Amazon: Bundeslöschtage beim Buchhändler

Erstellt am 29. August 2010 von Ppq @ppqblog

Schwuppdiwupp, da waren sie weg. Über Nacht hat der Internetbuchhändler Amazon die Kundenrezensionen zu Thilo Sarrazins Streitschrift "Deutschland schafft sich ab" gelöscht. Um 14 Uhr sei alles noch dagewesen, anch 20 Uhr war alles weg. Es gibt keine Erklärung dafür, keinen Hinweis auf die Gründe. "Als ich vor drei Stunden noch hier nach Rezensionen gesucht habe, waren es noch über 80", staunt Rezensent Platzus Regus, "jetzt sind sie gelöscht. Was soll das?"
Auch "Buch_Leser" staunt. "Es waren hier Rezensionen mit über 1500 postiven Bewertungen -
nun alle weg????" Das zeige, dass Sarrazin Recht habe: "Dieses Land ist nicht mehr zu retten - wenn selbst Amazon schon Rezensionen löscht." Im Gegensatz zur in den Medien veröffentlichten meinung waren die bei Amazon nachlesbaren Urteile zum Buch überwiegend positiv ausgefallen. Wenn sie denn überhaupt auf der Seite landeten, wie der Nutzer Habudd beschreibt: "Ich habe heute vormittag eine Rezension zu diesem Buch geschrieben und die wurde gar nicht erst veröffentlicht."
Ihn wundert nun "in diesem Land nichts mehr". Dominik Rein ätzt: "Tja, liebe Mitbürger, das versteht man hierzulande als Demokratie." "Alle Achtung, Amazon", lobt auch ein Fred Anderson: "Eine Lehrstunde in Demokratie, die Rezensionen zu löschen."
Inzwischen stehen wieder zwei Dutzend neue Rezensionen auf der Seite zum Sarrazin-Buch, aber die bestehen zu einem großen Teil aus gewagten Verschwörungstheorien dazu, wer die Bundeslöschtage beim weltgrößten Buchhändler veranlasst haben könnte. "Unsere Volksvertreter", mutmasst einer, Frau Merkel selbst, glaubt ein anderer. "Jetzt warte ich nur noch darauf, bis Frau Merkel auf den Protest diverser Organisationen einknickt und das Buch auf den Index landet", heißt es. Und analytisch scharf im historischen Vergleich: "Das ist hier ja wie in der DDR."