Wendy ist mürrisch, launenhaft, wählerisch und bisher von jeder Schule geflogen, die sie besucht hat. Und das waren nicht wenige. Man könnte meinen, sie versucht den Menschen um sie herum das Leben so schwer wie möglich zu machen. Sie lebt mit ihrem Bruder Matt bei ihrer Tante, aus dem einfachen Grund, dass ihre Mutter in einer psychiatrischen Klinik ist, da sie an Wendys sechsten Geburtstag versucht hat, ihre Tochter umzubringen.
Wendys Leben verlief offensichtlich nicht immer ganz nach Plan und es wird noch viel chaotischer, als der attraktive Finn in der Schule auftaucht und Wendy ständig völlig ungeniert anstarrt. Was will er nur von ihr? Und was noch viel wichtiger ist: Woher scheint er von Wendys außergewöhnlichen Gabe zu wissen?
Das Buch hatte ich schon als englisches Leseexemplar von der letztjährigen Buchmesse hier stehen, daher kann ich was die Übersetzung und den Schreibstil betrifft, gute Vergleiche ziehen. Denn es sind genau diese beiden Punkte, die mich an dem Buch gestört haben. Wendys Art zu reden verändert sich so oft, das ich manchmal das Gefühl hatte, es mit einer völlig anderen Person zu tun zu haben.
Mal redet sie wie eine kleine, arrogante Zicke, dann spielt sie wieder das schüchterne Mäuschen nur um kurze Zeit später wieder in ihren „Mir ist alles egal, die ganze Welt ist ohnehin gegen mich“ Modus zu verfallen und stößt dabei einfach jedem vor den Kopf.
Leider etwas, das mir auch im Original Switched aufgefallen ist. Das Wendy launenhaft und sehr sprunghaft ist scheint durch ihre „Abstammung“ so gewollt zu sein und trotzdem fiel es mir extrem schwer dieses 17-jährige Mädchen auch nur ansatzweise sympathisch zu finden. Wendy verhält sich wie ein ganz normaler Teenager in ihrem Alter – nur gefühlte 1000 Mal extremer.
Der zweite Punkt, die Übersetzung trug zu diesen ausgeprägten Stimmungsschwankungen noch zusätzlich bei. Warum in aller Welt muss man „a couple of minutes“ mit „ein paar Minütchen“ übersetzen? So redet kein Teenager und es passte einfach nicht zu Wendy und ihrem restlichen Ausdrucksvermögen. Vielleicht wird da aber in der finalen Version des Buches noch mal nachgebessert, da ich mich hier auf das Vorabexemplar beziehe.
Die Story ist interessant und schlägt mal in eine ganz andere Richtung ein. Zwar war es schwer bei dem Begriff „Troll“ nicht direkt an das Videospiel Hugo oder kleine grüne Männchen zu denken, aber die Idee wird gut erklärt und dem Leser glaubwürdig vermittelt. Was leider nicht für die restlichen Personen im Buch gilt. So sehr ich Wendys Bruder Matt mochte, mit Finn konnte ich leider überhaupt nichts anfangen. Er ist wieder so ein männliches, wandelndes Klischee aus Jugendbüchern.
Gutaussehend, groß, stark und geheimnisvoll und natürlich nur darauf bedacht, Wendy zu beschützen. Kurz: Er ist perfekt und wenn er mal in einem ganz kurzen, schwachen Moment ein kleines bisschen rüpelhaft ist (z.B. Wenn er Wendy offen sagt, dass sie nicht gut tanzen kann) dann muss er sich gleich hundert Mal dafür entschuldigen.
Warum kann in Jugendbüchern nicht einmal ein halbwegs realistisches Bild von Jungs geschaffen werden? Die Story hätte Richtig Fahrt aufnehmen können, wenn Wendy da ein ebenso frecher, vorlauter Kerl gegenüber gestanden hätte, der ihr mal den ein oder anderen nötigen Schuss vor den Bug verpasst hätte.
So, wie die meisten Teenager Jungs nun mal eben sind. Doch dafür hätte auch Wendy viel zu wenig Rückgrat gehabt und denkt so bereits nach 30 Seiten, sich in Finn zu verlieben und geht ohne jeden Zweifel einfach mit ihm mit, als er sie darum bittet. Dabei kennen sie sich gerade mal ein paar Tage.
Leider ist Verborgen ein Buch, welches mich nicht überzeugen konnte. Die Idee stimmt, das Drumherum leider nicht. Besonders der Sprachstil und die Charaktere haben mir die Lust am Lesen schnell verdorben. Zwei Dinge, die sich wohl in den beiden Folgebänden nur schwer ändern lassen dürften. Ich verabschiede mich daher vorzeitig von dieser Trilogie.