosen Vergrösserung von Texten nur eingeschränkt nutzbar – für unterwegs sicherlich mal eine Möglichkeit, aber eben nur, wenn wirklich nichts Anderes geht. Sind es pdf, die auf einem eingescannten Text beruhen, hilft eigentlich nur, diese vorher am PC zu bearbeiten, als reines pdf ist das Lesen auf dem Kindle doch sehr mühsam.
So, und nun warte ich gespannt auf meinen Fire – schauen wir mal, ob er mich noch mehr überzeugt als der Kindle Keyboard 3G, den ich zum Lesen von Ebooks sowohl privat als auch beruflich uneingeschränkt empfehlen kann – und das ganz ohne Sponsoring durch wen auch immer…