Auf einer Seite im Internet befindet sich zum Amazon Fire ein durchaus bezeichnender Eintrag für diejenigen, die mit dem Gerät bisher noch keinen persönlichen Kontakt hatten:
„Kann man mit einem Spar-pad ins internet ohne wlan (gemeint ist wohl UMTS)? Hat ein Spar-pad GPS? Wenn nicht, ist es mitnichten ein Bindeglied zwischen Smartphone und Ipad, sondern kann nicht viel mehr, als zuhause deine Kochrezepte darstellen. Diese ganzen tollen Smartphone-Features wie Routenplaner, Strassenkarte, etc, kann man vergessen Wenn dann beim Spar-pad auch noch die Sensoren minderwertig sind oder teilweise einfach nicht vorhanden, funktioniert auch kein Spiel vernünftig.
Drauf hauen müsste man Version 3 oder 4, da erst hier Android so richtig auf Tablet optimiert wurde, was dann wenns dumm läuft zum Ruckeln führt, besonders bei 512 MB Ram.
Somit bleibt vom ganzen Android-Erlebnis nur ein Hauch übrig. Ebook/News, Kochrezepte. Ich denke Tablets sind nicht ohne Grund immer wieder gefloppt – sie sind fast nutzloser als Netbooks. wenn schon Tablet, dann bitte auch eines, welches das Potenzial von Android voll nutzen kann. Das soll hier keine Ipad-Bevorzugung sein, denn auch dieses ist klobig und die Sparversionen ebenfalls kastriert.“ (Klick)
Da steht Vieles drin, was klar erkennen lässt, dass der anonyme Autor über Dinge redet, die er selber noch garnicht ausprobiert hat – aber dazu später. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Stellungnahme aus einem amerikanischen Blog, in dem vor dem Erscheinen des Fire ein Autor 12 Gründe fand, warum man kein Fire kaufen sollte (Klick) – und nun, nachdem er es ausprobiert hat, tatsächlich 7 Gründe fand, die für einen Kauf sprechen (Klick):
1. Preis
2. Flashnutzung
3. USB-Anschluss
4. Nutzung der meistbenutzten Dokumentformate
5. Freier Amazon-Prime-Zugang (in den USA)
6. Integration bei Amazon
7. Grösse
Nun, Ziffer 5. ist sicherlich in Deutschland kein Argument, aber ansonsten kann ich Vieles davon nach einigen Tagen intensiver Nutzung des Fire durchaus ebenso sehen wie der dortige Blogger. Doch steigen wir ein bisschen tiefer ein und beginnen mit der Grösse:
Vor einigen Tagen war ich beruflich mit der Deutschen Bahn unterwegs. Ich hatte für ein umfangreiches Gerichtsverfahren rund 25kg Akten in zwei Koffern mit – und insgesamt 5 Stunden Bahnfahrt vor mir. Mein Fire habe ich zum Transport einfach in die Jackentasche gesteckt – und war froh, nicht noch ein Notebook (oder ein Ipad) mitschleppen zu müssen.
Der Zug auf der Rückfahrt war sehr voll, ich fand nur noch einen Platz in einer Zweierreihe – und konnte unproblematisch mit einer Hand den Fire halten, um meine Mails zu beantworten, ein paar Seiten in einem Buch zu lesen, ein bisschen zu spielen – mir eben die Zeit zu vertreiben. Das Amazon Fire ist dabei einem Smartphone viel näher als einem Netbook, doch es hat eine Bildschirmgrösse, mit der ich etwas anfangen kann. Und Probleme mit dem Internetzugang über mein Smartphone hatte ich nicht, selbst Musikstreaming aus der Amazon-Cloud war kein Problem.
Besonders fein, war die Situation übrigens kurz vor dem Erreichen des Bahnhofs – während alle Netbook- und Ipadnutzer um mich herum mit dem Verstauen ihrer Gerätschaften beschäftigten, brauchte ich mein Fire einfach nur wieder in die Jackentasche stecken…
Aber damit nicht genug: im Vorortzug sass neben mir (an einem Tisch) ein Herr mit Ipad vor sich und schaute einen Film – ich zog mein Fire aus der Tasche und Tates ihm nach – wobei ich es allerdings locker in der Hand halten konnte. Verwundert stellte der Herr fest, dass sein Film nicht wesentlich grösser dargestellt wurde als meiner – das Ipad nutzt nämlich nicht den vollständigen Bildschirm.
Auf dem Weg zum Gericht konnte ich natürlich mit dem Fire nicht „navigieren“, aber ehrlich, machen Sie das mit dem Ipad? Ich nehme mein Smartphone, denn mit zwei Taschen hinter mir her ziehend möchte ich noch ein 10-Zoll-Tablet in der Hand halten…
Was also den mobilen Einsatz betrifft: ich bin da sehr zufrieden mit dem Fire – und fühle mich keineswegs eingeengt von seiner begrenzten Hardware, die ich in kleinster Weise wegdiskutieren will.
Und Zuhause, da geniesse ich eigentlich auch die leichte Handhabung: man kann den Fire in einer Hand halten, mit der anderen durch das Web navigieren, Mails schreiben, spielen – Alles wie auf dem Smartphone, nur eben in einer wesentlich angenehmeren Grösse. Und man kann auch relativ gut damit schreiben, wenn man es (zusammen mit einer angepassten Hülle) auf den Tisch legt/stellt. Letzteres geht sicherlich mit dem Ipad besser, aber auch das Ipad (oder andere 10-Zoll-Tablets) ist für mich kein vollwertiger Notebook-Ersatz.
Aber nervt nicht vielleicht die Amazon-Integration oder die Benutzeroberfläche? Mich nicht, aber ich gebe zu, dass ist ein subjektiver Eindruck. Ich finde die Oberfläche schön, übersichtlich, gut gestaltet und sehr intuitiv – ich jedenfalls werde sie nicht wechseln gegen einen andere. Und welches Betriebssystem unter dieser „Haube“ läuft, ist für mich eher nachrangig, denn bisher konnte ich keine Gründe finden, die für eine Androide-Version sprechen würden.